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auf welchem wir unsere Selbstständigkeit als Handwerker
im Gegensatz zum Fabrikarbeiter wahren kennen, ist der
einer vernünftigen Arbeitsteilung, und ich habe mich
davon auch in Westphalen überzeugt. Ich habe dort
zwar Fabriken für Schlösser-Beschläge, Schneidwerkzeuge,
Messer, Waffen re. getroffen, aber daneben eine
Menge von kleineren Werkstätten selbststän-
diger Meister, welche mit mehreren Gehülfen arbei-
ten, die selbst in dem gegenwärtigen kritischen Zeitpunkte
vollauf beschäftigt sind, folglich auch mit den vorhan-
denen Fabriken konkurriren können. Nirgends fand ich,
obgleich die Lebensmittel auch theucr sind, einen so ho-
hen Grad von Verarmung und Hülfsbedürftigkcit unter
dem Handwerkerstände, nirgends traf ich die Untcr-
sti'itznngsanstalten wie bei uns, nnd selbst der besitzlose
Fabrikarbeiter verdient wenigstens sein tägliches Brod
und kann sich in der Woche wenigstens einmal noch ei-
nen guten Tag machen. In der Umgegend von Remscheidt,
Velbert , Solingen und in vielen andern Orten ist nicht
die eigentliche Fabrikthätigkcit, sondern die Thätigkcit der
einzelnen kleineren Werkstätten die vorherrschende; ich
fand in ihnen nicht einmal besonder^ Werkzeuge und
Einrichtungen, sondern überzeugte mich, daß, weil die
Fabrikation der einzelnen Wcrkstätte keine so vielseitige
ist, als häufig bei uns, dieselben auch einfacher sein
können. Gerade in der Eisen-Industrie bleibt wohl noch
lange der größte Theil der Fabrikation der Händearbeit
überlassen und wenn es auch für Nägel, Schrauben re.
Maschinen gibt, so finden sich noch Tausende von Arti-
keln , welche durch sie nicht gefertigt werden können. Die
meisten Werkstätten arbeiten für den Export, besonders
nach Süd-Amerika, Australien re. und es finden vor-
zugsweise die feineren Arbeiten in Möbels- und Vor-
hangschlvffern, Beschlägen, Werkzeugen, Schncidwaa-
rcn re. starken Absatz. Die. Schwierigkeiten, welche die
Nachahmung der dortigen FadrikationSweisc bei uns fin-
det, sind mir wohl bekannt, sie bestehen nicht blos in
einem Vorurtheil des Handwerkers, der vielleicht in ei-
ner Beschränkung seiner Fabrikation auf einzelne bestimmte
Artikel einen Rückschritt, eine Dcgredation sieht, sondern
sie bestehen auch in der Mittellosigkeit Vieler, in dem
Mangel von Kapitalien und von Kredit, hauptsächlich
aber in der Schwierigkeit und Ungewißheit des Absatzes
nach Außen.
In Nheinprcußcn und Westphalen sind diese Hülfs-
mittel in reichem Maße vorhanden; dort ist die Industrie

naturwüchsig und schon vorhanden, während sie bei uns
erst entstehen müßte; dort steht mit der Fabrikation der
Handclsstand in engster Verbindung, unrerstützt sie und
sorgt für Absatz, während er bei uns ihr häufig ass
Konkurrent gcgenübersteht oder sich gleichgültig gegen sie
verhält; dort dehnt sich die Gewinnung und Produktion
des Eisens in Privathänden in den verschiedensten Zwei-
gen fortwährend rasch aus und vermehrt die Gelegenheit
zu Arbeit und Verdienst re.
Dessenungeachtet glaube ich, ist es eine gebieterische
Nothwendigkcit, daß wir die Tausendkünstlerct aufgeben
und uns eine praktischere und nutzbringender« Fabrika-
tionöwcise aneignen, wenn wir nicht Zurückbleiben und
völlig arbeitslos werden sollen. Können wir nicht Alles,
so können wir doch Vieles noch erreichen und die Eisen-
Industrie ist eine so vielvcrzweigte, daß sie auch nur in
einzelnen Zweigen Tausenden Arbeit und Verdienst bie-
tet. Zeiten der Notb, wie die jetzige, wo die Landwirth-
schaft ihre Gaben versagt, kehren noch öfter wieder und
werden sich nm so mehr wiederholen, je weniger wir im
Stande sind, durch Arbeitsverdienst uns Brod zu ver-
schaffen ; der Handelsstand wird durch die Erfahrungen,
die auch er in der letzten Zeit zu machen hatte, seine
höhere Aufgabe kennen gelernt Haben und eine entspre-
chende Gcwerbegcsctzgebung wird diejenigen, die sic nicht
erkannt haben, zur Einsicht nöthigen; für den Hand-
werker ist es aber gewiß besser, auch nur einen Theil
seines bisherigen Gewerbes zu betreiben, als auf den
Straßen und im Walde als.Taglvhner zu arbeiten oder
gar der öffentlichen Unterstützung anheim zu fallen.
(Gewerbebl. a. Württemb.)

Uebcr die Anwendung des Goldes.
Die Anwendung des Goldes zu Münzen, zu Bijou-
terie- und Luxuswaaren aller Art ist hiureichend bekannt;
es wird überdies auch zu Vergoldungen verschiedener Ge-
genstände verwendet. Sowohl die Münzen als auch die
verschiedenen aus Gold gearbeiteten Waaren haben in al-
len Ländern, mit Ausnahme der Türkei und einigen an-
dern asiatischen Völkern, einen bestimmten Gehalt an Gold;
so werden in den k. k. österreichischen Erbländcrn drei ge-
setzmäßig bestimmte Goldlegirungen verarbeitet.
Probegold Nr. 1, auch Thalergold genannt

Karat Gran
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