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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0246

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MEGARA.

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voll Sittenverderbniss, fleischlicher Lust, ohne Treue und
Glauben.

Megara war unter den Türken ein elendes Dorf von ei-
nigen Hundert Häusern; es liegt am Fusse der alten Karia; der
grösste Theil der alten Stadt sind Felder, bei deren Bear-
beitung sicli manches alterth'ümliche fand. Im Kriege mit den
Türken wurde es fast ganz zerstört, jetzt sind zwar viele
Häuser wieder aufgebaut, aber noch sieht es sehr wüst aus.
Man wollte uns in einen Kaireeladen einquartieren, ich musste
lachen und wählte mir eine Brandstelle, vor welcher sich ein
grosser freier Platz befand, und bald flackerte ein muntres
Bivouak-Feuer empor.

In einer Höhle nördlich v on Megara fand einer der Forst-
männer einen, etwa ein Paar Zoll dicken Ueberzug von fas-
rigen weissen schwefelsauren Eisen und Thon, er war für
Salpeter gehalten und eingesendet worden.

In der Nähe von Megara bricht weisser Kalkstein, der
grösstenteils aus Steinkernen von zweischaaligen Muscheln
besteht, die Alten liebten ihn sehr und benutzten ihn zu Tem-
peln u. s. w.; sie nannten ihn Muschelmarmor.

Es bildeten sich daher bei ihnen einige gute Künstler. Ci-
cero Hess sich für 20,000 Sesterzien dergleichen Statuen zur
Zierde seiner Akademie schicken.

Auch einen weissen Thon, wahrscheinlich thonigen Kalk-
mergel, fand man im Megarischen Gebiet (Diod. Sic. XI. 70.)
und verarbeitete ihn zu viel gerühmten Geschirren, ähnlich
dem Wedgwood, besonders fertigte man Trinkgeschirre und
eine Art Becher, yvukcu (Athen. Deipn. XI. p. 228). Dod-
well lobt aber die irdenen Gefässe nicht, die man in Megara
noch häufig ausgräbt.

Als Megara noch stark bevölkert war, konnten sie nicht
Getreide genug erbauen; am besten kam eine Art von Wei-
tzen (Alica, jetztMavrogani), der 12fach trägt, fort. Ferner
bauten sie Kohl und besonders viel Zwiebeln, welche bei der
so bekannten Verstellung und Falschheit der Megärenser An-
 
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