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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0425

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KALAVVIÜTA.

mehr und wird endlich zu einem grossen Maisfeld (es ist die
Ebene des alten Kynaetha), dann folgen wieder viele Wein-
gärten, es schliesst sich, man sieht nur eine enge Schlucht,
in welcher zwischen steilen Felsen sich der das Thal durch-
laufende Bach, der Bura'ikos, hindurchdrängt, er rauscht un-
ter dem Kloster Megaspileon vorbei und eilt nach dem Meer-
busen von Korinth. Erst wenn man gegen das Ende des
Thaies vorgeschritten ist, sieht man zur Seite Kaläwrlta,
mit mehrern grossen zerstörten türkischen Häusern. Es war
bis zur Vertreibung der Türken ein bedeutender Ort. Den
Bazar bildet eine enge Strasse, zu beiden Seiten mit Kauf-
läden. Es regnete, wir wollten hier ein Stück Brod im Trocknen
essen, die Ortsbehörde nahm uns auf das unfreundlichste auf,
ich wurde endlich in das Zimmer eines frühern Palikaren-
Capitains geführt, mit denen ich mich gewöhnlich überall gut
befunden hatte; dieser war aber zu voll von Selbstgefühl und
wollte mir die Gnade fühlen lassen, dass ich bei ihm im
Trocknen sei, ich Hess daher satteln, empfahl mich freund-
lich und zog es vor, obgleich der Tag sich zum Abend neigte,
mich lieber heute noch ins Gebiet des Styx zu begeben.
Meine beiden Gensdarmes sagten, dass Kalawrita in dem Ruf
stehe, nicht die besten Einwohner zu haben.

Der Weg von der Stadt führt den Berg östlicli hinauf,
man wendet sich dann am hohen Abhänge mehr südlich. Wo
ein andrer Gebirgsrücken beginnt, sass zur Seite des Weges
ein Wächter mit einem Pistol im Gürtel, er sollte hier auf-
passen, dass keine Räuber über das Gebirg ziehen. Von hier
geht der Weg auf dem hohen, öden Gebirgsrücken fort, den
einzelne Kiefern bedecken. Er besteht nur aus dichtem Kalk-
stein. Man blickt in waldige Gebirgsschluchten und sieht in
einer Entfernung von etwa \}2 St. unter einer steilen, hohen
Felsenwand das Kloster Megaspileon. Felsenhühner riefen
von allen Seiten, es fing an zu dunkeln, dicke Nebel zogen
von Westen her und hüllten uns wie in Pulverdampf. Auf dem
halben Wege stand (ihn aus der Ferne zu bezeichnen) ein
hoch aufgemauerter pyramidaler Pfeiler, mit Kalk weiss ge-
 
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