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halte, und mit sorgfältiger Berücksichtigung äußerer Um-
stände sowohl neue Keime dazu gelegt, als die schon
vorhandenen weise gepflegt werden. Ein Blick auf den
Ursprung und die Ausbildung der Industrie besonders
gewcrbrcicher Orte und Länder gibt in letzter Beziehung
manche interessante Fingerzeige, von welchen wir wenig-
stens die deutlichsten hervorheben wollen.
Die Wurzel der blühenden Industrie einzelner Städte
und Distrikte ist zu suchen: 1) in den Lokalgcwer-
ben und Beschäftigungen, welche bei wachsender
Bevölkerung und unter Begünstigung besonderer Umstände
sich allmählig so vervollkommnet und erweitert haben,
daß sie für den Weltmarkt produzircn können.
Die äußeren Umstände, welche diese Entfaltung ein-
leiteten und möglich machten, sind: u. die Eigenthüm-
lichkeitcn der B o deup roduk tio». Wo irgend ei-
nes der drei Reiche der Natur Schätze spendet, welche
weiterer Veredlung fähig sind, oder den Industriebetrieb
in besonderer Weise unterstützen, da ist die Einladung
gegeben, dies nicht zu versäumen. Wir haben, wie sich
versteht, hier nicht die Ausbeutung dieser Schätze und
ihre Gewinnung und Berschleiftung als Rohstoffe, son-
dern die fabrizirendc Industrie im Auge. England hat
frühzeitig die Wolle seiner Schafe zu Tüchern verarbei-
tet und an diesem Gewerbszwcig sich für seine jetzige
Höhe herangebildct; wo reicher Flachsbau ist, hat die
Weberei Ausdehnung gewonnen, und in Bergwerkdistrik-
ten siedeln sich auch gar häufig die Werkstellen an, in
denen man sich mit Veredlung der Minenprodukte befaßt.
Zn Waldgegenden haben sich aus Beschäftigungen, welche
anfangs vielleicht nur als Zeitvertreib galten, im Laufe
der Zeit einträgliche Erwerbszweigc entwickelt, so haben
sich das Grödnerthal in Tyrol, Berchtesgaden, Ammer-
gau, einige Orte Thüringens und der Schweiz u. s. w.
mit Schnitzarbeiten, der Schwarzwald mit hölzernen
Uhren, französische und belgische Dörfer in den Arden-
nen mit Holzschuhcn u. dgl. m. Nahruugsguellen eröff-
net. Zu allen Zeiten ist der Betrieb von Gewerben,
welche viel Brennmaterial verbrauchen, dahin verwiesen
gewesen, wo der Boden dasselbe reichlich und demnach
auch wohlfeil liefert; früher waren deren wenige; heut-
zutage aber, wo in Folge der Anwendung von Dampf-
kraft die Industrie eine so gewaltige Reform erlitten
hat, fiedelt sich die ganze Maschinenindustrie vorzugsweise

da an, wo der schwarze Diamant, die unschätzbare
Steinkohle, in den Tiefen der Erde lagert. Die ur-
sprüngliche Localindustric tritt natürlich hiebei oft ganz
in den Hintergrund; es find häufig völlig neue Gewerbe,
die sich entwickelt haben. Man nehme eine gcognostischc
Karte von Europa und setze die wichtigsten Industrie-
städte ein, so wird man finden, daß die größte Zahl
derselben, vornehmlich aber fast alle diejenigen, wo Fa-
brikschlöte rauchen, in Kohleudistrikte fallen. Birming-
ham, Manchester, Sheffield, Lüttich, Lyon, St. Etienne,
Aachen, Elberfeld, die Enneper Straße, Zwickau u. a. m.
haben den Reichthum au Kohlen unter sich oder doch in
nächster Nachbarschaft und damit den Grundstein ihres
Flores.
(Fortsetzung folgt.)
Technische Literatur,
Dinglers p o l y t e ch n. Journal.
1855. Erstes Februarheft:
Beschreibung zweier Blechlehren mit Mikrometerschraube.
Fabrikation hohler Mctallringe.
Polytechnische C e n t r al hal l e.
Nr. l>. Bemerkungen über künstlichen Asphalt.
lieber die Darstellung der schnell erhärtenden Seife.
Lange haltbares Collodion.
Nr. 8. Bedeutung der Handschuhlederfabrikation für Frank-
reich, England und Deutschland.
Nr. 9. Ucber die sog. Schmelzbarkeit der Schtldpatte.
Nr. 10. Ueber Bleiweiß, schwefelsaures Blei, Zinkweiß und
Schwersparh in ihrer Anwendung zu weißen Anstrichfarben.
Gewerbeblatt aus Württemberg.
Nr. 9. Fettlederbereitung. ,
Zahlung der österreichischen Zolle in Metallmünze.
Anzeige nnd Empfehlung.
Der Unterzeichnete, welcher in Pforzheim als Gra-
veur ansgebildet wurde, befindet sich nunmehr in Furt-
wangcn.
Er empfiehlt sich hiermit für die Ausführung aller
in sein Fach ein schlagender Arbeiten, wie: Gravircn
von Taschenuhrgehäusen und Kapseln, Stechen von Pet-
schaften, Ciseliren re. Die ihm zukommenden Aufträge
wird er bei billigster Berechnung prompt nach den
Wünschen der Besteller ansführen.
Furtwangcn im März 1855.
Johann Hirt, Graveur.

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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