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Die Gartenkunst — 29.1916

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Solemacher, ... von: Troisfontaines bei Brüssel: der Sitz des deutschen Generalgouverneurs in Belgien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0166

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Troisfontaines. Blick auf das Herrenhaus von der Einfahrt aus.

Aufgenommen von Stadl-Baurat Lehrmahn, Weimar, zurzeit Brüssel.

Troisfontaines bei Brüssel,

der Sitz des deutschen Generalgouverneurs in Belgien.

Belgien stellt unzweifelhaft im Brennpunkte
des Krieges, und im Vordergrunde des öffent-
lichen Lebens in Belgien wiederum die Behörde,
von der die Geschicke des besetzten Landes
geleitet werden, das Generalgouvernement und
seine Spitze, der kaiserliche Generalgouverneur
Generaloberst Freiherr von Bissing.

Seit Ende April 1915 bewohnt er Troisfon-
taines, einen schönen alten Landsitz, der Fa-
milie Orban gehörig. Die drei Quellen, „Trois
Fontaines", sind im Park noch vorhanden. Hier
fand 1159 die Schlacht bei Ransbeke statt, die
den achtzehnjährigen Streit zwischen den Her-
zögen von Brabant und den Herren von Grim-
berghen zugunsten Brabants entschied. Nach
der Sage haben die Brabanter ihren jungen Her-
zog, des Landes Hoffnung, in seiner Wiege lie-
gend, mit in den Kampf genommen und die
Wiege in die Krone einer Weide gebunden, um
den Mut ihrer Truppen anzufeuern. Ein altes
Rittergedicht „Der Grimbergher Oorlog" hat den
Vorgang verherrlicht. Von dieser geschichtlichen
Stätte aus wird jetzt Belgien mit starker Hand
verwaltet.

Bei der riesigen, täglich zu bewältigenden
Arbeit des Generalgouverneurs ist alles fest ein-
geteilt. Schon vor 8 Uhr beginnt das Tagewerk.
Vortrag folgt auf Vortrag, unterbrochen von
Empfängen, Vorstellungen und Meldungen, ein
fortwährendes Kommen und Gehen. Bis spät in
die Nacht ist der Generalgouverneur auf dem

Posten, nur die Mittagspause unterbricht die
Arbeit.

Das in ruhigen Formen gehaltene Landhaus
betritt man durch ein gartensaalartiges Vorzim-
mer mit stets wechselndem Blumenschmuck. Hor-
tensien mit fabelhaft großen Blütenbällen — ich
habe einen Blumenkopf von 1,10 m Umfang ge-
messen — bildeten zur Zeit dieses Berichtes die
Ausschmückung. Den Waidmann fesseln starke
Hirschgeweihe, darunter ein ungerader Sech-
zehnender, den der Generalgouverneur in den
Ardennen geschossen hat, sowie drei Schaufler
aus den nahegelegenen Jagdgründen der an-
nähernd 15 000 Morgen großen Waldherrschaft
Heverle des Herzogs von Arenberg.

Wir lassen Blumenreiz und Waldesluft hinter
uns, und kommen in einen rundbauartigen Raum
im Stil des ersten Kaiserreichs mit Oberlicht, um
den die übrigen Gemächer verteilt sind. Durch
Fortfall jeglicher Gänge ist der Raum in dem an
und für sich nicht sehr großen Landhause — es
hat nur fünf Fenster Front — trefflich ausge-
nutzt. In der Rundhalle hält jeden Abend kurz
vor dem Essen der Generalstabsoffizier Vortrag
über die Kriegslage an Hand der Karten.

Es schließen sich an der Speisesaal im Stile
Ludwigs XVI. und ein größeres Empfangszimmer,
einfach, ohne Aufwand, der Umgebung und Be-
stimmung würdig angepaßt. Früher waren die
Wände mit gemalten Wandteppichen bekleidet,
auf denen Schäferspiele, Schaukelszenen und

Gartenkunst Nr. 11, 1916.

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