Die St. Paulskirche in London.
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Abgaben befreit sein sollten, die beim Eingange in den Hafen erhoben wurden. Weiter geschieht nur selten
Erwähnun°" von den Arbeiten zur Vollendung der Paulskirche und die Geschichtsschreiber erzählen uns, dass
sie nur langsam betrieben wurden. Das Jahr 1240 wurde für die Geschichte des Baues der Kircbe wichtig;
man fand in dieser Zeit den Chor, der gegen Osten lag, nicht prächtig und schön genug im Vergleich zu
den anderen Theilen des Bauwerks, und bestimmte, dass derselbe ganz und gar abgebrochen und schöner
wiedero-ebaut werden sollte. In dieser Zeit muss man auch den Glockenturm, der sich über der Durch-
schneidung des LangschifFs mit dem Ouerschiff erhob, weiter gebaut haben. Die Kirche befand sich endlich
in einem Zustande, dass sie eingeweiht werden konnte. Aber wahrscheinlich war dieselbe noch nicht ganz
ferti01, als dies geschah, denn man bemerkt in den verschiedenen Kupferstichen, die die östliche Seite dieser
Kirche darstellen, deutlich solche Bauformen, die dem XIV und XV Jahrhundert, also einer späteren Zeit
angehören als die war, in der die Einweihung der Kirche gefeiert wurde. In den Werken von Dugdale
und Godwin kann man minutiöse und detaillirte Beschreibungen der verschiedenen Theile dieses Gebäudes
lesen, das nach dem Bericht der Geschichtsschreiber eines der wichtigsten und merkwürdigsten Englands
im Mittelalter war. Es war, um es mit wenigen Worten zu sagen, eine Kirche, an der man den Halbkreis-
bo^en und den Spitzbogen sah. Ihr Grundriss war das lateinische Kreuz. Das Schiff und ein Theil des
Querschiffs zeigten den Halbkreisbogen, während das Uebrige, die Seitenschiffe, der Chor, der Glockenturm,
der Kreuzgang, der Capitelsaal und die St. Georgscapelle den Spitzbogenstyl in seinen verschiedenen Phasen
der Entwicklung aufwies. Sie hatte, sagt man, eine Länge von 700 Fuss und eine Breite von 130 Fuss
bei einer Höhe von 159 Fuss; der Glockenthurm erhob sich 540 Fuss über dem Boden; mit einem Worte,
diese immense Kathedrale muss nach ihren Grössenverhältnissen zu schliessen, eines der grössten kirch-
lichen Gebäude Englands gewesen sein. Auch der Schmuck und die Auszierung seines Inneren war sehr
reich. Aber wir können hier nicht in das grösste Detail eingehen, da dieser Aufsatz vornemlich dem Bau-
werke gewidmet ist, das sich an der Stelle jenes eben erwähnten erhebt, und müssen zur weiteren Kenntniss-
nahrne des ersteren auf die angeführten Werke von Dugdale und Godwin verweisen. Man wird das Ver-
dienst des mittelalterlichen Bauwerks erkennen, wenn man die von Hollar gearbeiteten Kupferstiche betrachtet,
die das eben so vollständige wrie interessante Buch Dugdale's schmücken.
Nach einem Zeiträume von ungefähr zweihundert Jahren, schlug der Blitz in den Glockenthurm ein und
verbrannte seine Spitze; und in den ersten Jahren der Regierung der Elisabeth, um 1560, wurde noch ein
Theil der Kirche ein Raub der Flammen, ein Unfall, der durch die Ungeschicklichkeit eines Klempners ent-
stand, und der dem Dache grosse Beschädigungen zufügte. Während einer geraumen Zeit vernachlässigte
man den Schaden auszubessern, den das Feuer angerichtet hatte, und erst unter Jacob I (1610) dachte man
daran das Gebäude vor dem gänzlichen Verfall zu schützen; aber erst unter Carl I, d. h. im Jahre 1632
wurden die Restaurationsarbeiten ausgeführt. In diesem Jahre wurde Inigo Jones beauftragt den Schaden,
den das Feuer verursacht hatte, auszubessern; die Restaurationsarbeiten, die sich nicht bis auf den Glocken-
thurm erstreckten, den Inigo Jones abtragen lassen wollte währten ganze neun Jahre. Inigo Jones, der
die Vorliebe seiner Zeit für das griechisch-römische Alterthum theilte, verdarb durch seine Restauration
den Charakter des Gebäudes; er gab nicht allein den Facaden des Ouerschiffs und der Nebenschiffe moderne
Formen, sondern fügte leider auch noch dem vorderen Theile des Gebäudes einen korinthischen Porticus an,
der auf Kosten des Königs erbaut und mit der Statue dieses Fürsten und seines Vaters geschmückt wurde.
Bei dieser Restauration folgte Inigo Jones unglücklicherweise dem beklagen swerthen Beispiel des grössten
Theils der anderen Architecten seiner Zeit, die förmlich studirten, wie man wohl sagen kann, die Monumente
des Mittelalters zu degeneriren, indem sie sie in ich weiss nicht was umwandelten; eine Art des Vanda-
lismus, die nur leider zu viel Spuren an kirchlichen und bürgerlichen Gebäuden des Mittelalters in fast
allen Ländern hinterlassen hat.
Etwas später dachte man daran auch den Glockenthurm wieder aufzubauen dessen Spitze aus Stein
construirt werden sollte. Aber da brachen die bürgerlichen und religiösen Kriege in London aus; die fin-
den Reparaturhau der Kirche bestimmten Fonds wurden zurückgezogen und zur Bezahlung der Truppen
verwendet, die das Parlament in seinem Solde hatte. Das Gebäude selber wurde nicht mehr respectirt,
man Hess den gegen Osten gelegenen Theil desselben zur Ruine werden, und verwandelte seinen westlichen
Theil m einen Stall; Krämer richteten sich in dem westlichen Porticus ein, dessen Säulen täglich beschädigt
wurden. Das Ende der Bürgerkriege machte auch diesen Verwüstungen ein Ende; man unternahm die not-
wendigen Vorbereitungen um die Kirche ihrer ersten Bestimmung zurückzugeben, und den Schaden zu bessern,
den Zeit und Menschen ihr zugefügt hatten. Da brach im Jahre 1666 der schreckliche Brand aus, der in
<Bt. yaui&tixfye in £oiiboii. 2.
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Abgaben befreit sein sollten, die beim Eingange in den Hafen erhoben wurden. Weiter geschieht nur selten
Erwähnun°" von den Arbeiten zur Vollendung der Paulskirche und die Geschichtsschreiber erzählen uns, dass
sie nur langsam betrieben wurden. Das Jahr 1240 wurde für die Geschichte des Baues der Kircbe wichtig;
man fand in dieser Zeit den Chor, der gegen Osten lag, nicht prächtig und schön genug im Vergleich zu
den anderen Theilen des Bauwerks, und bestimmte, dass derselbe ganz und gar abgebrochen und schöner
wiedero-ebaut werden sollte. In dieser Zeit muss man auch den Glockenturm, der sich über der Durch-
schneidung des LangschifFs mit dem Ouerschiff erhob, weiter gebaut haben. Die Kirche befand sich endlich
in einem Zustande, dass sie eingeweiht werden konnte. Aber wahrscheinlich war dieselbe noch nicht ganz
ferti01, als dies geschah, denn man bemerkt in den verschiedenen Kupferstichen, die die östliche Seite dieser
Kirche darstellen, deutlich solche Bauformen, die dem XIV und XV Jahrhundert, also einer späteren Zeit
angehören als die war, in der die Einweihung der Kirche gefeiert wurde. In den Werken von Dugdale
und Godwin kann man minutiöse und detaillirte Beschreibungen der verschiedenen Theile dieses Gebäudes
lesen, das nach dem Bericht der Geschichtsschreiber eines der wichtigsten und merkwürdigsten Englands
im Mittelalter war. Es war, um es mit wenigen Worten zu sagen, eine Kirche, an der man den Halbkreis-
bo^en und den Spitzbogen sah. Ihr Grundriss war das lateinische Kreuz. Das Schiff und ein Theil des
Querschiffs zeigten den Halbkreisbogen, während das Uebrige, die Seitenschiffe, der Chor, der Glockenturm,
der Kreuzgang, der Capitelsaal und die St. Georgscapelle den Spitzbogenstyl in seinen verschiedenen Phasen
der Entwicklung aufwies. Sie hatte, sagt man, eine Länge von 700 Fuss und eine Breite von 130 Fuss
bei einer Höhe von 159 Fuss; der Glockenthurm erhob sich 540 Fuss über dem Boden; mit einem Worte,
diese immense Kathedrale muss nach ihren Grössenverhältnissen zu schliessen, eines der grössten kirch-
lichen Gebäude Englands gewesen sein. Auch der Schmuck und die Auszierung seines Inneren war sehr
reich. Aber wir können hier nicht in das grösste Detail eingehen, da dieser Aufsatz vornemlich dem Bau-
werke gewidmet ist, das sich an der Stelle jenes eben erwähnten erhebt, und müssen zur weiteren Kenntniss-
nahrne des ersteren auf die angeführten Werke von Dugdale und Godwin verweisen. Man wird das Ver-
dienst des mittelalterlichen Bauwerks erkennen, wenn man die von Hollar gearbeiteten Kupferstiche betrachtet,
die das eben so vollständige wrie interessante Buch Dugdale's schmücken.
Nach einem Zeiträume von ungefähr zweihundert Jahren, schlug der Blitz in den Glockenthurm ein und
verbrannte seine Spitze; und in den ersten Jahren der Regierung der Elisabeth, um 1560, wurde noch ein
Theil der Kirche ein Raub der Flammen, ein Unfall, der durch die Ungeschicklichkeit eines Klempners ent-
stand, und der dem Dache grosse Beschädigungen zufügte. Während einer geraumen Zeit vernachlässigte
man den Schaden auszubessern, den das Feuer angerichtet hatte, und erst unter Jacob I (1610) dachte man
daran das Gebäude vor dem gänzlichen Verfall zu schützen; aber erst unter Carl I, d. h. im Jahre 1632
wurden die Restaurationsarbeiten ausgeführt. In diesem Jahre wurde Inigo Jones beauftragt den Schaden,
den das Feuer verursacht hatte, auszubessern; die Restaurationsarbeiten, die sich nicht bis auf den Glocken-
thurm erstreckten, den Inigo Jones abtragen lassen wollte währten ganze neun Jahre. Inigo Jones, der
die Vorliebe seiner Zeit für das griechisch-römische Alterthum theilte, verdarb durch seine Restauration
den Charakter des Gebäudes; er gab nicht allein den Facaden des Ouerschiffs und der Nebenschiffe moderne
Formen, sondern fügte leider auch noch dem vorderen Theile des Gebäudes einen korinthischen Porticus an,
der auf Kosten des Königs erbaut und mit der Statue dieses Fürsten und seines Vaters geschmückt wurde.
Bei dieser Restauration folgte Inigo Jones unglücklicherweise dem beklagen swerthen Beispiel des grössten
Theils der anderen Architecten seiner Zeit, die förmlich studirten, wie man wohl sagen kann, die Monumente
des Mittelalters zu degeneriren, indem sie sie in ich weiss nicht was umwandelten; eine Art des Vanda-
lismus, die nur leider zu viel Spuren an kirchlichen und bürgerlichen Gebäuden des Mittelalters in fast
allen Ländern hinterlassen hat.
Etwas später dachte man daran auch den Glockenthurm wieder aufzubauen dessen Spitze aus Stein
construirt werden sollte. Aber da brachen die bürgerlichen und religiösen Kriege in London aus; die fin-
den Reparaturhau der Kirche bestimmten Fonds wurden zurückgezogen und zur Bezahlung der Truppen
verwendet, die das Parlament in seinem Solde hatte. Das Gebäude selber wurde nicht mehr respectirt,
man Hess den gegen Osten gelegenen Theil desselben zur Ruine werden, und verwandelte seinen westlichen
Theil m einen Stall; Krämer richteten sich in dem westlichen Porticus ein, dessen Säulen täglich beschädigt
wurden. Das Ende der Bürgerkriege machte auch diesen Verwüstungen ein Ende; man unternahm die not-
wendigen Vorbereitungen um die Kirche ihrer ersten Bestimmung zurückzugeben, und den Schaden zu bessern,
den Zeit und Menschen ihr zugefügt hatten. Da brach im Jahre 1666 der schreckliche Brand aus, der in
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