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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0255

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230 DIE WARMEN QUELLEN VON LOUTRAKI.

eine Person nur eben so viel Raum, um sich stehend um-
drehen zu können. So fest auch die Felsenstücke liegen, zwi-
schen welchen man sich befindet, so fühlt man sich doch sehr
beengt, und es scheint, als müssten die grauen Massen jeden Au-
genblick zusammenrücken und den Badenden, hülflos, wie er die
Welt betrat, zerquetschen. Diess Bad ist ungemein erquickend.

Von den übereinandergestürzt den Abhang liier bedecken-
den Felsenblöcken Hesse sich mit eisernen Keilen so viel ab-
treiben, dass die Quellen frei und Platz würde, sie als Bad
zu benutzen. Mit den abgeworfenen Felsstücken müsste ein
Molo gebildet werden, hinter welchem, geschützt vor Wellen-
schlag, einige breterne Badehäuschen erbaut und mit den no-
thigsten Bequemlichkeiten versehen würden, aus welche!) man
in die durch breterne Verschlage getrennten, von den wohl-
gefassten Quellen durchströmten Bäder steigen könnte.

Diese kleine Anlage kann mit unbedeutenden Unkosten
hergestellt werden, und jeder Reisende, der vom Meere aus
dem engen Schiffchen vielleicht seekrank, oder ermüdet von
der Landseite ankam, wird durch ein so angenehmes Bad
sich schneller als durch Speise und Trank gestärkt fühlen, kräf-
tiger und heiterer aus diesen warmen Quellen steigen, wäh-
rend jetzt der Reisende, so wie er Loutrjiki betreten hat, hohe
Forderungen dem Schiffer oder Pferdebesitzer bewilligen muss,
wenn er weiter reisen will, und zu seiner Erfrischung nichts
findet, als Wein, den alles hineingeworfene Harz nicht mehr
vor dem Sauerwerden, und Sardellen, die kein Salz mehr vor der
Fäulniss schützt. Dennoch ist alles hier so theuer wie in Athen.

Mit jener Badeanstalt wird nothwendigst ein Haus verbun-
den werden müssen, worinn man die nöthigsten Getränke und
Nahrungsmittel von guter Qualität bekommen kann, und was
Schutz für Sturm und Wetter, Feurung und Ruhestätte dar-
bietet, diess alles ist hier noch nicht zu finden.

Es befinden sich hier stets 2 bis 9 Gensdarmes, denn Lou-
fräki ist Flauptplatz für alle, welche über's Meer kommen oder ab-
reisen wollen. Wer nach Athen reist, begiebt sich gewöhnlich von
hier nach Kalamäki und schifft sich von da nach dem Piriieus ein.
 
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