Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellungsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Postervedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)
IV. Jahrgang. ?^0. 25. Furtwangen, den 16. December 18SS.
Notizen über das Schleifen und Schmirgeln.
(Schluß.)
Eine cigeuthümliche Anwendungsart des Schmirgels
ist die auf Papier oder Kattun, ohne Oel. Man ver-
steht unter Schmirgelpapier (pupier ä l'omeri, ps-
pier ä'ömeri, pupior 0M8N86, omoi^-pnpor) starkes
Schreibpapier, welches auf einer Seite dicht und gleich-
mäßig, aber in einer höchst dünnen Lage, mit fest daran
haftendem Schmirgclpulver bedeckt ist. Um es zu ver-
fertigen, bestreicht man das Papier mit heißem Leim-
wasser, siebt den geschlämmten und fein zerriebenen
Schmirgel darauf, drückt ihn allenfalls durch eine dar-
über gerollte hölzerne Walze ein, schüttelt den nicht an-
geklebten Ueberschuß desselben ab, läßt trocknen, gibt
einen neuen Anstrich von Leimwasscr, trocknet wieder
und preßt. Bei großer Feinheit des Schmirgels hält
dieser fester, wenn man ihn mit Leimwasscr zu einem
Brei aumengt und mittelst des Pinsels dünn auf das
Papier streicht. Das schönste und brauchbarste Schmir-
gclpapier ist das Pariser, welches in viele Abstufungen,
nach der Feinheit des darauf befindlichen Schmirgels,
sortirt ist. Man gebraucht das Schmirgelpapier trocken,
vorzüglich zum Schleifen von Messing und Argentan;
auf Stahl und Eisen wird cs fast nur angewendet, um
Rostflecken auszutilgen, daher es auch wohl unter dem
Namen Rost Papier vorkommt. Statt dieses Papier
aus freier Hand zu gebrauchen, beklebt man damit, zu
großer Bequemlichkeit, die Oberfläche verschiedentlich ge-
formter Hölzer, die man dann nach Art gewöhnlicher
Schmirgelhölzer handhabt. Auf solchen Hölzern kann
man das Papier am zweckmäßigsten mittelst eines Wachs-
anstriches befestigen, weil es sich dann leicht wieder ab-
nehmen und durch neues ersetzen läßt, wenn cs abgenutzt
ist. — Schmirgelkattun (Schmirgelzeug) ist
leichter Kattun, auf gleiche Weise wie das Papier mit
Schmirgel überkleidet; er hat gegen das Papier den
Vorzug, daß er beim Gebrauch nicht so leicht zerreißt
oder Brüche bekommt. Mau zieht zu dessen Bereitung
den Kattun auf Rahmen, bestreicht ihn mit dünnem
Leim, worunter etwas Weizenmehl gekocht ist; spannt
ihn wieder straff an (da er durch den Anstrich sich dehnt);
streicht nach dem Trocknen etwas stärkeren Leim auf und
übersiebt diesen mit Schmirgelpulver; schüttelt und bür-
stet nach abermaligem Trocknen das lose Pulver ab;
wiederholt endlich den Leimanstrich, das Aufsteben des
Schmirgels, das Trocknen und Abbürsten.
Zur Darstellung des Schmirgelpapiers wird in Pa-
ris eine Maschine*) angewendct, welche alle Arbeiten
(Leimaustrich, Bestreuen, Abschütteln, Zerschneiden in
Bogen) selbstthätig verrichtet, so daß nur das Trocknen
in einer geheitzten Kammer übrig bleibt. — Unächtes
(viel weniger gutes) Schmirgelpapier wird mit gepul-
verten Eisenschlacken oder Hammerschlag dargestellt. Dem
Schmirgelpapier verwandt sind ferner das Glaspapier
(pspior vorre, pupior flo vvrro, Klu88-pup6r) und das
Sandpapier lssnü-pupor), welche Beide aber mehr
zum Glattschleifen der Holzarbciten von Tischlern ange-
wendet werden. Ersteres enthält statt des Schmirgels
zerstoßenes Glas, Letzteres feinen scharfen Quarzsand
oder ein Gemenge von solchem mit Glaspulver.
Außer dem Schmirgel werden, wiewohl in beschränk-
terem Maße, zum Schleifen angewendet:
2) Ham mersch lag (Eiseuhammcrschlag). Man
nimmt die beim Schmieven des Eisens abspriugenden
Schuppen und zerstößt sie zu Pulver, oder sammelt —
um diese Mühe zu sparen — gleich den Theil des Ham-
*) öulwtin ckbmeoursKemeM, XU (1846) p. 172. — Pv-
lptechn. Journal Bd. 102, S. 8.
für den
Schwarzwald.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellungsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Postervedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)
IV. Jahrgang. ?^0. 25. Furtwangen, den 16. December 18SS.
Notizen über das Schleifen und Schmirgeln.
(Schluß.)
Eine cigeuthümliche Anwendungsart des Schmirgels
ist die auf Papier oder Kattun, ohne Oel. Man ver-
steht unter Schmirgelpapier (pupier ä l'omeri, ps-
pier ä'ömeri, pupior 0M8N86, omoi^-pnpor) starkes
Schreibpapier, welches auf einer Seite dicht und gleich-
mäßig, aber in einer höchst dünnen Lage, mit fest daran
haftendem Schmirgclpulver bedeckt ist. Um es zu ver-
fertigen, bestreicht man das Papier mit heißem Leim-
wasser, siebt den geschlämmten und fein zerriebenen
Schmirgel darauf, drückt ihn allenfalls durch eine dar-
über gerollte hölzerne Walze ein, schüttelt den nicht an-
geklebten Ueberschuß desselben ab, läßt trocknen, gibt
einen neuen Anstrich von Leimwasscr, trocknet wieder
und preßt. Bei großer Feinheit des Schmirgels hält
dieser fester, wenn man ihn mit Leimwasscr zu einem
Brei aumengt und mittelst des Pinsels dünn auf das
Papier streicht. Das schönste und brauchbarste Schmir-
gclpapier ist das Pariser, welches in viele Abstufungen,
nach der Feinheit des darauf befindlichen Schmirgels,
sortirt ist. Man gebraucht das Schmirgelpapier trocken,
vorzüglich zum Schleifen von Messing und Argentan;
auf Stahl und Eisen wird cs fast nur angewendet, um
Rostflecken auszutilgen, daher es auch wohl unter dem
Namen Rost Papier vorkommt. Statt dieses Papier
aus freier Hand zu gebrauchen, beklebt man damit, zu
großer Bequemlichkeit, die Oberfläche verschiedentlich ge-
formter Hölzer, die man dann nach Art gewöhnlicher
Schmirgelhölzer handhabt. Auf solchen Hölzern kann
man das Papier am zweckmäßigsten mittelst eines Wachs-
anstriches befestigen, weil es sich dann leicht wieder ab-
nehmen und durch neues ersetzen läßt, wenn cs abgenutzt
ist. — Schmirgelkattun (Schmirgelzeug) ist
leichter Kattun, auf gleiche Weise wie das Papier mit
Schmirgel überkleidet; er hat gegen das Papier den
Vorzug, daß er beim Gebrauch nicht so leicht zerreißt
oder Brüche bekommt. Mau zieht zu dessen Bereitung
den Kattun auf Rahmen, bestreicht ihn mit dünnem
Leim, worunter etwas Weizenmehl gekocht ist; spannt
ihn wieder straff an (da er durch den Anstrich sich dehnt);
streicht nach dem Trocknen etwas stärkeren Leim auf und
übersiebt diesen mit Schmirgelpulver; schüttelt und bür-
stet nach abermaligem Trocknen das lose Pulver ab;
wiederholt endlich den Leimanstrich, das Aufsteben des
Schmirgels, das Trocknen und Abbürsten.
Zur Darstellung des Schmirgelpapiers wird in Pa-
ris eine Maschine*) angewendct, welche alle Arbeiten
(Leimaustrich, Bestreuen, Abschütteln, Zerschneiden in
Bogen) selbstthätig verrichtet, so daß nur das Trocknen
in einer geheitzten Kammer übrig bleibt. — Unächtes
(viel weniger gutes) Schmirgelpapier wird mit gepul-
verten Eisenschlacken oder Hammerschlag dargestellt. Dem
Schmirgelpapier verwandt sind ferner das Glaspapier
(pspior vorre, pupior flo vvrro, Klu88-pup6r) und das
Sandpapier lssnü-pupor), welche Beide aber mehr
zum Glattschleifen der Holzarbciten von Tischlern ange-
wendet werden. Ersteres enthält statt des Schmirgels
zerstoßenes Glas, Letzteres feinen scharfen Quarzsand
oder ein Gemenge von solchem mit Glaspulver.
Außer dem Schmirgel werden, wiewohl in beschränk-
terem Maße, zum Schleifen angewendet:
2) Ham mersch lag (Eiseuhammcrschlag). Man
nimmt die beim Schmieven des Eisens abspriugenden
Schuppen und zerstößt sie zu Pulver, oder sammelt —
um diese Mühe zu sparen — gleich den Theil des Ham-
*) öulwtin ckbmeoursKemeM, XU (1846) p. 172. — Pv-
lptechn. Journal Bd. 102, S. 8.