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Die Gartenkunst — 29.1916

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Heicke, C.: Kriegsbeschädigtenfürsorge im Gartenbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0019

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Händen, und es kann auch die Pri-
vatwohltätigkeit sidi hierbei durch
Landschenkungen, Stiftungen usw.
weitgehend beteiligen. Die Sie-
delungen sollen den Zweck erfül-
len, alle nicht mehr erwerbsfähi-
gen und unterstützungsbedürftigen
Kriegsbeschädigten vom Armen-
haus fernzuhalten und ihnen im
Kreise ihrer ehemaligen Kriegs-
kameraden eine gesicherte Heim-
stätte für ihren Lebensabend zu
bieten. Es müßte ihnen sogar in
den Siedelungen das Recht des seß-
haften Erwerbes eingeräumt sein."

„Die Siedelung soll ein großes
Gartenfeld mit Gemüse- und Obst-
garten darstellen, in welchem die
einfachen, jedoch praktisch und
angenehm wohnlich eingerichteten
kleinen Gebäude eingebettet liegen.
Man denke sich eine Schreber-
gartenanlage im großen, durchsetzt
von einigen Wohngebäuden, wie
z. B. in der Obstbau-Kolonie Eden
bei Oranienburg, wo selbst zu
jeder Heimstätte 2800 qm an
Gartenland gehören. Das Garten-
land an den einzelnen Wohnhäusern
dürfte nicht zu knapp bemessen
sein, und es könnten die Flächen
zwischen 1000 bis 3000 qm schwan-
ken. In den Gärten können sich die
Ansiedler nach Belieben beschäf-
tigen, die Bodenei Zeugnisse werden
von ihnen herangezogen, von der
Verwaltung abgenommen und ihr
Erlös für die Ansiedler in Anrech-
nung gebracht. Dem Gartenbau
erschließt sich durch diese Schöpfung
erneut ein weites Gebiet ersprieß-
licher volkswirtschaftlicher Tätig-
keit für das deutsche Vaterland."

„Der Gedanke an eine Unterbrin-
gung in Siedelungen ist nicht neu,
verschiedene Stadtverwaltungen be-
schäftigen sich bereits mit derartigen
Projekten, so hat z. B. die Stadt
Hameln erst kürzlich die Schaffung
einer Krieger-Gedächtnis-Stiftung Skizze zu einem Terrassen-Aufgang. Ungefähr 1 : 100.

in Form einer Kriegerkolonie auf Von E. Rasch, Leipzig-Lindenau,

genossenschaftlicher Grundlage be-
schlossen. Die Siedelungen sollten in ländlicher viele Tätigkeiten ermitteln, die von Verstümmelten
Umgebung der Stadt mit Wohnhäusern und Gärten noch ausgeführt werden können, sondern auch vielen
angelegt sein, eine allzu große Ausdehnung der ein- Arbeitgebern erst zeigen, wie groß und welcher
zelnen Schöpfungen erscheint nicht praktisch, weil Art die durch sie mögliche Hilfeleistung ist."
dadurch außer Verwaltungsschwierigkeiten sehr „Der Weg für die Besprechung wird sich in

leicht das Gefühl eines Kasernements hervorgerufen folgender Weise vorzeichnen lassen. Es werden die
wird. Großstädte sollten mehrere solcher Siedelungen Beschädigten in gewisse Gruppen, z. B. Beinbe-
an verschiedenen Stellen ihres Weichbildes besitzen, schädigte, Armbeschädigte und solche, die an ihrer
kleinere Gemeinden und Dörfer sollten den Ehrgeiz allgemeinen Gesundheit gelitten haben, eingeteilt,
haben, ihren Kriegbeschädigten eine Heimstätte zu Für jede Gruppe werden dann von jeder Berufs-
bieten, von der sie sagen könnten, diese haben wir gruppe diejenigen Tätigkeiten ermittelt, die sich
für „unsere Krieger" in Dankbarkeit geschaffen." noch von dem entsprechend Beschädigten ausführen

Herr Beitz sprach sich auf der Hauptversammlung lassen. Es ist selbstverständlich, daß immer guter
der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst außerdem Wille dazu gehören wird und schließlich auch Er-
überBeschäftigungsmöglichkeiten Kriegsbeschädigter fahrung, um den richtigen Ausgleich zwischen den
folgendermaßen aus: Wünschen des Arbeitnehmers und -gebers zu finden.

„Die Grundlage einer zweckmäßigen Hilfstätig- Verhältnismäßig am leichtesten werden die Bein-
keit wird eine eingehende Untersuchung bilden beschädigten unterzubringen sein, etwas schwieri-
müssen, ob und welche Arbeiten in der Gärtnerei ger die Gruppe der Arm- oder Handbeschädigten,
durch an ihren Gliedern Beschädigte ausgeführt Es wird hier viel darauf ankommen, in welchem
werden können. Die Besprechung hierüber muß in Grade der Beschädigte, der nur mehr einen Arm
allen Berufskreisen möglichst eingehend geschehen. hat, sich damit helfen lernt und in welchem Grade
Die gründliche Aufklärung wird nicht nur ungeahnt es gelingt, Hilfsapparate zum wenigstens annähern-

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