Gewerbebtatt
für den
Schwarzwald.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ebne Zustellnngsgebühr 38 Krcu;cr für den Jahrgang; Sveditionsgebühr der Grvßh.
Postanstalten 9 kr.. Zustellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)
I V. Jahrgang. 26.
Furtwangen, den 3«. Deeember 1833.
Künstliche Uhren.
(Schluß.)
Die Uhrwerke auf der König!. Sternwarte zu Prag
sind nicht minder bemerkenswerth. Das eine, vom Pater
Johann Klein verfertigte, zeigt den jedesmaligen
Stand der Planeten, die Sonntagsbuchstaben, die Epak-
ten, den Ostervollmond, die güldene (goldene) Zahl,
den Sonncnzirkel, die Römerzinszahl, die beweglichen
und unbeweglichen Hauptfeste u. s. w. Ein besonderer
Zeiger weist immer auf das Land, wo es eben Mittag
ist, und zwar zu jeder Zeit oder Stunde, welche man
in Prag zählt. Wenn z. B. der Zeiger früh Morgens
5 Uhr weist, so sicht man China bei dieser Stunde,
wo es also um diese Zeit Mittag ist. In einem Zirkel
auf dem Zifferblatte sind deßhalb mehrere Länder ange-
geben. Das Gehwerk wird alle 8 Tage ein Mal auf-
gezogen und ist auch mit einem Schlagwerke versehen.
— An einer vom Mechanikus Passe ment in Paris
verfertigten künstlichen Taschenuhr von mittlerer Größe
sieht man erst die Stunden, Minuten und Sekunden
der wahren und Mittlern Zeit, wodurch die Uhr zu ei-
ner Aequationsuhr gebildet wird. Dann zeigt sie auch
die Zahl der Wochen, das Datum, die Namen der
Monate, die zwölf Zeichen des Thicrkrcises, das Alter
des Mondes, den Mondwechsel, die vier Haupttheile des
Tages (Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht), die
Verfinsterungen der Sonne un^des Mondes, nebst den
Stunden, wenn sie sich ereignen. — Der rühmlichst be-
kannte Mechanikus und Uhrmacher Auch zu Vaisingen,
ein Schüler des vortrefflichen Pfarrers Hahns zu Korn-
westheim bei Ludwigsburg in Württemberg, erfand eine
künstliche astronomische Sack-Uhr, die auf folgende Art
eingerichtet ist: Auf der obern Seite derselben werden
auf die gewöhnliche Weise die Stunden des Tages und
der Nacht, Minuten, Sekunden und Monatstagc ange-
zeigt; die untere Seite stellt einen blauen Himmel
mit goldenen Sternbildern vor, der von der bewegbaren
Ekliptik, die in ihre Zeichen und Grade abgetheilt ist,
begrenzt wird. Es ist unten eine kleine Landschaft an-
gebracht, welche einen Horizont bestimmt, für eine Pol-
höhe von 49 Graden. Die Sonne geht für diesen Ho-
rizont ordnungsmäßig täglich auf und unser und bewegt
sich zugleich nach und nach durch die Grade der Ekliptik.
Man sieht sehr deutlich die größeren oder kleineren Ta-
gesbögen, welche die Sonne nach ihrer Lage in der
Ekliptik beschreibt, sowie die Unterschiede der Mittags-
höhen. Die Sonne ist eine sehr kleine Scheibe von
Gold und die Strahlen derselben haben eine Länge von
18 Graden, so daß folglich durch sie der Anfang und
das Ende der Morgen- oder Abenddämmerung angezeigt
wird. Die Zeit wird bei diesem allen durch die Zeiger
der obern Seite bestimmt. Außer der Sonne geht auch
der Mond täglich auf und unter und rückt dabei in sei-
ner eigenthümlichen Bewegung regelmäßig fort. Man
kann daher die Conjunctioncn und Oppositionen des
Mondes und der Sonne, sowie die Quadraturen und
übrigen Aspekten dieser zwei Gestirne auf dieser Uhr
sehr sinnlich sehen. Da ferner der Durchschnitt des
Erdschattens und die regelmäßig fortrückenden Knoten
der Laufbahn des Mondes deutlich angezeigt sind, so
können auch totale und partiale Sonnen- und Mond-
finsternisse sogar nach ihrer Dauer und Größe wahrge-
nommcn werden. Es kann endlich bei dieser kleinen
Maschine das astronomische Werk von dem Gchwerk der
Uhr auf eine leichte Art ausgelöst und immer vermit-
telst einer kleinen Kurbel bis auf eine beliebige Zeit-
periode vor- oder rückwärts getrieben werden; es läßt
sich auf solche Weise für jeden Tag oder Stunde die
für den
Schwarzwald.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ebne Zustellnngsgebühr 38 Krcu;cr für den Jahrgang; Sveditionsgebühr der Grvßh.
Postanstalten 9 kr.. Zustellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)
I V. Jahrgang. 26.
Furtwangen, den 3«. Deeember 1833.
Künstliche Uhren.
(Schluß.)
Die Uhrwerke auf der König!. Sternwarte zu Prag
sind nicht minder bemerkenswerth. Das eine, vom Pater
Johann Klein verfertigte, zeigt den jedesmaligen
Stand der Planeten, die Sonntagsbuchstaben, die Epak-
ten, den Ostervollmond, die güldene (goldene) Zahl,
den Sonncnzirkel, die Römerzinszahl, die beweglichen
und unbeweglichen Hauptfeste u. s. w. Ein besonderer
Zeiger weist immer auf das Land, wo es eben Mittag
ist, und zwar zu jeder Zeit oder Stunde, welche man
in Prag zählt. Wenn z. B. der Zeiger früh Morgens
5 Uhr weist, so sicht man China bei dieser Stunde,
wo es also um diese Zeit Mittag ist. In einem Zirkel
auf dem Zifferblatte sind deßhalb mehrere Länder ange-
geben. Das Gehwerk wird alle 8 Tage ein Mal auf-
gezogen und ist auch mit einem Schlagwerke versehen.
— An einer vom Mechanikus Passe ment in Paris
verfertigten künstlichen Taschenuhr von mittlerer Größe
sieht man erst die Stunden, Minuten und Sekunden
der wahren und Mittlern Zeit, wodurch die Uhr zu ei-
ner Aequationsuhr gebildet wird. Dann zeigt sie auch
die Zahl der Wochen, das Datum, die Namen der
Monate, die zwölf Zeichen des Thicrkrcises, das Alter
des Mondes, den Mondwechsel, die vier Haupttheile des
Tages (Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht), die
Verfinsterungen der Sonne un^des Mondes, nebst den
Stunden, wenn sie sich ereignen. — Der rühmlichst be-
kannte Mechanikus und Uhrmacher Auch zu Vaisingen,
ein Schüler des vortrefflichen Pfarrers Hahns zu Korn-
westheim bei Ludwigsburg in Württemberg, erfand eine
künstliche astronomische Sack-Uhr, die auf folgende Art
eingerichtet ist: Auf der obern Seite derselben werden
auf die gewöhnliche Weise die Stunden des Tages und
der Nacht, Minuten, Sekunden und Monatstagc ange-
zeigt; die untere Seite stellt einen blauen Himmel
mit goldenen Sternbildern vor, der von der bewegbaren
Ekliptik, die in ihre Zeichen und Grade abgetheilt ist,
begrenzt wird. Es ist unten eine kleine Landschaft an-
gebracht, welche einen Horizont bestimmt, für eine Pol-
höhe von 49 Graden. Die Sonne geht für diesen Ho-
rizont ordnungsmäßig täglich auf und unser und bewegt
sich zugleich nach und nach durch die Grade der Ekliptik.
Man sieht sehr deutlich die größeren oder kleineren Ta-
gesbögen, welche die Sonne nach ihrer Lage in der
Ekliptik beschreibt, sowie die Unterschiede der Mittags-
höhen. Die Sonne ist eine sehr kleine Scheibe von
Gold und die Strahlen derselben haben eine Länge von
18 Graden, so daß folglich durch sie der Anfang und
das Ende der Morgen- oder Abenddämmerung angezeigt
wird. Die Zeit wird bei diesem allen durch die Zeiger
der obern Seite bestimmt. Außer der Sonne geht auch
der Mond täglich auf und unter und rückt dabei in sei-
ner eigenthümlichen Bewegung regelmäßig fort. Man
kann daher die Conjunctioncn und Oppositionen des
Mondes und der Sonne, sowie die Quadraturen und
übrigen Aspekten dieser zwei Gestirne auf dieser Uhr
sehr sinnlich sehen. Da ferner der Durchschnitt des
Erdschattens und die regelmäßig fortrückenden Knoten
der Laufbahn des Mondes deutlich angezeigt sind, so
können auch totale und partiale Sonnen- und Mond-
finsternisse sogar nach ihrer Dauer und Größe wahrge-
nommcn werden. Es kann endlich bei dieser kleinen
Maschine das astronomische Werk von dem Gchwerk der
Uhr auf eine leichte Art ausgelöst und immer vermit-
telst einer kleinen Kurbel bis auf eine beliebige Zeit-
periode vor- oder rückwärts getrieben werden; es läßt
sich auf solche Weise für jeden Tag oder Stunde die