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Miller, Alexandra von; Kerschner, Michael; Betina, Lisa
Archaische Siedlungsbefunde in Ephesos: Stratigrafie, Bauphasen, Keramik und Kleinfunde aus den Grabungen unter der Tetragonos Agora : archaische Keramikfunde aus dem Theater und von den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdağ (Band 13,3: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51985#0405
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404 3.A Das chronologische Typenspektrum im kontextuellen Vergleich mit ionischen Fundplätzen

eine gute Vergleichsbasis für die ephesischen Siedlungsbefunde der ersten Hälfte des 7. Jahr-
hunderts (AG Phase I, AG Phase Ila+b; Keramiktaf 1-43; Typentaf. 1-3).
Das Repertoire an Trinkgefäßen setzt sich für diesen Zeitraum in Ephesos wie in Milet aus
korinthisierenden Kotylen, Randfalzkotylen, frühen Vogelschalen, Skyphoi, Knickrandskyphoi,
Knickrandschalen und Tassen zusammen, doch bereits im Typenrepertoire unterscheiden sich die
beiden Fundplätze. So scheinen Randfalzkotylen mit Kammbürstendekor, die in Ephesos über
die AG Phase 11 hinaus die dominierende Kotylenform darstellen, in Milet nur vereinzelt auf;
die dominierenden Varianten sind dort die Vogel- und Reifenkotylen. Vogelschalen bleiben an
beiden Fundorten noch selten, was ihren späteren Datierungsansatz verdeutlicht. Die Skyphoi
scheinen in Milet einen ungleich höheren Stellenwert eingenommen zu haben als in Ephesos. Die
in Milet zahlreich belegten südionischen Knickrandskyphoi bleiben unterrepräsentiert, während
die dunkelgrundigen Skyphoi mit ausgebogenen oder abgeknickten Rändern umgekehrt in Milet
eine singuläre Ausnahmeerscheinung darstellen1565. Innerhalb der Knickrandschalen überwie-
gen in Milet für diesen Zeitraum die Schalen vom Typ 5, die in Ephesos erstmals mit der AG
Phase III auftreten, vor den Schalen vom Typ 6. Schalen vom Typ 8, die in Ephesos erstmals in
der AG Phase Ilb vertreten sind (Kat. 165. Kat. 435), fehlen in den genannten Vergleichsbe-
funden aus Milet noch völlig. Bei den Tassen teilen sich Ephesos und Milet in der ersten Hälfte
des 7. Jahrhunderts die steilwandigen Tassen und jene mit konkaver Wandung. Knickrandtassen,
glockenförmige Tassen und Tassen mit geschwungener Wandung fehlen hingegen in den mile-
sischen Befunden.
Die großen Mischgefäße der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts sind gut mit dem milesischen
Repertoire vereinbar, die Tiefen Schüsseln finden in Milet ein formales Gegenstück in einem
geometrisch bemalten Gefäß1566. Innerhalb der Serviergefäße liegen mit den in Ephesos pro-
minenten bauchigen Schüsseln und Henkelschalen sowie den Tellern auf hohem Fuß Formen
vor, die in den milesischen Vergleichsbefunden für diese Zeit noch nicht belegt sind, während
Steilwandschüsseln, Schüsseln mit gerundeter Wandung, Knickwandschüsseln und Deckel mit
Deckelfalz vertreten sind. Die mit den milesischen Riefelrandschüsseln vergleichbaren Gefäße
kommen in Ephesos erst mit der AG Phase III auf; die glatt polierten Oberflächen unbemalter
Gebrauchswaren sind beider Orts belegt. Die in Milet gut nachgewiesenen geometrisch bemalten
Teller mit flachen Böden kommen in Ephesos gar nicht vor.
Bei den Schankgefäßen der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts stehen sowohl in Ephesos als
auch in Milet die geometrisch geprägten Dekorsysteme neben Reifen- und Wellenbanddekor,
der vor allem auch für die Vorrats- und Transportgefäße dieser Zeit bezeichnend ist, wobei die
aus Milet bekannten Exemplare hier anders als die ephesischen noch großflächig gefirnisst aus-
fallen. Daneben stehen die wenigen, noch stark an geometrischen Form- und Dekortraditionen
orientierten frühorientalisierenden Gefäße und Riefelkannen.
Innerhalb der Küchenwaren scheint Milet sehr ähnlich wie Ephesos noch kleinformatige
Kochtöpfe zu bevorzugen, deren Randmorphologie anders als in Ephesos allerdings bereits
verbindlich die langschmale Tropfenform der späteren großen Töpfe vorwegnimmt1567.
Das Gefäßrepertoire von Ephesos ist in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts grundsätzlich
recht gut mit dem aus Milet publizierten vergleichbar. Die dennoch deutlichen Unterschiede im
Typenspektrum sind einerseits auf lokale Spezifika und Vorlieben (dunkelgrundige Skyphoi,
Zickzackmetopenkotylen, Reifenkotylen, kleinformatige Knickrandschalen, Knickrandtassen,
glockenförmige Tassen, bauchige Schüsseln, Henkelschalen, Teller auf hohem Fuß) zurück-
zuführen. Andererseits können die früharchaischen ephesischen Befunde der AG Phase I und
II mit ihrer Datierung vom Beginn des zweiten Viertels bis in das mittlere 7. Jahrhundert trotz
ihres noch stark geometrisch geprägten Formenrepertoires mit den spät- und subgeometrischen

1565 Vgl. Schlotzhauer 1999b, 22 Nr. 35 Abb. 11; Schlotzhauer 2014, 489 Nr. 42. 43 Taf. 8.
1566 Vgl. von Graeve 1975, 57 Nr. 71 Abb. 38.
1567 Vgl. Kerschner 1999, 46 Nr. 71 Abb. 15.
 
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