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Miller, Alexandra von; Kerschner, Michael; Betina, Lisa
Archaische Siedlungsbefunde in Ephesos: Stratigrafie, Bauphasen, Keramik und Kleinfunde aus den Grabungen unter der Tetragonos Agora : archaische Keramikfunde aus dem Theater und von den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdağ (Band 13,3: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51985#0310
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309

2 GEOMETRISCHE UND ARCHAISCHE KERAMIKFUNDE
AUS DEM THEATER UND AUS DEN GRABUNGEN DER
1920ER JAHRE AM NORDWESTLICHEN AUSLÄUFER DES
PANAYIRDAG
Neben den archaischen Siedlungsbefunden unter der Tetragonos Agora sind in Ephesos drei
weitere Grabungsareale gegeben, deren keramisches Fundmaterial bis in die geometrische und
archaische Zeit zurückreicht und denen daher für die Beurteilung der vorklassischen Topografie
von Ephesos eine besondere Bedeutung zukommt.
Die nach Ausweis der Fundkeramik wahrscheinlich spätarchaischen Befunde von der Nord-
ostterrasse am Panayirdag, auf die im Zusammenhang mit der Auswertung der Keramik aus der
Agora-Siedlung bereits mehrmals verwiesen wurde, sollen demnächst in einer abschließenden
Publikation zu den Grabungen, die in den Jahren 2008 und 2009 unter der Leitung von M. Ker-
schner am Panayirdag stattfanden, vorgelegt werden1071.
Das Material aus zwei weiteren Grabungsarealen, den nordwestlichen Ausläufern des
Panayirdag (s. u. Kap. 2.B) und aus dem Theater von Ephesos (s. u. Kap. 2.A), ist hingegen
der vorliegenden Publikation der archaischen Siedlung unter der Tetragonos Agora ergänzend
beigefügt1072 Dies geschieht aus mehreren Gründen. Das spätgeometrische und archaische Fund-
material aus den Theatergrabungen und aus den Altgrabungen J. Keils am Stadionhügel zu Füßen
des Panayirdag ist aufgrund seiner Fülle und des chronologischen Rahmens, den es abdeckt, in
hervorragender Weise dazu geeignet, das in den Siedlungsbefunden unter der Tetragonos Agora
gewonnene Bild zu dem ephesischen Keramikspektrum vorklassischer Zeit abzusichern und zu
ergänzen. In der Gegenüberstellung der Agora-Befunde mit dem Material aus dem Theater und aus
dem Bereich des späteren Vediusgymnasiums kann es darüber hinaus gelingen, sich auch jenen
chronologischen Horizonten des mittleren 8. und des späten 6. Jahrhunderts anzunähern, die in
den Befunden der Agora-Siedlung aufgrund ihrer Lebensdauer nicht hinreichend abgedeckt wer-
den. Umgekehrt gewinnt das in seiner kontextuellen Befundsituation weniger ergiebige Material
aus dem Theater und den Keil’schen Altgrabungen der 1920er Jahre gerade im Kontext der strati-
grafisch gut erfassten Agora-Siedlung an Aussagekraft. Gemeinsam bieten die drei Fundkomplexe
Agora-Siedlung, Theater und Panayirdag-Nordwestabhang einen überaus repräsentativen, weil
umfassenden Einblick in das Gefäßspektrum vorklassischer Zeit und damit einhergehend bislang
nicht dagewesene Erkenntnismöglichkeiten zum archaischen Ephesos. Dazu gehören einerseits
Ergebnisse, die sich aus Fragen an das Fundmaterial selbst ergeben; andererseits gewinnt die
Diskussion um die ephesische (Siedlungs-)Topografie archaischer Zeit durch die Verortung auch
der beiden anderen Fundplätze vorklassischer Keramik im ephesischen Stadtgebiet an positiven
und aussagekräftigen Argumenten. Dies ist umso wichtiger, als sich eben diese Diskussion bislang
vor allem auf der Basis historischer Quellen aus der literarischen Überlieferung speiste1073. In
jüngerer Zeit wurden vermehrt auch geoarchäologische Daten in die Überlegungen einbezogen1074.
Die Evidenzkraft der archäologischen Quellen blieb aufgrund der bisherigen Publikationslage
indessen eine weitgehend unbekannte Größe, die nun erstmals an Profil gewinnt.

1071 Speziell zur vorklassischen Keramik vgl. von Miller 2013 sowie von Miller 2015. Allgemein zusammenfassend
zum Grabungsbefund am Panayirdag vgl. auch Kerschner 2016.
1072 Die Präsentation des Materials bezieht sich dabei unmittelbar auf die bereits für die Agora-Befunde erfolgte Dis-
kussion, auf die wiederholt verwiesen wird. In ausführlicher Breite werden hingegen jene Stücke diskutiert, die
in den Agora-Befünden keine Parallelen finden.
1073 Vgl. dazu im Überblick Steskal 2008a und speziell zur literarischen Überlieferung Mohr 2007 und Fischer 2013.
1074 Vgl. Brückner 1997; Kraft u. a. 2000; Kraft u. a. 2005; Scherrer 2007; Stock u. a. 2014.
 
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