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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0166

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ZU DELPHI.

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mittlem Theil des Dorfes, unlängst bei Erbauung eines Hau-
ses ausgegraben. Zu oberst über dem Dorfe sieht man die
Pythische Rennbahn, in welcher Wettlauf und Kämpfe gehal-
ten wurden; sie ist nicht breit, aber ziemlich lang (über 200
Schritt), an der Ost-Seite sind einige wenige Sitze wie grosse
Stufen im grauen Kalkfelsen ausgehauen, sie sollen einst mit
weissem Marmor belegt gewesen sein. Südlich ist diess Sta-
dion längs hin durch mächtige Quaderstücke, die eine Mauer
bildeten, begrenzt. Eine Ansicht von Delphi, den Phädriaden
(zwischen beiden am Fuss der östlichen befindet sich die Ka-
stalische Quelle) und dem Parnassos giebt Taf. II. Das Ora-
kel lag in einer Umgebung, die einen ernsten, erhabenen und
geheimnissvollen Character hat.

Westlich von Kastri einige Minuten weit kommt man zu
einem Felsen, in welchem durch eine grosse Thüre man in
eine schön ausgearbeitete Höhle gelangt; dem Eingang gegen-
über ist ein Grab im Felsen ausgehauen und an jeder Seite
ein ähnliches. Dass sie leer sind, versteht sich von selbst,
auch die Gebeine sind nicht mehr darinu. Die Wölbung über
jedem Grabe ist mit feinem Mörtel überzogen und gemalt,
aber später ganz zerkratzt, nur über dem mittlem Grabe
sieht man noch deutlich genug einen roth und grünen Papa-
gey mit langem Schweife (Psittacus Alexandri). Die Farben
sind noch schön und die Zeichnung ist sehr richtig. Kurz
zuvor, ehe man zu diesem schönen Grabe kommt, sieht man
unterhalb des Weges Mauerreste der Stadt Delphi.

Der Fremden, welche nach Kastri kommen, hat sich der
dortige Demarch bemächtigt, sie wohnen und nähren sich bei
ihm; er hat einige Bogen Papier zusammengeheftet und bittet
jeden Fremden sich einzuschreiben. Man hat ihn mit Recht
nicht gelobt, er ist zuletzt als un grandissime fripon geschildert.

Der Parnassos erhebt sich nach B. St. V. Messung über
2400 Metres über das Meer; er besteht ganz aus weisslich-
grauem zur Kreide gehörigen Kalkstein. Gegen 3 Stunden
nördlich von Delphi ist auf dem Parnass die merkwürdige Ko-
rykische Höhle; von ihr aus kann man, wiewohl sehr be-
 
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