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Gewerbcblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Lage einmal. Preis ohne Zustellnngsgebühr 36 Kreuzer für den Zabrgang; Sveditiond.zebiihr der Gro-b.
Postanstalten 9 kr» Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in zurtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorii-
gcn Großh. Posterpedltion, auswärts bei alle» Postbehörden und Buchhandlungen entgegeugenommen.)

IV. Jahrgang. 2. Furtwangen, den 28. Januar 1833

Die Verbindung von Kunst und Handwerk
(Rückblick auf die deutsche Industrie-Ausstel-
lung in München.)
(Allg. Zcitg. Nr. 299 u. 300 von 1854.)
Daß viele recht nette und ansprechende Bilder gemalt
werden, ist noch kein Beweis für die Blüthe der Kunst;
diese zeigt sich vielmehr und gewinnt Dauer und Halt
ihrer Entwicklung an großen und monumentalen Werken,
in welchen der Geist des Volkes und der Zeit im An-
schluß an die öffentlichen Interessen sich ausprägt, und
das religiöse Leben, das Vaterlandsgefühl, die Cultur-
geschichte Gestalt gewinnt, auf welchen das Wesenhafte,
Große, Jmmergeltende dargestellt und demgemäß auch
die Form der Dinge zu ihrem Ideal, zu ihrem Muster-
bild im Geiste Gottes erhöht und die Wirklichkeit im
Lichte der Ewigkeit verklärt erscheint. Dicß wird immer
nur die That einzelner großen Genien sein. Aber diesen
freien Werken gegenüber liegt die Befriedigung der Be-
dürfnisse und Zwecke des gewöhnlichen Daseins, und
hier entfaltet sich der künstlerische Sinn recht in die
Breite, wenn auch das Geräthe des täglichen Gebrauchs
durch seine Gestalt seine Bedeutung und seinen Zweck
klar verkündet, und zugleich in derselben reinen schwung-
vollen Weise, in demselben Styl gebildet wird, der in
den monumentalen Werken gewonnen wurde. Zwischen
inne bewegen sich dann die Arbeiten, welche der Freude
und Verschönerung des Lebens dienen und die freie
Kunst auch in die häuslichen Räume einführen, wie die
Staffeleibilder und die Zierplastik. Diese drei Sphären
können aber nur dann im Einklang stehen, und ihre
gedeihliche Entwicklung ist nur dann möglich, wenn des
Handwerks goldener Boden der Grund ist, aus welchem
die Kunst sich erhebt, und auf welchen der Künstler

wieder zurückwirkt. So war es in Griechenland, so am
Ende des Mittelalters in Deutschland und in Italien.
Wir betrachten noch heute die Zeichnungen auf atheni-
schen Töpferwaaren, auf Basen oder Schalen, mit Be-
lehrung und Genuß: der Handwerker bildete Geist und
Auge an den Meisterwerken in den Tempeln und öffent-
lichen Hallen, und der Bildhauer, der Maler, der diese
geschmückt, achtete sich nicht zu hoch auch dem Töpfer
die Form eines Gefäßes und die Composition des Ge-
mäldes für dasselbe anzugeben. Der Name toetino be-
zeichnete Kunst und Handwerk, der Künstler blieb Hand-
arbeiter. Die großen Maler Italiens hießen Meister,
ihre Schüler Gesellen, ihr Atelier Werkstatt, dottoZg,
so gut wie der Arbeitsraum der Rahmenschnitzer und
der Vergolder, die mit ihnen in einer Kunstbrüderschaft
standen und unter ihrer Leitung für sie thätig waren.
Dafür erhob sich dann auch ein Goldschmied wie Ben-
venuto Cellini zu ruhmreichen Schöpfungen, oder ein
Peter Vischer, der seinem Nachbar den metallenen Leuch-
ter und den Griff der Thüre goß, ersann und führte
auch das herrliche Sebaldus-Grabmal aus, stellte sich
aber auf demselben als schlichten Handwerker dar, an-
gethan mit dem Schurzfell, Werkzeuge in den Händen.
Der Holzschnitzer Syrlin verfertige Chorstühle im Ulmer
Münster, die noch jetzt auch durch den Geist des Gan-
zen, durch den tiefen und freien Sinn, kraft dessen er
neben den Propheten auch die Weisen Griechenlands als
Vorläufer und Herolde Christi darstellte, unsere Bewun-
derung erregen. Die Steinmetzen, die an den Domen
das Maßwerk ausarbciteten, nahmen aufstcigcnd auch
an den Bildern der Portale Theil, und als über die
Vollendung des Doms zu Bologna verhandelt ward und
ein gelehrter Architekt antike Formen anbringen wollte,
während das Volk noch den Geschmack für die gothischc
 
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