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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 4): Denkmäler der neueren Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3504#0205
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Mexicanische Deakmüler.

wie in Indien aus verschiedenen Materialien verfertigt, aus Metall, aus Holz, aus gebranntem Thon und
aus Stein. Auch sehen wir noch in Amerika die Schlangen, die Verehrung des Lingam und Phallus
eine Rolle in dem religiösen Cultus spielen. Wir finden diese auf ihren Monumenten dargestellt. In dem
Polytheismus der Amerikaner herrschte das dualistische Principe doch ist es nicht möglich zu bestimmen,
ob darin das Präncip des Bösen als ursprünglich oder als später oder als ewig gesetzt worden sei. Der
Glaube an Strafen und Wiedervergeltung in einem zukünftigen Leben verbindet sich auf natürliche Weise
mit dem Prinzip des Dualismus und mit der Vorstellung einer Wanderung der Seelen.

Was die historischen Traditionen anbetrifft, so finden wir drei Kategorieen derselben für Mexico:
1, die der Azteken, welche mit dem Einfall dieses Volkes in Anahuac um das Jahr 361 vor der Eroberung
Mexicos durch die Spanier, folglich um das Jahr llöO unserer Zeitrechnung beginnt. Diese Wanderung
wurde durch sieben Völkerschaften ausgeführt, die mit dem Collectivnamen Nahuatlachi genannt werden;
diese sieben Völkerschaften sind die Azteken, die Colhui, die Chalkesi, die Sosimilchi, die Tepanechi,
die Tlahuichen und die Tlascalesen. Sie gründeten Staaten. Die Colhui gründeten das Reich Colhuacan,
von dem die Azteken abhängig waren. Colbuacan scheint in dieser Heptarchie das Uebergewicht besessen
zu haben, das endlich auf die Tepanechi überging, und bis auf Cortez Zeit behielt das ganze Reich den
Namen Colhuan

Im Jahre 1325 hatten die Azteken die Obergewalt,

sie bauten oder vergrösserten ihre

Hauptstadt, Tenochtillan (später Mexico) genannt. Sie theilten sich in zwei Theile, von denen der eine,
die Tenochihi, in Tenochtitlan blieb und bald darauf den Hauptstamm des Volkes bildete. Die Macht der
Azteken von Tenochtitlan wuchs unter der Regierung ihres Königs Akapamizin um 1352. Montezuma
war ihr sechster und letzter König.

2. Die historische Tradition der Tolteken steigt 560 Jahre höher hinauf als die der Azteken; sie
beginnt also um das Jahr 600 unserer Zeitrechnung. Die Tolteken scheinen ebenfalls aus Anahuac ein-
gewandert zu sein. Sie waren die Sieger und gründeten ein Reich., das bis zum Jahre 1000, also 400 Jahre
bestand. Hungersnoth und Pest zerstörten dieses Reich; einige Tolteken wanderten nach dem Süden,
andere zerstreuten sich. Hundert Jahre später, um 1100 setzten sich die Chichimeken, wie die Tradition
sagt, in Anahuac fest; sie hatten sich mit den Tolteken verbunden, waren aber ein barbarischeres Volk
als letztere. Der Theil, der sich mit den Tolteken vereinigt hatte, bildete das Königreich Acolhuacan,
der andere Theil behielt das nomadische Leben bei. An der Spitze der toltekeschen Tradition steht der
Götze Ouetzalcoatl (die mit Federn bedeckte Schlange), ein alter Priesterkönig von Tula, der Hauptstadt
von Tolteka, ein Mann von weisser Farbe, mit breiter Stirn, grossen Augen, langem schwarzem Haar,
dichtem Bart, strengen Sitten, der lange Kleider trug und einen sanften Character hatte. Er war Gesetz-
geber, er lehrte die Kunst in Metalle zu giessen und die Edelsteine zu schleiffen. Die Tolteken werden als
Riesen beschrieben, aber ohne Zweifel nur im Vergleich zu den Urbewohnern Amerikas, die von niedrigem
Wüchse waren. Man könnte um so mehr die Patagonier als ihre Nachkommen betrachten, denn die
Tolteken wanderten nach der Auflösung ihres Reichs nach dem Süden, wie die Tradition berichtet.

3. Nach den genauesten Untersuchungen steigt die historische Tradition Votans oder richtiger die
Wanderung der Tolteken bis zum Jahre 5fl6 unserer Zeitrechnung hinauf, und die Gründung ihres Reiches
würde im Jahre 667 statt gehabt haben. Votan, sagt man, erzählt in seinem Werke, welche Länder und
Völker er besucht habe; er habe das grosse Haus gesehen, das auf Befehl seines Grossvaters erbaut
wurde, und bis zum Himmel emporsteigen sollte; er sei der erste von Gott gesandte Mensch gewesen,
um die Länder unter die Indianer zu vertheilen; in dem Lande, wo er das grosse Haus gesehen, war
jedem Volke eine besondere Sprache gegeben.

Bei seiner Rückkehr begegnete Votan sieben Familien vom Volke der Tzequil. Er erkannte sie als
Abkömmlinge Culebras, und adoptirte sie. Diese Familien bauten die Stadt Tzequil. Votan lehrte ihnen
Alles, was nothwendig war, und was man bei den Mahlzeiten zu beobachten habe (Gebete und Waschungen
ohne Zweifel). Diese Familien hatten ihn den wahren Gott kennen gelehrt und die Weise, wie man ihn
anbeten müsse. Zuletzt erklärten sie ihn zu ihrem Oberhaupt, zu ihrem König und Priester. Diese Tra-
dition ist sehr merkwürdig: sie bezieht sich auf eine zweite religiöse Umbildung und auf einen Pact
zwischen der alten und neuen Religion.

Die mexicanischen Monumente sind zum grössten Theile religiöse. Sie zeigen wesentlich einen
architectonischen Character. Ihre Massen sind auf verschiedene Art mit Verzierungen bedeckt. Auch
sieht man noch Figuren von Gottheiten und von einfachen Sterblichen, deren Gedächtniss man ohne
Zweifel ehren wollte. Die Malerei hat auch zur Verschönerung der mexicanischen Denkmäler beigetragen;
 
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