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Schon bet 200° C. beginnt die Zersetzung des Salzes
und bei etwas hoher gesteigerter Temperatur wird das
Eisenroth in der feinsten Verthcilung hcrgestellt. Die
Darstellung bei einer verhältnißmäßig so niedrigen Tem-
peratur gewährt den Vortheil, daß dadurch kein Zusam-
mensintern der einzelnen Theile veranlaßt wird. Die bis-
her von mir angestellten Versuche haben indeß gezeigt,
daß auch bei starker und anhaltender Glühhitze die au-
ßerordentlich feine Verthcilung des Eisenroths aus klee-
saurem Eisenoxyd»! nicht verringert werde, sondern daß
das Präparat dadurch an Härte zn gewinnen scheint.
Auf solche Weise bereitetes Eiscnroth steht in der
Härte dem gewöhnlichen nicht nach und kann, da cs eine
absolute Sicherheit der feinsten Verthcilung gewährt, so-
gleich ohne Schlämmen verwendet werden. Versuche,
welche damit bis jetzt zum Policen von Metallen, na-
mentlich von Gold und Silber, eingestellt worden sind,
haben gezeigt, daß ohne jemals zu kratzen, damit in
kurzer Zett die feinste Politur erzielt werde, weßhalb
es auch auf Leder aufgetragen zu Streichriemen sehr ge-
eignet ist. Zum Policen der Dagucrre'schcn Silberplat-
ten und der Teleskope entspricht es vollkommen.
Ans den Versuchen, dieses Eisenoxyd zum Policen
der Gläser anzuwenden, hat sich herausgestellt, daß-un-
tcr gehöriger Manipulation in ungewöhnlich kurzer Zeit
eine glänzende Politur verliehen werden könne. Das
Pfund des Präparats berechnet sich ungefähr auf 3 st.
— ein Preis, der indessen bei fabrikationsmäßiger Dar-
stellung noch sehr vermindert werden könnte.
Das Verfahren ist natürlich auch anwendbar zur
Darstellung anderer Metalloxyde in chemisch reinem,
höchst vcrthciltem Zustande. Um z. B. das kleesaure
Zinnoxydul in reine Zinnasche zu verwandeln, bedarf
es einer etwas höheren Temperatur, als zur Zersetzung
des Eisensalzes erfordert wird. Die Masse bläht sich bei
der Zersetzung sehr stark'auf, das Volumen vermehrt
sich bedeutend und cs bleibt ganz weißes, leichtes Zinn-
oxyd zurück.
Ueber meine Versuche mit klcesaurcm Kobalt und
Kupfer, welche ebenfalls günstige Resultate ergeben,
behalte ich mir vor, in einer zweiten Abhandlung zu
berichten. Durch diese Darstellungsweisen würde der Klee-
saure eine neue und wichtige Rolle im Gebiete der Tech-
nik zugetheilt werden.
(Dingt, polytechn. Journ.)

Wie können die Gewerbe der Schlosser und
Schmiede wieder emporkommen?
Mitgetheilt von einem Württembergischen Handwerker auf den
Grund seiner Beobachtungen bei der Wanderung durch West-
phalen.
Das Grundübel bei vielen unserer Handwerker liegt
in der unpraktischen und unnützlichen Betriebs-
weise ihres Gewerbes, wie ich durch Vergleichung der
Fabrikationswcise in der Gegend von Remsebeid, Ha-
gen re., bezüglich der Eisen- und Stahlindustrie, und
selbst in Schmalkalden gefunden habe. Ich habe die Ue-
bcrzeugnng gewonnen, daß die Vortheile mrd Vorzüge
der niederländischen Eisen- und Stahl-Industrie nicht
bloß in der Wohlfeilheit der Materialien und Rohstoffe,
sondern auch, und zwar hauptsächlich in der dort längst
heimischen, vernünftigen Arbeitstheilung liegen. Man
stellt sich gewöhnlich den dortigen Arbeiterstand als eine
unselbstständige, bemitleidenswerthe Fabrik-Bevölkerung
vor, welche mit Wejb und Kind kaum die dürftige Nah-
rung verdiene, und man schätzt sich glücklich, noch ein
selbstständiger, zunftmäßiger Handwerker zu heißen, der
innerhalb seines Arbeitskreises seine Thätigkeit nicht bloß
auf einige wenige Gegenstände beschränke, sondern seine
Kunst gerade durch die Vielseitigkeit seiner Fabrikation
beweise. Das war nun schon recht, so lange es keine
Fabriken gab und so lange der Lokalbedarf den Hand-
werker beschäftigte; seitdem aber die Maschinen in man-
cher Beziehung die Menschenhände überflüssig gemacht
haben und der Kaufmann die Fabrtkwaaren in seinem
Laden führt und seitdem in Folge der Mißjahre und der
allgemeinen Verarmung der Lokalbedarf sich sehr verrin-
gert hat, ist dieser Handwerker arbeitslos und wird im-
mer arbeitsloser, je länger er zögert, seine Thätigkeit
ans nur wenige Artikel zn beschränken und sich densel-
ben ganz zu widmen. Zch bin überzeugt, daß es uns an
der nöthigen Geschicklichkeit nickt fehlt und daß es gerade
im Bereiche der Eisen-Industrie noch viele Artikel gibt,
bei welchen der größte Theil des Preises in Arbeitsver-
dienst und bei weitem der kleinste in Auslagen für Ma-
terialien besteht. Wenn ich aber heute den und morgen
einen andern Artikel fertige, so kann ich mich für de»
einzelnen Gegenstand nicht nur nickr gehörig mit den
entsprechenden Werkzeugen cinrichten, sondern ich erlange
auch nicht die nöthigc Fertigkeit, Handgriffe nnd Vor-
theilc bei der Verfertigung. Dieß ist mir auf meiner
Wanderung vollkommen klgr geworden. Der einzige Weg,
 
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