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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0165

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142

DAS OUAKKL

schildert den Tempel schon als arm. Pausanias sali noch
137 Statuen, Kunstwerke und reiche Schatzkammern; diese
waren unterirdisch, rund wie die des Atrens zu Mykenii, die
vorzüglichsten waren die der Sikyonier, der Korinther,
der Siphnier, von deren Goldgruhen Apollon den Zehnten
erhielt (siehe im 2ten Theil Insel Siphno), der The haue r
und der Athener. Alles ist geraubt, zerstört, verschwun-
den, und auf dem heiligen Bezirk des Apollon steht ein klei-
nes armes Dorf aus leichten Häusern. Der Grund des Apol-
lon-Tempels liesse sich noch mit vieler Sicherheit auffinden,
wenn man im mittlem Theil des Dorfes Kastrl, noch unter-
halb dem Hause des ehemaligen Aga, bei welchem sich grosse
canelirte Marmorstücke dorischer Ordnung fanden, längs dem
Abhang mit hinreichender Breite und Tiefe eine Ausgrabung
hegönne und damit gegen das Gebirg zu fortführe. Die dar-
auf erbauten Häuser müsste man auskaufen, und sie entweder
südöstlich von dem Abfluss der Kastalischeu Quelle, oder süd-
westlich von Kastrl übersiedeln, wo sonst die Stadt Delphi
lag; dabei müsste man ihnen bei der Grundgrabuug beistehen,
damit sie sich nicht Mieder über alterthümlichen Resten fest-
setzten. Wasser kann ihnen dahin von der Kastalischen Quelle
geleitet werden. So wird man den viereckigen Peripteros
des Tempels wiederfinden, die Dunsthöhle, wenn auch zu-
sammengestürzt oder verschüttet, und den grossen Nabel von
Marmor, der nach der Phantasie der Delphier der Mittel-
punkt der Erde war, vielleicht weil sie meinten, die Gottheit
müsse im Mittelpunkt der Erde wohnen, um von hier überall
hin gleich weit die Erde auch gleichförmig regieren zu kön-
nen. Um diesen Punkt zu bestimmen, Hess Zeus zwei Adler
von den beiden Enden der Welt aus Osten und aus Westen
zu gleicher Zeit fliegen und hier kamen sie zusammen; siehe
Taf. II. Dieser schwere Nabel möchte wohl den Plünderern
zu unbedeutend gewesen sein, mit Mühe auch ihn zu rauhen,
und könnte daher noch gefunden werden.

Man zeigte mir ein Marmorstück mit Reitern, die aber
ganz verstümmelt waren, und alte mächtige Mauerstiicke im
 
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