Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32

gut ausgekochten Firniß absichtlich, wenn auch noch so
wenig Wasser unter Umschütteln zu, so erhält derselbe
augenblicklich das mehrerwähnte trübe Ansehen und alle
genannten Eigenschaften eines schlechten Firnisses.
Was schließlich meine eigene Bercitungsweise des
Dammarfirnisscs betrifft, so bediene ich mich dazu guß-
eiserner, innen cmaillirter Kessel von circa 50 Pfund
Inhalt, worin 25 bis 30 Pfund Firniß fertig gemacht
werden können. Das Dammarharz wird im nicht ge-
pulverten Zustande in den Kessel gebracht (das Pul-
vern des Harzes ist in sofern nachtheilig, als die Fir-
nisse dadurch, daß die Masse beim Schmelzen einen ein-
zigen zusammcngeballken Klumpen bildet, meistentheils
gefärbt ausfallcn), hierauf die gehörige Menge Terpen-
tinöl (5 Theile auf 4 Thcilc Harz) dazu gegossen und
aufs Feuer gebracht. Sobald das Sieden des Oels be-
ginnt, sieht man das ursprünglich in dem Harze einge-
schlossenc Wasser in Dampfgestalr entweichen und das
Harz eine weichere Eonsistcnz anncbmcn. Sobald alles
Wasser ausgetriebcn und das Oel, respeclive der Firniß,
ruhig siedet, ist die Auflösung beendet und kann nun
vom Feuer entfernt werden. So lange in der Firnißmaffc
noch Wasserspuren vorhanden sind, findet das Koche»
derselben nur unter aufwallender Bewegung statt, ist da-
gegen alles Wasser durch anhaltendes Kochen ausgetrie-
ben, dann siedet der Firniß ganz ruhig. Daß selbst ein
ganz geringer Wassergehalt zu jener aufwallcnden Be-
wegung beitrage, ersieht man schon daraus, daß wenn
man in den ruhig siedenden Firniß mit dem Munde sslast,
sogleich ein Ueberlaufen der Masse einzulreten drobt, le-
diglich in Folge der Feuchtigkeit, die durch das Ausath-
m en der Masse zu geführt wird.
Den fertigen Firniß gieße ich durch ein feines Sieb
aus Metallgewebe, durch welches derselbe sehr leicht ab-
siicßt und lasse ihn dann sich gehörig absetzen. Das Fil-
triren durch Spitzbcutcl, wie Miller empfiehlt, erscheint
mir viel zu zeitraubend, ist dabei unstreitig mit Verlust
verbunden, und führt überhaupt nicht so zum Ziele, als
ein ruhiges Absetzenlaffcn.
Auf diese eben bezeichnete Weise bereiten zwei Ar-
beiter in meiner Fabrik 4 bis 5 Centner Firniß im
Tage, der alle die oben genannten guten Eigenschaften
hat.
Noch ist zu bemerken, daß, soll der Firniß eine

zähere Konsistenz crbalten und jedem Temperaturwechsel
nachgcben können, d. h. nicht spröde sein, so muß dem-
selben vor dem Kochen 2 bis 3 Prozent gut gebleichtes
(nicht mit Bleioxyden abgckochtes) Leinöl zuge-
sctzt werden, er erlangt dadurch eine große Zähigkeit
und widersteht der Reibung u. s w. weit besser.
(Polytechn. Notizblatt Nr. 24 von 1853.)

Gin sehr guter Steinkitt.
Nach Or. Heller's Erfahrung gibt Kalk mit Leim
verbunden einen ganz vorzüglichen Stcinkitt. Man be-
reitet nämlich eine dickliche Lösung von Tischlerleim, d.
h. man quellt den Leim in kaltem Wasser auf, erwärmt
diese Lcimgallcrtc und setzt ihr unter Nmrühren so viel
Kalkhydrat (frisch gelöschten Kalk) zu, bis die noch warme
Masse zu dem beabsichtigten Gebrauche dick genug ist.
Die Gegenstände, welche gekittet werden sollen, müssen
vorher wo möglich gelinde erwärmt werden, dann erst
wird der warme Kitt auf die Bruchflächcn, und zwar
bei feinen Gegenständen nur dünn aufgetragcn, und im
klebrigen daö beim Kitten überhaupt nötbige Verfahren
(Binden, Anlegen von Zwingen u. s. w.) angcwcndet.
Man läßt den gekitteten Gegenstand dann einige Zeit
in Ruhe und wischt hierauf den über die Fugen heraus-
getretenen noch weichen Kitt mit nassen Lappen weg,
weil man ihn sonst, wenn er einmal völlig erhärtet ist,
nicht mehr hinwcgbringcn könnte. Dieser Kitr wird, ob-
gleich aus einzeln jedes für sich in Wasser lösbaren Be-
standtheilcn erzeugt, unter Mitwirkung der Luft und
Wärme endlich so fest und haltbar, daß er sich im Was-
sex gar nicht mehr auflöst. Er dient gleich gut zum
Kitten des Glases, Porzellans und der verschiedensten
Mineralien; man kann mittelst desselben Holz auf Stein
oder eines dieser beiden auf Metall befestigen, ja selbst
Metall an Metall kitten, besonders wenn man im letz-
ten Falle dem noch warmen Kitte etwas weniges Schwe-
felblumen bcimischt. Und dabei hält dieser Kitt so fest,
daß damit gekittete Körper eher an einer andern, als
an der gekitteten Stelle zerschlagen oder gebrochen wer-
den können. (Polyt. Notizblatt.)

Berichtigung. Im Gewerbeblatt Nr. t> auf der 5. Zeile
der letzten Spalte von unten lies statt „noch" „roh."

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg
 
Annotationen