G e w e r b e b l a t t
für den
Schwarzwals.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zuüellungsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten y kr., Zustellungsgebnbr 20 kr. Bestellungen werden in Jurtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Postexpedttion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)
I V. Jahrgang. > 0 13. Furtwangcn, den I. Juli 18S3.
Thermographie oder Verfahren Gegen-
stände durch direktes Abdrucken derselben
abzubilden.
(Von Hrn. Felix Abate in Neapel.)
Diese Erfindung bildet eine neue Kunst, welche na-
türliche und künstliche Gegenstände mittelst direkten Ab-
druckens auf eine geeignete Substanz abzubilden gestattet.
Die Proben davon, welche der Soviel^-ok urls in ihrer
letzten Sitzung vorgelcgt wurden, sind Abbildungen von
Furnirholz (theils einfachem, theils mit eingelegter Ar-
beit verziertem), welche auf Holz, Kattun und Papier-
gemacht wurden.
Ehe ich auf diese Erfindung näher eingehe, muß ich,
um Mißverständnissen zu begegnen, tzcrncrken, daß sie
wesentlich von dem sogenannten Natursclbstdruck verschie-
den ist, welcher in der kais. Hof- und Staatsdruckerei
zu Wien ausgeübt wird und für England dem HHrn.
Bradbury und Evaus parentirt ist; der Naturselbst-
druck besteht bekanntlich darin, von natürlichen Gegen-
ständen Abdrücke in Blei oder Gutta-percha w. zu machen
und vou diesen dann galvanoplastischc Copicn anzufer-
tigen, mit welchen auf gewöhnliche Weise gedruckt wird.
Ich habe die ersten Proben meiner Erfindung schon auf
der Weltausstellung im Jahr 1851 vorgelcgt, nämlich
eine befördere Anwendung derselben, Metallographie
genannt, wofür ich auch mit der Preiömcdaille belohnt
wurde.
Meine Metallographie besteht im Abdrucken gravirter
Holztafcln auf metallische Oberflächen; dabei be-
feuchte ich die abzudruckendc Holztafcl mit Auflösungen
solcher Salze, welche sich zersetzen, wenn man sie mit
gewissen Metallen in Berührung bringt und dabei durch
elektrochemische Wirkung einen anhaftenden Niederschlag
von einem gefärbten Metalloryd bilden, oder welche
überhaupt eine chemische Veränderung auf dem anzuwen-
denden Metall hcrvorbringen. Solche Salze sind diejenigen
von Kupfer, Antimon w., auf Platten von Zink, Zinn,
Silber w.; das Schwefelammonium auf Platten von
Kupfer und Messing.
Ich wende zwei Principicn bei diesem Kunstzweige
an; das eine Princip ist die eben erwähnte technische
Wirkung; das andere, welches die Grundlage und den
Schlußstein der Erfindung in ihrem allgemeinsten Sinne
bildet, berubt ans der Porosität des abzudruckcnden Ge-
genstandes , welche die Absorption der ihn befeuchtenden
Flüssigkeit veranlaßt, worauf diese mittelst der Pression
in einer Quantität abgegeben wird, welche für jeden
Punkt des Gegenstandes der Capacität seiner Poren
proportional ist, so daß, wenn irgend eine chemische
Veränderung auf dem Abdruck bewerkstelligt wird, um
eine Färbung desselben hervorzubringen, diese Färbung
durch ihre verschiedenen Schattirungen ein getreues Bild
des aufgedrucktcu Gegenstandes erzeugt.
Um diese Erfindung zum Drucken auf vegetabilische
Substanzen, anstatt auf Metallplatten, anwenden zu
können, mußte-ein neues Princip in den Prozeß einge-
führt werden, welches diejenige chemische Veränderung
hervorbringt, die bei der Metallographie von selbst ein-
tritt. Ich benutzte zu diesem Zweck zweierlei Principien,
welche dieses Resultat hcrbciführen. Das eine Princip,
welches ich dem Zeugdruck mittelst Reservirens und Aetzens
entlehnte, ist die eigenthümliche Wirkung, welche die
Salze, Säuren und Alkalien auf einander und auf ve-
getabilische Farbstoffe haben; das andere Princip fand
ich in der Wärme, welche veranlaßt, daß auf den mit
Säuren imprägnstten vegetabilischen Substanzen eine
Färbung eintritt, wahrscheinlich indem die Säure eine
beschleunigte Verkohlung der Oberfläche dieser Subftan-
für den
Schwarzwals.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zuüellungsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten y kr., Zustellungsgebnbr 20 kr. Bestellungen werden in Jurtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Postexpedttion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)
I V. Jahrgang. > 0 13. Furtwangcn, den I. Juli 18S3.
Thermographie oder Verfahren Gegen-
stände durch direktes Abdrucken derselben
abzubilden.
(Von Hrn. Felix Abate in Neapel.)
Diese Erfindung bildet eine neue Kunst, welche na-
türliche und künstliche Gegenstände mittelst direkten Ab-
druckens auf eine geeignete Substanz abzubilden gestattet.
Die Proben davon, welche der Soviel^-ok urls in ihrer
letzten Sitzung vorgelcgt wurden, sind Abbildungen von
Furnirholz (theils einfachem, theils mit eingelegter Ar-
beit verziertem), welche auf Holz, Kattun und Papier-
gemacht wurden.
Ehe ich auf diese Erfindung näher eingehe, muß ich,
um Mißverständnissen zu begegnen, tzcrncrken, daß sie
wesentlich von dem sogenannten Natursclbstdruck verschie-
den ist, welcher in der kais. Hof- und Staatsdruckerei
zu Wien ausgeübt wird und für England dem HHrn.
Bradbury und Evaus parentirt ist; der Naturselbst-
druck besteht bekanntlich darin, von natürlichen Gegen-
ständen Abdrücke in Blei oder Gutta-percha w. zu machen
und vou diesen dann galvanoplastischc Copicn anzufer-
tigen, mit welchen auf gewöhnliche Weise gedruckt wird.
Ich habe die ersten Proben meiner Erfindung schon auf
der Weltausstellung im Jahr 1851 vorgelcgt, nämlich
eine befördere Anwendung derselben, Metallographie
genannt, wofür ich auch mit der Preiömcdaille belohnt
wurde.
Meine Metallographie besteht im Abdrucken gravirter
Holztafcln auf metallische Oberflächen; dabei be-
feuchte ich die abzudruckendc Holztafcl mit Auflösungen
solcher Salze, welche sich zersetzen, wenn man sie mit
gewissen Metallen in Berührung bringt und dabei durch
elektrochemische Wirkung einen anhaftenden Niederschlag
von einem gefärbten Metalloryd bilden, oder welche
überhaupt eine chemische Veränderung auf dem anzuwen-
denden Metall hcrvorbringen. Solche Salze sind diejenigen
von Kupfer, Antimon w., auf Platten von Zink, Zinn,
Silber w.; das Schwefelammonium auf Platten von
Kupfer und Messing.
Ich wende zwei Principicn bei diesem Kunstzweige
an; das eine Princip ist die eben erwähnte technische
Wirkung; das andere, welches die Grundlage und den
Schlußstein der Erfindung in ihrem allgemeinsten Sinne
bildet, berubt ans der Porosität des abzudruckcnden Ge-
genstandes , welche die Absorption der ihn befeuchtenden
Flüssigkeit veranlaßt, worauf diese mittelst der Pression
in einer Quantität abgegeben wird, welche für jeden
Punkt des Gegenstandes der Capacität seiner Poren
proportional ist, so daß, wenn irgend eine chemische
Veränderung auf dem Abdruck bewerkstelligt wird, um
eine Färbung desselben hervorzubringen, diese Färbung
durch ihre verschiedenen Schattirungen ein getreues Bild
des aufgedrucktcu Gegenstandes erzeugt.
Um diese Erfindung zum Drucken auf vegetabilische
Substanzen, anstatt auf Metallplatten, anwenden zu
können, mußte-ein neues Princip in den Prozeß einge-
führt werden, welches diejenige chemische Veränderung
hervorbringt, die bei der Metallographie von selbst ein-
tritt. Ich benutzte zu diesem Zweck zweierlei Principien,
welche dieses Resultat hcrbciführen. Das eine Princip,
welches ich dem Zeugdruck mittelst Reservirens und Aetzens
entlehnte, ist die eigenthümliche Wirkung, welche die
Salze, Säuren und Alkalien auf einander und auf ve-
getabilische Farbstoffe haben; das andere Princip fand
ich in der Wärme, welche veranlaßt, daß auf den mit
Säuren imprägnstten vegetabilischen Substanzen eine
Färbung eintritt, wahrscheinlich indem die Säure eine
beschleunigte Verkohlung der Oberfläche dieser Subftan-