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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0680

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DER KASTANIENBAUM.

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im Umfange; der bei Marola in den Apenninen hat 58 Fuss
Umfang.

Die belaubten Zweige geben mit Zusätzen Farben; die
Rinde dient zum Gerben und Braunfärben; sie soll doppelt
so viel Gerbestoff als Eichenrinde enthalten und reicher an
Pigment sein, als Campecheholz. — Das damit gegerbte Le-
der ist stärker und doch geschmeidiger, als das mit Eichen-
lohe zubereitete; auch soll sie die Schafwolle dauerhafter fär-
ben, wie Sumach, und am besten zur Dinte sein. ■— Der
Extract aus der llinde nähert sich dem Catechu. In Amerika
sind viele Mühlen mit dem Mahlen der Rinde und des Hol-
zes beschäftigt*). — In griechischen Most eingesottene gute
Kastanien würden den überzuckerten Kastanien gleich kommen.
■— II. Vernaut in Paris bereitet überzuckerte Kastanien**). —
Auch Chocolade, Zucker und Branntwein kann man aus ihnen
darstellen***). — Zu Brod eignen sie sich nicht.

Das Holz ist im Splinte weiss, im Kerne gelbbraun, hart
und sehr dauerhaft, es hat Aehnlichkeit mit Eichenholz und
wird als Bauholz (Balken davon tragen schwere Lasten) und
Nutzholz verwendet Vorzüglich geschätzt ist es zu Wein-
fässern und Wein pfählen, weniger als Brennholz, weil es
schnell, ohne helle Flamme und mit Geräusch verbrennt. —
Die Asche färbt blau.

*) Dingler's polytechn. Journal Bd. 47. S. 47. ") Daselbst Bd. 43.
S. 398. *") Diction. des Drogues II. p. 38.

Aiäscums Hippocastanum. Der gemeine Rosskastanien bäum.

Er wächst nach D. Hawkins wild auf dem Pindus und Pelion.
In einem fruchtbaren, lockern, tiefgründigen, massig feuchten Boden,
bei mildem und freiem Standort wird er schnell gross, erreicht eine
Höhe von 60 bis 80 Fuss, wird bedeutend stark und macht einen schönen
Gipfel. In magerm Sand, festem oder nassem Boden gedeiht er nicht.
Mit 2 Jahren können die Pflänzlinge schon versetzt werden, aber vor-
sichtig, denn ihre Wurzeln sind sehr empfindlich. Er trägt reichlich
die bekannten wilden Kastanien, sie sind nahrhaft, aber bitter und un-
geniessbar und bis jetzt gelang noch kein Versuch, sie durch Cultur
zu veredeln oder ihnen auf chemischem Wege die Bitterkeit zu nehmen
und für Menschen geniessbar zu machen. Man sollte versuchen, sie auf
 
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