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Gewerbeblatt

für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellnngsgebiihr 36 Kreuzer für ven Jahrgang; Sveditionsgebühr der Großh.
Postanstalten y kr., ZÜstellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwange» bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Postervedition, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

IV. Jahrgang. ^0. 12. Kurbwangrn, den 17. Juni I8ZS.

Verbesserungen in der Metallgießerei, ins-
besondere Baumblätter, Muscheln, Insek-
ten und andere kleine Naturgegenständc
abzuformen.
(Vom Herrn Civilingenieur A. G. Brade.)
Seit längerer Zeit war es in der Metallgießerei
bekannt, daß man, um Abgüsse von kleinen Naturge-
genständcn zn erhalten, die sich leicht verbrennen lassen,
wie z. B. Baumblätter, Muscheln, Insekten u. s. w.,
diese Gegenstände bloö mit einer feuerfesten Masse zu
übergießen, selbige sodann einer starken Hitze auszusetzen
hat, und nachdem die Asche aus dem Innern dieser Masse
entfernt ist, statt des Gegenstandes eine Form erlangt
wird, in welche man nachher das geschmolzene Metall
gießen kann, insofern nämlich die Größe und Lage der
Oeffnungen und Gicßkanälc und die Flüssigkeit des Me-
talles gestatten, in alle Theile der Gießform zu dringen.
Man verlor indessen bei dieser Manier jedesmal das
Modell und das Verfahren beschränkte sich daher blos
auf solche kleine Gegenstände, welche die Natur in hin-
länglicher Anzahl darbietet und sich leicht verbrennen
lassen; für Gegenstände der Kunst aber war das Ver-
fahren nicht anwendbar.
Ebenso war auch die Manier bekannt, ein Wachs-
modell in Sand abzuformen, das Wachs nachher her-
auszuschmelzen, und in dieser Form von Sand das
Metall zu gießen. Auch bei dieser Manier verlor man
jedesmal das Modell und dieß war um so mehr zu be-
dauern, als dieses Wachsmodell dem Künstler manchmal
viel Arbeit gekostet und als Schöpfung seines Genies
einen bedeutenden Werth gehabt hat. Es läßt sich daher
wohl begreifen, warum diese beiden Methoden in der
Kunstgießerei niemals praktische Anwendung gefunden
haben.

Meine Erfindung bestellt in der Anwendung einiger
Theile dieser beiden Methoden und zwar besonders in
dem beliebigen Erzeugen von Wachsmodellen so, daß
Jedermann auch ohne Künstler zu sein, und ohne viele
Mühe eine beliebige Anzahl solcher Modelle zu erzeugen
im Stande ist, und nachher durch Uebergießen dieser
Wachsmodelle mit einer hinreichend flüssigen Töpfermaffe,
die erhärtet und ganz feuerfest ist, zu einer Gießform
kommt, welche vollkommen entspricht.
Wenn ich daher einen beliebigen Gegenstand in
Metall nachzuahmen wünsche, fange ich an in Wachs,
Stearin, Cautschuk, Gutta-Percha, oder jede andere
zweckmäßige Substanz, die sich wie das Wachs leicht
modelliren, aneinanderfügen und später aus der Form
herausschmelzcn läßt, eine Copie oder Modell des Ge-
genstandes zu machen, lieber dieses Wachsmodell (denn
am liebsten bediene ich mich des Wachses) gieße ich nun
in einem Formkasten eine Töpfcrcomposttion, welche aus
gleichen Theilen Gyps und Ziegelmehl besteht und ver-
mittelst einer hinlänglichen Quantität reinen oder mit
Alaun gesättigten Wassers zu einer ziemlich flüssigen
Masse angemacht worden ist. Diese Masse lasse ich, über
das Wachsmodcll ausgegossen, vollkommen hart werden,
bohre sodann ein -Gießloch ein, stelle das Ganze in ei-
nen erhitzten Ofen, lasse das Wachs herausfließen und
erhalte sodann im Innern der Töpfercompositivn eine
Gießform, in welche das geschmolzene Metall gegossen
werden kann.
Diese Methode nun würde keinen besonderen Vorthcil
darbicten, wenn sich die Wachsmodelle nicht mit der
größten Leichtigkeit bilden ließen. Nm z. B. in Wachs
oder eine andere zweckmäßige Substanz einen Abguß
oder Copie eines Baumblattes zu bilden, bestreiche ich
das Blatt mit Oel und nehme vermittelst Gyps einm
 
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