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merschlages, welcher sich unter dem Fuße des Amboßes
schon in ziemlich feiner Pulvergestalt findet. Nur zum
Schleifen ordinärer Eisenwaarcn wird von den Schlos-
sern der Hanimerschlag (auf Holz und mit Oel) statt
des Schmirgels angewendet. Zu den regelmäßigen Ver-
fahrungsarten guter Arbeiter gehört diese ökonomische
Gewohnheit nicht.
3) Der levantische Oelstein, den man zu Pul-
ver zerstößt, allenfalls auch noch durch Schlämmen, wie
den Schmirgel verfeinert und in mehrere Sorten abtheilt.
So zubercitet, führt er an manchen Orten den Namen
Oelstein-Schmirgel. Seine Anwendung beschränkt
sich (da er theurer ist als Schmirgel) auf das Schleifen
feiner stählerner Arbeiten bei Uhrmachern u. s. w. Man
bedient sich desselben mit Oel, und zwar — wie in
ähnlichen Fällen des Schmirgels — auf Eisenstäbchen,
auf Holz, auf Spiegelglas oder auf den Scheiben des
Lapidärs.
4) Bimsstein im gepulverten und geschlämmten
Zustande ist ein gutes Schleifmittel für Metalle von
mäßiger Härte, also: Messing, Argentan, Kupfer,
Silber, Zink. Man gebraucht ihn theils mit Wasser,
theils mit Oel, und trägt ihn gewöhnlich auf Holz auf.
Zum Einschleifen messingener Hähne u. dgl. ist der
Bimsstein dem Schmirgel vorzuziehen; von Letzterem
setzen sich fast immer feine Theilchen in den Poren des
Gußmessings fest, und die Folge davon ist, daß die zu-
sammengefchliffenen Flächen immer rauh bleiben und bei
der Bewegung auf einander sich gegenseitig abnutzen.
Beim Bimsstein bemerkt man diese Erscheinung nicht,
und eben so wenig bei gesiebtem Formsande oder feinem
Lehm, welche beide man öfters (mit Wasser) zu dem
angegebenen Zwecke benutzt.
5) Feuerstein, glühend in Wasser abgelöscht (wo-
durch er zerbrechlicher wird), zu Pulver gestoßen und
gesiebt oder geschlämmt, gibt ein gutes Schleifpulver,
besonders auf Messing und Eisen. Feucrsteinpapicr
wird mittelst dieses Pulvers nach Art des Schmirgel-
papiers bereitet und gleich dem Letzter» angcwcndct.
(Polptcchn. Ccntralhalle.)
Künstliche Uhren.
(Fortsetzung.)
Dergleichen künstliche Uhrwerke, worunter diejenigen zu
Straßburg im Innern der Münsterkirchc (zu Lund in
Schweden), in der Marienkirche zu Lübeck, zu Versailles,
auf dem Prager Rathhause re. die vorzüglichsten sind,
findet man in mehreren europäischen Städten noch viele
aufbcwahrt, die von dem Genie dessen zeugen, der sie
verfertigte. Eine der größten Merkwürdigkeiten ist be-
sonders die Straßburger Münster-Uhr, welche von dem
hochverdienten Künstler Schwilguö in Straßburg an
Stelle der alten Uhr verfertigt und gegen Ende des
Jahres 1842 ausgestellt wurde. Sie besteht aus zehn
verschiedenen Werken, welche nahe an 600 Räder und
270 Getriebe in sich fassen. Der Gang dieser Werke
wird durch sehr geringe Gewichte bewirkt, die nur alle
acht Tage aufgezogen werden. Alle Differenzen und
Abweichungen der Sonne, des Mondslaufs, der Jah-
reszahlen, der Schaltjahre und der Finsternisse werden
vermöge des Räderwerkes in dieser Uhr für ewige Zei-
ten funktionirend dargestellt. Die Automaten, wie der
Hahn, die Apostel, die vier Jahreszeiten u. s. w., welche
der alten Uhr vorzugsweise jene Berühmtheit verschafft
haben, und die auch gegenwärtig von dem größer« Theile
des Publikums noch am meisten betrachtet werden, sind
bei der neuen Uhr alle beweglich und mit großem künst-
lerischen Talent durchgeführt. — Ein fast eben so künst-
liches astronomisches Uhrwerk hat die Stadt Lyon in
Frankreich. Es wurde im Jahre 1598 von Nikolaus
Lippius aus Basel verfertigt und im Jahre 1660 von
dem Lyoner Uhrmacher Wilhelm Nourrisson sehr
verbessert. Hier sieht man ebenfalls den Lauf der
Gestirne und deren periodische Bewegung, ferner ei-
nen immerwährenden Kalender, welcher das Jahr,
die Monate, den Tag, die Stunde und die Minuten
bemerklich macht, einen Kirchenkalender, der die
Festtage und die Verrichtungen jedes Tages mit den
Kirchengebräuchen u. s. w. anzeigt. Ein Astrolabium
stellt die Fläche des Himmels vor. Man erblickt daran
die Gestirne nach ihren natürlichen Stellungen, die
Phasen des Mondes, die Planeten nach ihrem Stande
gegen einander und gegen die übrigen Sterne, ihre Con-
junctioncn und Oppositionen. Zeder Tag wird durck
eine Figur versinnlicht, welche von Außen in einer Nische
zum Vorschein kommt. Am Sonntage erscheint ein
Bild, welches die Auferstehung vorstellt; am M'ontage
tritt der Tod hervor; am Dienstage der heil. Stephan
(der erste Schutzheilige der Kirche); am Mittwoch der
heil. Johannes Baptista (der zweite Schutzheilige); am
Donnerstage das Bild der Einsetzung des heil. Sa-
merschlages, welcher sich unter dem Fuße des Amboßes
schon in ziemlich feiner Pulvergestalt findet. Nur zum
Schleifen ordinärer Eisenwaarcn wird von den Schlos-
sern der Hanimerschlag (auf Holz und mit Oel) statt
des Schmirgels angewendet. Zu den regelmäßigen Ver-
fahrungsarten guter Arbeiter gehört diese ökonomische
Gewohnheit nicht.
3) Der levantische Oelstein, den man zu Pul-
ver zerstößt, allenfalls auch noch durch Schlämmen, wie
den Schmirgel verfeinert und in mehrere Sorten abtheilt.
So zubercitet, führt er an manchen Orten den Namen
Oelstein-Schmirgel. Seine Anwendung beschränkt
sich (da er theurer ist als Schmirgel) auf das Schleifen
feiner stählerner Arbeiten bei Uhrmachern u. s. w. Man
bedient sich desselben mit Oel, und zwar — wie in
ähnlichen Fällen des Schmirgels — auf Eisenstäbchen,
auf Holz, auf Spiegelglas oder auf den Scheiben des
Lapidärs.
4) Bimsstein im gepulverten und geschlämmten
Zustande ist ein gutes Schleifmittel für Metalle von
mäßiger Härte, also: Messing, Argentan, Kupfer,
Silber, Zink. Man gebraucht ihn theils mit Wasser,
theils mit Oel, und trägt ihn gewöhnlich auf Holz auf.
Zum Einschleifen messingener Hähne u. dgl. ist der
Bimsstein dem Schmirgel vorzuziehen; von Letzterem
setzen sich fast immer feine Theilchen in den Poren des
Gußmessings fest, und die Folge davon ist, daß die zu-
sammengefchliffenen Flächen immer rauh bleiben und bei
der Bewegung auf einander sich gegenseitig abnutzen.
Beim Bimsstein bemerkt man diese Erscheinung nicht,
und eben so wenig bei gesiebtem Formsande oder feinem
Lehm, welche beide man öfters (mit Wasser) zu dem
angegebenen Zwecke benutzt.
5) Feuerstein, glühend in Wasser abgelöscht (wo-
durch er zerbrechlicher wird), zu Pulver gestoßen und
gesiebt oder geschlämmt, gibt ein gutes Schleifpulver,
besonders auf Messing und Eisen. Feucrsteinpapicr
wird mittelst dieses Pulvers nach Art des Schmirgel-
papiers bereitet und gleich dem Letzter» angcwcndct.
(Polptcchn. Ccntralhalle.)
Künstliche Uhren.
(Fortsetzung.)
Dergleichen künstliche Uhrwerke, worunter diejenigen zu
Straßburg im Innern der Münsterkirchc (zu Lund in
Schweden), in der Marienkirche zu Lübeck, zu Versailles,
auf dem Prager Rathhause re. die vorzüglichsten sind,
findet man in mehreren europäischen Städten noch viele
aufbcwahrt, die von dem Genie dessen zeugen, der sie
verfertigte. Eine der größten Merkwürdigkeiten ist be-
sonders die Straßburger Münster-Uhr, welche von dem
hochverdienten Künstler Schwilguö in Straßburg an
Stelle der alten Uhr verfertigt und gegen Ende des
Jahres 1842 ausgestellt wurde. Sie besteht aus zehn
verschiedenen Werken, welche nahe an 600 Räder und
270 Getriebe in sich fassen. Der Gang dieser Werke
wird durch sehr geringe Gewichte bewirkt, die nur alle
acht Tage aufgezogen werden. Alle Differenzen und
Abweichungen der Sonne, des Mondslaufs, der Jah-
reszahlen, der Schaltjahre und der Finsternisse werden
vermöge des Räderwerkes in dieser Uhr für ewige Zei-
ten funktionirend dargestellt. Die Automaten, wie der
Hahn, die Apostel, die vier Jahreszeiten u. s. w., welche
der alten Uhr vorzugsweise jene Berühmtheit verschafft
haben, und die auch gegenwärtig von dem größer« Theile
des Publikums noch am meisten betrachtet werden, sind
bei der neuen Uhr alle beweglich und mit großem künst-
lerischen Talent durchgeführt. — Ein fast eben so künst-
liches astronomisches Uhrwerk hat die Stadt Lyon in
Frankreich. Es wurde im Jahre 1598 von Nikolaus
Lippius aus Basel verfertigt und im Jahre 1660 von
dem Lyoner Uhrmacher Wilhelm Nourrisson sehr
verbessert. Hier sieht man ebenfalls den Lauf der
Gestirne und deren periodische Bewegung, ferner ei-
nen immerwährenden Kalender, welcher das Jahr,
die Monate, den Tag, die Stunde und die Minuten
bemerklich macht, einen Kirchenkalender, der die
Festtage und die Verrichtungen jedes Tages mit den
Kirchengebräuchen u. s. w. anzeigt. Ein Astrolabium
stellt die Fläche des Himmels vor. Man erblickt daran
die Gestirne nach ihren natürlichen Stellungen, die
Phasen des Mondes, die Planeten nach ihrem Stande
gegen einander und gegen die übrigen Sterne, ihre Con-
junctioncn und Oppositionen. Zeder Tag wird durck
eine Figur versinnlicht, welche von Außen in einer Nische
zum Vorschein kommt. Am Sonntage erscheint ein
Bild, welches die Auferstehung vorstellt; am M'ontage
tritt der Tod hervor; am Dienstage der heil. Stephan
(der erste Schutzheilige der Kirche); am Mittwoch der
heil. Johannes Baptista (der zweite Schutzheilige); am
Donnerstage das Bild der Einsetzung des heil. Sa-