l.B.l Forschungs- und Publikationsstand zur ostgriechischen Keramik archaischer Zeit
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l.B DIE KERAMIK
l.B.l Forschungs- und Publikationsstand zur ostgriechischen Keramik archaischer Zeit
Im Folgenden soll der aktuelle Forschungs- und Publikationsstand zur ostgriechischen Keramik
archaischer Zeit skizziert werden. Eine detaillierte forschungsgeschichtliche Abhandlung ist nicht
angestrebt. Das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf den jüngeren Entwicklungen besonders der
letzten 40 Jahre, welche für die Keramikforschung bis heute von maßgeblicher Relevanz sind und
die damit auch dieser Arbeit zugrunde liegen, sowie auf den für Ephesos vorliegenden Arbeiten.
Die Anfänge der über 150-jährigen Forschungsgeschichte zur Materie sollen hingegen nicht
näher vertieft werden39. Ihr Wert für die jüngere Forschung liegt vornehmlich in umfangreichen
Befund- und Materialvorlagen40 und ersten richtungsweisenden gattungsspezifischen Studien41
begründet.
Es ist das Verdienst R. M. Cooks, in »Greek Painted Pottery« auf Basis der älteren For-
schungen und Publikationen eine erste Klassifizierung auch der ostgriechischen Keramik vor-
genommen zu haben42, die am Anfang der jüngeren Auseinandersetzung mit dieser steht und auf
die sich im Grunde bis heute alle Arbeiten zu diesem Thema in der einen oder anderen Form
beziehen. J. N. Coldstream verdankt die Keramikforschung mit »Greek Geometrie Pottery«
das richtungsweisende Überblickswerk zu der der Archaik vorangehenden und diese in ihren
Anfängen stark prägenden Keramikproduktion geometrischer Zeit43. In den späten 1990er Jahren
erschien, unter Berücksichtigung der fortgeschrittenen wissenschaftlichen Erkenntnisse, als wei-
ter ausformulierte Version mit »East Greek Pottery« ein Überblickswerk mit Handbuchcharakter
zur ostgriechischen Keramik von R. M. Cook in Zusammenarbeit mit P Dupont, dem eine erste
Synthese zu den ostgriechischen Amphoren verdankt wird44.
Zwischen den Erscheinungsdaten dieser Standardwerke liegt neben einer Reihe wichtiger
Materialvorlagen45 die endgültige Ablöse der lange Zeit vorherrschenden Annahme von Rhodos
als Hauptproduktionszentrum ostgriechischer Keramik46 durch die von H. Walter und E. Walter-
Karydi formulierte Idee mehrerer regionaler Produktionszentren47. Bis in die 1960er Jahre galt,
wenn auch nicht unwidersprochen, das auf der damaligen Fundevidenz aus rhodischen Grabkon-
texten beruhende >panrhodische Konzept?8, das erst mit den umfangreichen Keramikvorlagen
aus dem Heraion von Samos der differenzierteren Vorstellung mehrerer, sich stilistisch vonei-
nander unterscheidender Produktionszentren und -regionen abgelöst wurde. Innerhalb dieser
39 Ein forschungsgeschichtlicher Überblick seit den Anfängen der Beschäftigung mit ostgriechischer Keramik ist
bei Cook 1992, 309-315 und Coulie 2013, 142-187 nachzulesen. Vgl. außerdem die ausführlichen forschungsge-
schichtlichen Beiträge bei Kerschner 2002a, 28-36; Kerschner 2017a, 100-102.
40 s. etwa Salzmann 1875; Petrie 1886; Boehlau 1898; Dragendorff 1903; Kinch 1914; Dugas 1928; Jacopi 1929;
Technau 1929; Jacopi 1931; Jacopi 1932/1933; Eilmann 1933; Dugas - Rhomaios 1934; Dugas 1935; Laurenzi
1936; Lambrino 1938; Cook 1949; Walter 1957; Walter - Viemeisel 1959.
41 s. Cook 1933/1934; Cook 1952 zur Fikelluraware und der nordionisch-schwarzfigurigen Ware und in Anlehnung
daran Cook 1965; Villard - Vallet 1955 zu den Knickrandschalen.
42 Cook 1960, 116-142.
43 s. Coldstream 1968, 262-301.
44 Cook - Dupont 1998.
45 Vgl. etwa Cook 1965; Hayes 1966; Condurachi 1966; Boardman 1967; Kleiner u. a. 1967; Coldstream 1968;
Kopeke 1968; Tuchelt 1971; Metzger 1972; Hayes 1973; Ploug 1973; von Graeve 1973/1974; von Graeve 1975;
Calvet - Yon 1977; Gjerstad 1977b; Thalmann 1977; Alexandrescu 1978; Isler 1978b; Kleine 1979; Schiering
1979; Furtwängler 1980; Voigtländer 1982; Schaus 1985; Furtwängler - Kienast 1989; Lemos 1991; Radt 1992;
Ersoy 1993; Boldrini 1994.
46 Vgl. den Überblick zu den rhodischen Grabungen bei Coulie 2013, 144-147; Coulie - Filimonos-Tsopotou 2014,
24-75 mit weiterführender Lit. Zur tatsächlich lokal rhodischen Keramik vgl. im Überblick Coulie 2013, 184-186;
Coulie - Filimonos-Tsopotou 2014, 104-121. 290-315.
47 s. Walter 1968; Walter-Karydi 1973. Einen guten Einblick bietet hierzu Kerschner 2002a, 28-36.
48 s. dazu im Überblick Kerschner 2002a, 29. Der erstmalige Eingang der ostgriechischen Keramik in die archäolo-
gische Diskussion geht auf die Pionierarbeiten A. Salzmanns auf Rhodos zurück: Salzmann 1875. Zu der Keramik
aus den Grabungen A. Salzmanns zuletzt auch Coulie 2014.
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l.B DIE KERAMIK
l.B.l Forschungs- und Publikationsstand zur ostgriechischen Keramik archaischer Zeit
Im Folgenden soll der aktuelle Forschungs- und Publikationsstand zur ostgriechischen Keramik
archaischer Zeit skizziert werden. Eine detaillierte forschungsgeschichtliche Abhandlung ist nicht
angestrebt. Das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf den jüngeren Entwicklungen besonders der
letzten 40 Jahre, welche für die Keramikforschung bis heute von maßgeblicher Relevanz sind und
die damit auch dieser Arbeit zugrunde liegen, sowie auf den für Ephesos vorliegenden Arbeiten.
Die Anfänge der über 150-jährigen Forschungsgeschichte zur Materie sollen hingegen nicht
näher vertieft werden39. Ihr Wert für die jüngere Forschung liegt vornehmlich in umfangreichen
Befund- und Materialvorlagen40 und ersten richtungsweisenden gattungsspezifischen Studien41
begründet.
Es ist das Verdienst R. M. Cooks, in »Greek Painted Pottery« auf Basis der älteren For-
schungen und Publikationen eine erste Klassifizierung auch der ostgriechischen Keramik vor-
genommen zu haben42, die am Anfang der jüngeren Auseinandersetzung mit dieser steht und auf
die sich im Grunde bis heute alle Arbeiten zu diesem Thema in der einen oder anderen Form
beziehen. J. N. Coldstream verdankt die Keramikforschung mit »Greek Geometrie Pottery«
das richtungsweisende Überblickswerk zu der der Archaik vorangehenden und diese in ihren
Anfängen stark prägenden Keramikproduktion geometrischer Zeit43. In den späten 1990er Jahren
erschien, unter Berücksichtigung der fortgeschrittenen wissenschaftlichen Erkenntnisse, als wei-
ter ausformulierte Version mit »East Greek Pottery« ein Überblickswerk mit Handbuchcharakter
zur ostgriechischen Keramik von R. M. Cook in Zusammenarbeit mit P Dupont, dem eine erste
Synthese zu den ostgriechischen Amphoren verdankt wird44.
Zwischen den Erscheinungsdaten dieser Standardwerke liegt neben einer Reihe wichtiger
Materialvorlagen45 die endgültige Ablöse der lange Zeit vorherrschenden Annahme von Rhodos
als Hauptproduktionszentrum ostgriechischer Keramik46 durch die von H. Walter und E. Walter-
Karydi formulierte Idee mehrerer regionaler Produktionszentren47. Bis in die 1960er Jahre galt,
wenn auch nicht unwidersprochen, das auf der damaligen Fundevidenz aus rhodischen Grabkon-
texten beruhende >panrhodische Konzept?8, das erst mit den umfangreichen Keramikvorlagen
aus dem Heraion von Samos der differenzierteren Vorstellung mehrerer, sich stilistisch vonei-
nander unterscheidender Produktionszentren und -regionen abgelöst wurde. Innerhalb dieser
39 Ein forschungsgeschichtlicher Überblick seit den Anfängen der Beschäftigung mit ostgriechischer Keramik ist
bei Cook 1992, 309-315 und Coulie 2013, 142-187 nachzulesen. Vgl. außerdem die ausführlichen forschungsge-
schichtlichen Beiträge bei Kerschner 2002a, 28-36; Kerschner 2017a, 100-102.
40 s. etwa Salzmann 1875; Petrie 1886; Boehlau 1898; Dragendorff 1903; Kinch 1914; Dugas 1928; Jacopi 1929;
Technau 1929; Jacopi 1931; Jacopi 1932/1933; Eilmann 1933; Dugas - Rhomaios 1934; Dugas 1935; Laurenzi
1936; Lambrino 1938; Cook 1949; Walter 1957; Walter - Viemeisel 1959.
41 s. Cook 1933/1934; Cook 1952 zur Fikelluraware und der nordionisch-schwarzfigurigen Ware und in Anlehnung
daran Cook 1965; Villard - Vallet 1955 zu den Knickrandschalen.
42 Cook 1960, 116-142.
43 s. Coldstream 1968, 262-301.
44 Cook - Dupont 1998.
45 Vgl. etwa Cook 1965; Hayes 1966; Condurachi 1966; Boardman 1967; Kleiner u. a. 1967; Coldstream 1968;
Kopeke 1968; Tuchelt 1971; Metzger 1972; Hayes 1973; Ploug 1973; von Graeve 1973/1974; von Graeve 1975;
Calvet - Yon 1977; Gjerstad 1977b; Thalmann 1977; Alexandrescu 1978; Isler 1978b; Kleine 1979; Schiering
1979; Furtwängler 1980; Voigtländer 1982; Schaus 1985; Furtwängler - Kienast 1989; Lemos 1991; Radt 1992;
Ersoy 1993; Boldrini 1994.
46 Vgl. den Überblick zu den rhodischen Grabungen bei Coulie 2013, 144-147; Coulie - Filimonos-Tsopotou 2014,
24-75 mit weiterführender Lit. Zur tatsächlich lokal rhodischen Keramik vgl. im Überblick Coulie 2013, 184-186;
Coulie - Filimonos-Tsopotou 2014, 104-121. 290-315.
47 s. Walter 1968; Walter-Karydi 1973. Einen guten Einblick bietet hierzu Kerschner 2002a, 28-36.
48 s. dazu im Überblick Kerschner 2002a, 29. Der erstmalige Eingang der ostgriechischen Keramik in die archäolo-
gische Diskussion geht auf die Pionierarbeiten A. Salzmanns auf Rhodos zurück: Salzmann 1875. Zu der Keramik
aus den Grabungen A. Salzmanns zuletzt auch Coulie 2014.