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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0269

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AKROKORINTHOS.

Sternen, besonders die östliche ist gross; bis zum damaligen
Wasserspiegel (18. Juni) waren 3 Lr. und dann 4 Lr. gutes
frisches Wasser. Man glaubte, der letzte Pascha, als er ab-
ziehen musste, habe alle Kassen und seine Schätze hineinwerfen
lassen, und ein Taucher hatte behauptet: es lägen Fässer
drinnen, doch als er wieder tauchte, sagte er: es seien Säulen-
stücke. Es wäre gut und vielleicht interessant, wenn im Sep-
tember diese Cisternen einmal ausgeschöpft und völlig gerei-
nigt würden, was mit wenig Unkosten ausgeführt werden
könnte. Die Aussicht von der Höhe ist weit, man erblickt
freilich meist nur kahle Felsparthieen und Meer. Südwestlich
liebt sich eine senkrecht emporstehende Felskuppe mit einer
festen Burg des Mittelalters; sie war in dem letzten Kriege
von Griechen besetzt, und konnte trotz aller Anstrengungen
durch die Türken nicht eingenommen werden.

Akrokorinth ist von allen Seiten durch schroffe hohe Kalk-
felsen begrenzt; der Kalkstein ist weisslichgrau und etwas kry-
stallinisch körnig; er liegt westlicli neben und über dem ro-
tlien eisenschüssigen Gestein, was sich auch auf der Festung
neben der grossen Kaserne zu Tage ausstehend zeigt. Man
sagte uns, dass fast alle, welche sich einige Monate oben auf-
halten mussten, das Fieber bekamen und daran starben. Von
1 Comp, deutscher Infanterie zogen nur 26 Mann ab, die an-
dern blieben alle oben, aber im Grabe. Die Besatzung wird
dalier jetzt alle Monate von Nauplia aus abgelöst. Der grösste
Theil derer, die hier und anderswo starben, ruften selbst den
Tod herbei, denn ungewohnt des sehr starken Weines, tranken
sie ihn, ohne ihn mit Wasser zu mischen, als sei es Limo-
nade, und ohne etwas mehr dazu zu gemessen, als Brodt mit
gesalzenem, mageren Käse (Sackkäse), Oliven, oder Sardellen;
sie schliefen dann oft leicht bekleidet, erhitzt, dem Tliau aus-
gesetzt, auf dem blossen Erdboden.

Auf Akrokorinth greift die Gesundheit am leichtesten an,
dass es des Nachts sehr kühl wird und früh starker Thau
fällt; vor beiden muss die Besatzung gehütet werden, so wird
sie frischer und munterer bleiben als in der Ebene.
 
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