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DRITTES BUCH.
die zähe Beharrlichkeit seefahrender Aeoler, endlich die sieghafte
Civilisation des dorischen sowohl als des ioniscli-attisclien Stam-
mes, treten in den genannten Häuptlingen dieser Stämme lebens-
voll und mannigfaltig hervor, 3 und bieten, wenn wir zum Ver-
ständniss der Mythen eine Darlegung ihrer Bestandteile nun
versuchen, als vernehmlichste, poetisch entwickelte und geschicht-
lich empfundne, Grundzüge derselben sich dar.
1. ‘ Nationales ’: Nitzsch, die Heldensage der Griechen nach ihrer natio¬
nalen Geltung (Kieler philol. Studien S. 375 ff.), 1841.
§630. Die Methode zur Auslegung und Ausbeutung der
Mythen ist durch die gedachte dreifache Richtung ihrer Analyse
nun auch im Einzelnen leicht zu verfolgen. 2 Äusser dem Far-
benhauch nationalen Gepräges, welchen besonders die jüngere
Dichtung ihm aufgedrückt hat, ist es der theils faktische theils
symbolische Gehalt, dessen Nachweisung zum Verständniss ein-
zelner Mythen im vielverschlungenen Sagengewebe der griechi-
schen Heroenwelt uns zu führen verheisst: 3 der faktische, der
in Erwägung des Ortes und Volksstamms zugleich für die Zeit-
bestimmung der Mythen massgebend wird, 4 sodann auch der
symbolische, der in der Bildersprache bedeutsamer Gegenstände
und Handlungen sich verständlich macht, und nach dein Vor-
gang besonnener Forscher nicht weniger als der des geschicht-
lichen Bodens eine gewisse Sicherheit mythologischer Deutung
uns gestattet. 5 Eine nach dieser zwiefachen Richtung zu füh-
rende Analyse hat nun zuvörderst zur allgemeinen Grundlage
der mythisch verhüllten griechischen Urgeschichte uns zu ge-
leiten.
1. Für die ‘Methodik’ der Mytlienerklärung sind 0. Müllers l’rolegomena
zu einer wissenschaftlichen Mythologie (Gott. 1825) hier neu zu erwähnen.
3. Eine ‘Zeitbestimmung’ der Mythen (MProll. 132ff.) ergibt sich oft aus
deren Volksstamm und Oertlichkeit, zumal nach Massgabe des Alters der Kulte
(Eckerm. Myth. I, 2301.) und damit verknüpfter Städtegründungen oder sonsti-
ger geschichtlicher Ereignisse.
A. URGESGHICHTL1CHE MYTHEN.
§ 631. Der Griechen Vorstellung über die Anfänge ihrer
Urgeschichte ist in den mancherlei Stammtafeln einzelner Länder
DRITTES BUCH.
die zähe Beharrlichkeit seefahrender Aeoler, endlich die sieghafte
Civilisation des dorischen sowohl als des ioniscli-attisclien Stam-
mes, treten in den genannten Häuptlingen dieser Stämme lebens-
voll und mannigfaltig hervor, 3 und bieten, wenn wir zum Ver-
ständniss der Mythen eine Darlegung ihrer Bestandteile nun
versuchen, als vernehmlichste, poetisch entwickelte und geschicht-
lich empfundne, Grundzüge derselben sich dar.
1. ‘ Nationales ’: Nitzsch, die Heldensage der Griechen nach ihrer natio¬
nalen Geltung (Kieler philol. Studien S. 375 ff.), 1841.
§630. Die Methode zur Auslegung und Ausbeutung der
Mythen ist durch die gedachte dreifache Richtung ihrer Analyse
nun auch im Einzelnen leicht zu verfolgen. 2 Äusser dem Far-
benhauch nationalen Gepräges, welchen besonders die jüngere
Dichtung ihm aufgedrückt hat, ist es der theils faktische theils
symbolische Gehalt, dessen Nachweisung zum Verständniss ein-
zelner Mythen im vielverschlungenen Sagengewebe der griechi-
schen Heroenwelt uns zu führen verheisst: 3 der faktische, der
in Erwägung des Ortes und Volksstamms zugleich für die Zeit-
bestimmung der Mythen massgebend wird, 4 sodann auch der
symbolische, der in der Bildersprache bedeutsamer Gegenstände
und Handlungen sich verständlich macht, und nach dein Vor-
gang besonnener Forscher nicht weniger als der des geschicht-
lichen Bodens eine gewisse Sicherheit mythologischer Deutung
uns gestattet. 5 Eine nach dieser zwiefachen Richtung zu füh-
rende Analyse hat nun zuvörderst zur allgemeinen Grundlage
der mythisch verhüllten griechischen Urgeschichte uns zu ge-
leiten.
1. Für die ‘Methodik’ der Mytlienerklärung sind 0. Müllers l’rolegomena
zu einer wissenschaftlichen Mythologie (Gott. 1825) hier neu zu erwähnen.
3. Eine ‘Zeitbestimmung’ der Mythen (MProll. 132ff.) ergibt sich oft aus
deren Volksstamm und Oertlichkeit, zumal nach Massgabe des Alters der Kulte
(Eckerm. Myth. I, 2301.) und damit verknüpfter Städtegründungen oder sonsti-
ger geschichtlicher Ereignisse.
A. URGESGHICHTL1CHE MYTHEN.
§ 631. Der Griechen Vorstellung über die Anfänge ihrer
Urgeschichte ist in den mancherlei Stammtafeln einzelner Länder