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zen bewirkt. Ich nenne daher diese neue Kunst Thermo-
graphie (Abdrucken mittelst Einwirkung der Wärme).
Aus der Beschreibung des Verfahrens wird man mit
einiger Verwunderung ersehen, wie außerordentlich em-
pfindlich die vegetabilischen Substanzen für die gemein-
schaftliche Einwirkung von Säuren und Wärme sind,
indem eine Spur von Säure und ein momentanes Er-
wärmen hinreichen, um die auffallendsten Wirkungen
hervorzubringen. Das Verfahren besteht in Folgendem:
Angenommen, der Gegenstand, von welchem Abdrücke
gemacht werden sollen, sei ein Blatt Furnirholz; so setze
ich dieses Holz kalten Salzsäure-Dämpfen aus, oder
netze es schwach mit verdünnter Salzsäure und wische
dann die Säure von der Oberfläche gut ab. Hernach
lege ich es auf ein Stück Kattun oder Papier, oder ge-
wöhnliches Holz, und bewerkstellige durch einen Schlag
der Presse einen Abdruck, welcher nun ganz unsichtbar
ist; indem ich aber unmittelbar hernach auf diesen Ab-
druck eine starke Wärme einwirken lasse, erscheint au-
genblicklich ein höchst vollkommenes und schönes Bild des
abgedrucktcn Holzes. Auf dieselbe Weise kann ich mit
dieser Holztafel, ohne sie nochmals mit Säure präpa-
riren, eine Anzahl Abdrücke, beiläufig zwanzig, machen;
da-alsdann die Säure größtentheils erschöpft ist, und
die Abdrücke folglich schwach werden, so muß man die
Säuerung der Platte auf angegebene Weise wiederholen;
auf diese Art fährt man fort Abdrücke zu machen, da
das Holz durch diese Operationen nicht im geringsten
verletzt wird. Alle diese Abdrücke zeigen im Allgemeinen
eine derjenigen des Holzes ähnliche Farbe, welche für
die hell gefärbten Holzarten, wie Eichen-, Wallnuß-,
Ahornholz rc. eine höchst natürliche ist; für andere Höl-
zer, welche eine eigenthümliche Farbe haben, wie Ma-
hagony, Rosenholz rc., muß der Abdruck, wenn ein ge-
treues Bild verlangt wird, auf einen in der Hellen
Farbe des Holzes gefärbten Stoff gemacht werden.
Ich muß hier bemerken, daß bei den auf angegebene
Weise gemachten Abdrücken die Töne bezüglich des Ori-
ginalholzes umgekehrt sind, die lichten also dunkel, und
die dunkeln hell, was jedoch den Effekt nicht beeinträch-
tigt. Der Grund davon ist, weil die verschiedenen Far-
bentöne in demselben Holz durch das mehr oder weniger
dichte Aneinanderliegen seiner Fasern in den verschiedenen
Theilen hervorgebracht werden; wo die Fasern dicht an
einander liegen, ist die Farbe dunkel, und wo dieselben
nicht Zusammenhängen, ist sie hell; da nun bei obigem

Prozeß um so mehr Säure absorbirt wird, je geringer
der Zusammenhang der Holzfasern ist, so muß der Ef-
fekt nothwendig.der umgekehrte des Originals sein. Wenn
ich den natürlichen Effekt des abzudruckenden Holzes her-
vorzubringen wünsche, so ändere ich das Verfahren fol-
gendermaßen ab: ich befeuchte die Oberfläche, welche den
Abdruck annchmen soll, mit verdünnter Säure, das
Furnirholz hingegen befeuchte ich vor dem Abdrucken
mit verdünntem flüssigem Ammoniak; es ist einleuchtend,
daß in diesem Falle das Alkali die Säure neutralisirt
und daher bei der nachfolgenden Einwirkung der Wärme
ein getreues Abbild der Druckfläche entstehen muß.
Es läßt sich erwarten, daß die Thermographie, wie
die anderen Verfahrungsarten, um Gegenstände direkt
abzubrucken, den Naturwissenschaften, insbesondere der
Botanik, Mineralogie und Anatomie, sehr wichtige
Dienste wird leisten können, weil wir dadurch in Stand
gesetzt sind, die innere Struktur der Körper bloßzulegen.
Die neue Kunst kann aber auch für die Gewerbe
sehr vortheilhaft werden; denn man kann sich mittelst
derselben auf sehr wohlfeile Weise getreue Copien von
seltenen und kostspieligen Hölzern, sowie von Kunstwer-
ken, Mosaik und eingelegten Arbeiten, zur Benutzung
für Papiertapcten oder für Meubles anstatt der Furni-
rung Perschaffen. (Polytechn. Centralh.)
Conserviren des Eisens mittelst eines aus
Zinn und Blei bestehenden Ueberzugs.
Herr N. Callan, Professor der Physik am May-
nooth-College, hat eine sehr wichtige Methode in Vor-
schlag gebracht, um das Eisen gegen das Rosten zu
schützen; er überzieht es dazu mit einer Legirung von
Zinn und Blei, oder einer Legirung von Zinn, Blei,
Zink und Antimon; die Legirung darf wenigstens eben
so viel Blei als Zinn enthalten, jedoch nie mehr als 7
bis 8 Theilc Blei auf 1 Theil Zinn. Das Eisen wird
mit der Legirung gerade so überzogen wie beim Verzinnen.
Bei einer Reihe von Versuchen über die Zersetzung
des Wassers durch die galvanische Batterie fand er, daß
die concentrirte Salpetersäure weit stärker auf Blei wirkte,
als auf Eisen, das mit einer Legirung von Blei und
Zinn überzogen war, welche drei- bis vier- oder selbst
sieben- bis achtmal so viel Blei als Zinn enthielt, und
daß, je größer das Verhältniß des Bleies in der Legi-
rung war, desto weniger dieselbe von der Salpetersäure
angegriffen wurde.
 
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