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Miller, Alexandra von; Kerschner, Michael; Betina, Lisa
Archaische Siedlungsbefunde in Ephesos: Stratigrafie, Bauphasen, Keramik und Kleinfunde aus den Grabungen unter der Tetragonos Agora : archaische Keramikfunde aus dem Theater und von den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdağ (Band 13,3: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2019

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51985#0475
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474

5.A Zusammenfassung

daten zu hinterlegen und die archaische Siedlung unter der Tetragonos Agora im historischen
Gesamtbild von Ephesos zu verorten.
Die Agora-Siedlung verzeichnete demnach eine Lebensdauer von etwa 150 Jahren und erfuhr
in dieser Zeitspanne eine gewaltsame Brandzerstörung im mittleren 7. Jahrhundert, eine nach dem
unmittelbaren Wiederaufbau planmäßige Aufgabe und Neuanlage an der Wende zum 6. Jahrhun-
dert und schließlich die endgültige Aufgabe als Siedlungsareal im mittleren 6. Jahrhundert. Diese
markanten und die gesamte ergrabene Fläche betreffenden Ereignisse (erste Steinarchitektur,
Zerstörungsbrand, Wiederaufbau, Aufgabe und Niveauerhöhung, Wiederaufbau, Aufgabe) defi-
nieren die Bauphasen AG Phase I bis AG Phase IV. Kleinräumigere Phänomene wie Umbauten
an bestehenden Gebäuden und punktuell fassbare neue Strukturen unterstreichen die Binnenglie-
derung besonders der AG Phase II und der AG Phase III in je zwei Subphasen (a+b), die auch
in der typochronologischen Entwicklung der Gefäßbestände innerhalb einer Phase von ihren
Baubefunden bis zu ihren Zerstörungsbefunden erkennbar sind.
Ein zweiter thematischer Schwerpunkt der kontextuellen Analyse gilt einer ersten Annäherung
an funktionale Fragestellungen, die sich ausgehend vom heterogenen Baubefund in den einzelnen
Siedlungsphasen an das Material stellen. Für Gebäude, die sich innerhalb einer Siedlungsphase
von den umgebenden Strukturen aufgrund ihrer Grundrisstypologie (Ovalbau OB, zweiräumi-
ger Bau MB), ihrer Bautypologie (Kalkmergelbau KMB) oder ihrer Ausstattung (zweiräumiger
Bau MB, ziegelgedeckter Raum HA 6) unterscheiden, wird eine vergleichende Gegenüberstel-
lung ihres Gefäßbestands mit jenem der jeweils synchronen Kontexte vorgenommen. Die Analyse
zielt darauf ab, eventuelle, auch im Gefäßrepertoire sichtbare Besonderheiten aufzuzeigen und
in ihren möglichen funktionalen Implikationen, innerhalb der durch die Publikationslage zu
ionischen Siedlungen archaischer Zeit begrenzten Möglichkeiten, zu diskutieren.
Die Studie am keramischen Fundmaterial aus der archaischen Siedlung unter der Tetragonos
Agora schließt in Kapitel l.E mit dem Entwurf einer vom frühen 7. bis in das mittlere 6. Jahr-
hundert reichenden Typochronologie ab. Diese zeichnet die grundsätzlichen Entwicklungen im
archaischen Gefäßrepertoire nach und wird zukünftig die chronologische Einordnung des in
diesem Zeithorizont in Ephesos vertretenen Waren- und Formenspektrums auch jenseits kon-
textuell abgesicherter Horizonte ermöglichen. Im Tafelteil sind dieser Analyse chronologische
Typentafeln beigefügt, welche die wichtigsten Entwicklungstendenzen nach Siedlungsphasen
aufgeschlüsselt nachvollziehen lassen.
In Kapitel 2 wird das geometrische und archaische Fundmaterial von zwei weiteren ephesi-
schen Fundplätzen, dem Theater von Ephesos und dem Nordwestabhang des Panayirdag und sei-
ner Ausläufer, vorgestellt. Die Theatergrabungen wurden von der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften durchgeführt und sind mittlerweile in der Reihe der »Forschungen in Ephesos«
publiziert. Diese Ergebnisse erfahren in Kapitel 2.A mit der Thematisierung des vorklassischen
Fundspektrums eine Ergänzung. Die Grabungen am Nordwestabhang des Panayirdag, deren
Fundmaterial in Kapitel 2.B vorgestellt wird, erfolgten hingegen bereits in den 1920er Jahren
durch das Österreichische Archäologische Institut.
Anders als aus der archaischen Siedlung unter der Tetragonos Agora liegen für keines die-
ser beiden Keramikensembles indikative Befunde der geometrischen und archaischen Zeit vor,
weshalb sich die Analyse allein auf das Fundmaterial selbst stützen kann. In der Gegenüberstel-
lung mit der kontextuell erfassten Gefäßkeramik aus der Agora-Siedlung gelingt es jedoch, die
chronologische und funktionale Interpretation auch der Fundkeramik aus den Theatergrabungen
und aus den Grabungen an den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdag zu schärfen und
chronologische Horizonte spätgeometrischer und spätarchaischer Zeit besser zu erfassen, wel-
che von der Agora-Siedlung nicht oder nicht in dieser Deutlichkeit abgedeckt werden. Darüber
hinaus erschließt sich in der auch jenseits der chronologischen Dimension sehr heterogenen
Gefäßkeramik ein unmittelbarer archäologischer Beleg für komplexe Phänomene, welche ein
nach Fundplätzen differenziertes Bild des archaischen Ephesos zeichnen. Zu den prägnantes-
ten Indikatoren dieses differenzierten Spektrums zählen etwa die nur am Nordwestabhang des
 
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