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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0438

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MEGASPILEON

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lialle, deren Gewölbe durch vier niedrige viereckige Säulen
in der Mitte getragen wird, um sie herum sind Sitze ange-
bracht; auch vorn, wo man ins Freie sieht, befindet sich an
der Vorderwand längs hin eine lange steinerne Bank. Aus
dieser Vorhalle tritt man in die Kirche, welche ganz in die
Höhle unter dem Felsen eingebaut und, wie gewöhnlich, nicht
gross ist. Alle Heiligenbilder waren mit weissen Vorhängen
verdeckt, der Fussboden der Kirche ist mit weissen und bläu-
lichgrauen Marmorplatten mosaikartig ausgelegt; in der Mitte
ragt ein aus weissem Marmor gehauenes Türkengesicht und
einige Fuss weiter ein halber Mond hervor.

Der Gesang endigte, der Priester trat aus der Celle her-
vor und ertheilte allen in der Kirche Anwesenden den Segen,
die Vesper war zu Ende. Einige der Geistlichen umringten
mich und sprachen mit mir, ich bat sie, mir das Ilauptgna-
denbild zu zeigen, es ist rechts zur Seite; sie zündeten noch
einige Kerzen an und zogen den Vorhang weg. Hinter dem
vergoldeten Vorbild aus getriebenem Metall sieht man das
braun gemalte Antlitz der heil. Mutter Gottes. Es wird für
wunderthätig gehalten und ist sehr alt. Unter dem Bilde ist
längs hin eine Spalte, in welche man das für die Kirche be-
stimmte Geld fallen lässt. Ich begab mich nun in die Vor-
halle, wo ich von dem ersten Abt (es sind deren vier) eingeladen
wurde, mich mit ihm auf eine der steinernen Bänke zu se-
tzen und 20 Geistliche mit langen Bärten nahmen Platz um
uns herum. Ich wurde gefragt, was ich im Gebirge suchte,
was ich bereits gefunden hätte u. s. w.; so sprachen wir
lange, bis man mir sagte: ob ich wünsche auf mein Zimmer
zu gehen.

Durch eine Seitenfhüre des langen Ganges vom Ilaupttlior
her führte eine in's Gestein gehauene Treppe aufwärts, alles
war finster, keine Lampe brannte, dann ging es wieder eine
hölzerne Treppe hinauf und links noch eine dritte, jetzt erst
gelangte ich in mein Zimmer, in welchem der geistreiche
Fürst Pückler-Muskau einige Monat früher acht Tage gewohnt
hatte. Im Zimmer waren vorn vier grosse Fenster dicht neben-
 
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