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mit einem metallenen Deckel verschlossen. Die Büchse
wird nnn in einem Ofen bis znm Rothglühen erhitzt,
woranf sie ein Arbeiter heransnimmt, während ein an-
derer Arbeiter das Ende des Stahlblattcs mit einer
Zange faßt und das Blatt durch ein paar kalte stäh-
lerne, metallene, oder steinerne Scheiben oder Platten
zieht, wodurch der Stahl gehärtet wird. Diese Scheiben
oder Platten werden durch Wasser, welches man äußer-
lich auf dieselben cinwirken läßt, kalt erhalten; wenn
sie aber hohl sind, leitet man einen Waffcrstrom durch
dieselben. Kürzere und stärkere Artikel, z. B. Sägen-
blätter, werden dadurch gehärtet, daß man sic in
einem Ofen rothglühcnd macht und dann so schnell als
möglich zwischen zwei Scheiben oder Platten bringt,
die in einem Gerüst befindlich sind, so daß sic eine
Presse bilden, wodurch sie verhindert werden, sich zu
werfen oder zu krümmen. Die Platten, mögen sie nun
aus Metall oder aus Stein bestehen, müssen durch Was-
ser kalt erhalten, und es muß der zu härtende Stahl
einem gewissen Druck unterzogen werden.
Das Anlassen dieser Artikel wird auf gewöhnliche
Weise, das Anlassen der dünnen Blätter aber auf
folgende Weise bewirkt: Nachdem das Stahlblatt durch
die Scheiben oder Platten gezogen worden ist, gelangt
es zu einer Strccktasel, wo das eine Ende zwischen
einer Schraubenkluppe oder auf sonstige Weise befestigt
wird, während das andere Ende ebenfalls mit einer
Schraubenkluppc gefaßt wird, welche an einem ledernen
Riemen sitzt, der an einer Walze befestigt ist, die sich
um Zapfen und in Lagern dreht und mit einem Hebel
versehen ist, den man so belastet, daß er einen mäßigen
Zug auf den Stahl ausübt. Das Stahlblatt wird als-
dann mit Oel oder Fett bestrichen nnd mittelst eines
tragbaren Ofens oder eines Gaslichtes, welches an ei-
ner biegsamen Röhre befestigt ist, so weit erwärmt, daß
das Oel oder Fett verdunstet, wodurch der Stahl eine
Federhärtung erhält, während er eben und gerade bleibt.
Es kann auch ein feststehender Gasofen angewcndet
werden, durch welchen man das aus den Scheiben oder
Platten kommende Stahlblatt zieht, um das Härten und
Anlassen zu bewirken.
Um beide Seiten eines ebenen Artikels, oder die
ganze Peripherie eines kreisförmigen oder ähnlichen zu
schleifen, befestigt der Erfinder auf einer Welle einen

walzenförmigen Schleifstein, und gibt demselben eine
ebene oder mit halbkreisförmigen oder anders geformten
Vertiefungen versehene Oberfläche, je nachdem dieß die
Gestalt des zu schleifenden Artikels erfordert; über die-
ser Schleifwalze bringt er noch eine zweite ähnliche an.
Es werden nun diese Walzen in Bewegung gesetzt, und
nachdem das Ende des zu schleifenden Artikels zwischen
dieselben gesteckt worden ist, ziehen sie ihn durch, aber
ohne ihn zu schleifen; das zu schleifende Stück wird
alsdann von dem Arbeiter in der der Rotation der
Walzen entgegengesetzten Richtung gestoßen, worauf bet
seinem Durchgänge zwischen den Walzen das Schleifen
desselben erfolgt. Die Seiten von der einen Walze sind,
wenn die zu schleifenden Artikel eine ebene Form haben,
mit Kränzen versehen, die auch aus Schleifstein bestehen
und einen größcrn Durchmesser als die Walzen haben;
man ist dadurch in Stand gesetzt, die Kanten der me-
tallenen Artikel eben so zu schleifen wie die Seiten. Die
Schleifmaschinen sind so eingerichtet, daß die Walzen
nach der Stärke der zu schleifenden Artikel gestellt, und
daß die Steine auch auf ihrer Welle (Achse) adjustirt
werden können. Um nur eine Seite eines stählernen oder
metallenen Artikels bei einer Operation zu schleifen,
wird statt des einen Schleifsteins eine massive hölzerne
Walze angewendet; auch verbindet man mit dieser Vor-
richtung Leitwalzcn, um übers Kreuz schleifen zu können.
Die erwähnten Verbesserungen gewähren einen gro-'
ßen Vortheil beim Schleifen von Sägenblättern, weil
sich bei dieser Arbeit nach dem gewöhnlichen Verfahre»
die Schleifer über den Schleifstein lehnen müssen, wo-
durch Brust- und Lungenkrankheiten veranlaßt werden,
welche oft auch jüngere Arbeiter ergreifen und sie zu
weiterer Beschäftigung unfähig machen. Mittelst des
neuen Verfahrens werden diese Nebel größtenthcils ver-
mieden , da der Arbeiter in einiger Entfernung von den
Steinen steht und sich nicht über dieselben zu lehnen
braucht; auch kann ein Zerspringen der Schleifsteine
nicht die gefährlichen Folgen haben, wie es jetzt so häufig
der Fall ist, wobei Menschen nicht selten beschädigt oder
gar getödtet werden, da sie sich zu nahe an den mit
großer Geschwindigkeit umlaufenden Steinen befinden.
Zum Smirgeln und Polircn von Stahlblättern und
andern metallenen Artikeln benutzt der Erfinder zwei
ähnliche Walzen, welche aus weichem Holz angefertigt
und auf der Oberfläche mit Smirgel versehen sind; die-
ser ist entweder unmittelbar auf dem Holze oder auf
einem Lederüberzuge, oder auf Bürsten aufgetragen.
(Dingt, polytechn. Journ.)

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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