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und mühsame Glasmalerei der Alten für minder wich-
tige Gegenstände, als Treppendäuser, Pavillons, Fest-
hallen n. s. w. rasch und billig zu ersetzen. Doch schließt
diese Art der Arbeit keineswegs die Dauerhaftigkeit aus.
Sic besteht aus einer transparenten Folie zwischen zwei
Glasplatten. Die von ihm angewandten Bestandtheilc
zu dieser Folie sind Leim (Hansenblase n. dgl.) nebst
vegetabilischen Farbstoffen, jedoch ohne ängstliche Be-
schränkung auf erstere. Das Verfahren, diese Folien
herzustellen, ist einfach uno dem bei der Fabrikation von
transparenten Oblaten angewandten ähnlich. —. Ge-
wöhnlicher Leim wird 48 Stunden (kürzer oder länger)
in kaltem Wasser geweicht, dann herausgenommen und
in diesem Zustande durch Wärme aufgelöst, aber nicht
gekocht, mir Farbe vermischt, durch Leinwand siltrirt
und ein wenig abgekühlt. — Dann muß man zur au-
genblicklichen Benutzung recht ebene Glasplatten (Spie-
gelglas) bereit halten, welche mit kleinen Rahmen ein-
gefaßt sind und ein Gestell mit wagerechten Latten haben.
Die Glasplatten werden auf einer Seite sorgfältig mit
Baumöl abgerieben, und zwar so, daß nur ein Hauch
darauf bleibt; auf diese geölte Seite wird nun die Masse
auf einer Seite aufgegoffen, durch vorsichtiges Hin- und
Herbewegen überall vcrtheilt und auf die Latten gelegt,
wo sie schnell gerinnt: dann läßt man sie in guter
gleichmäßiger Stubenwärme trocknen. — Sehr heilsam
ist es, nach Verlauf einiger Stunden zwischen den Rah-
men und der noch gallertartigen Folie eine Trennung
mit einem scharfen Messer zu verursachen, weil sonst
am Rande die Masse durch Trocknen mehr angezogen
wird und dadurch Sprünge entstehen. Der Trocknungs-
prozeß kann in weniger als 24 Stunden vollendet wer-
den; doch geräth alles besser, wenn man längere Zeit
dazu verwendet. Dann lösen sich die Folien schon oft
selbst ohne Nachhilfe, vorzüglich wenn die Glasplatten
erst mehrfach gebraucht sind. — Bei den Farbstoffen ist
man nicht ängstlich gebunden und kann man sie durch
sorgfältiges Studium ganz ächt gegen Luft Herstellen
(z. B. durch Blauholz mit Zinkvitriol, Eisen-, Kupfer-
vitriol, Fernambuk mit Alaun gekocht, durch Zusatz von
Pottasche violett u. s. w.). Vermeiden wird man solche
Farbstoffe, die den Leim Niederschlagen, z. B. Gallus
— Um ein schönes Elfenbcinwciß, Fleischfarbe u. s. w.
herzustellen, wendet man den sogenannten Kölner Leim
an, der längere Zeit schwellen muß und bei Weiß gar
keines Zusatzes bedarf. — Einige Farben machen oft
die Masse zu spröde, und setzt man solchen künftig ein
Paar Tropfen Sodalösung bei der Bereitung zu. Mit
einigem Studium siud leicht alle mögliche« Farben her-
zustellen. — Die Muster schneidet man mit Scheeren,
Messern, je nach der Vorlage, und schattirt, wo es er-
forderlich ist, mit beliebigen Farben. Bei großen Ar-
beiten erleichtern Stempel und Pressen natürlich die
Sache. Hierauf wird das Muster auf der Glasplatte
geordnet, wo nöthig mit Hausenblasenlösung oder Kant-
schuklösung angeheftet, mit der zweiten Glasplatte mög-
lichst schließend bedeckt, eingesetzt und gut verkittet. —
Die durchsichtigen Fugen machen einen guten Effekt,
doch kann man bei großen Arbeiten sich die Erleichterung
machen, die Hauptcontureu mit schwarzer Oelfarbe vor-
her auf die Glasplatte aufzutragen. — Ein so ausgc-
führtes Fenster gleicht von außen einem farbigen Tep-
pich; vom Innern der Gebäude aus macht es den Effekt
der Glasmalerei. — Auch im kleineren Genre ist diese
Arbeit empfehlenswert!) zu Jalousien, Lichtbildern
u. s. w. Da die feinsten Zeichnungen sich darin aus-
führen lassen und die Anwendung dieses Verfahrens so
mannigfach ist, so ist der Erfinder überzeugt, daß es
Anklang finden wird, und übergab es deßwegen der
Veröffentlichung.
(Allgemeine Bauzeitung.)
Technische Notizen.
Ein Verfahren, farbige Reliefs anf Holzwaareu
darzustellen, wurde den Gebrüdern Louis und David Palmer
aus Winnenden patentirt und wird nun, nach dem Erlöschen
des Patentes, veröffentlicht. Mau bringt zu feinstem Pulver
gemahlenes Holz, feinst geriebene Farben und abgekochten Leim
zusammen. Die Masse wird gut gekocht, durch ein Tuch gepreßt,
nach dem Erkalten wieder erwärmt und in die dazu bestimmten
Formen gegossen. Die mit Relief zu versehenden Holzwaaren
werden stark mit Leim getränkt, sodann wird die in die Form
gegossene Masse, so lange sie noch heiß ist, darauf gepreßt, da-
mit eine innige Verbindung sich bilde. Nach dem Erkalten der
Masse nimmt man die Form, weg, trocknet die Masse, bemalt
sie, wenn man etwas buntes will, und gibt dem Ganzen durch
Schleifen, Lackiren und Poliren die Vollendung.
(Gewerbebl. a. WUrtremb.)
Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
und mühsame Glasmalerei der Alten für minder wich-
tige Gegenstände, als Treppendäuser, Pavillons, Fest-
hallen n. s. w. rasch und billig zu ersetzen. Doch schließt
diese Art der Arbeit keineswegs die Dauerhaftigkeit aus.
Sic besteht aus einer transparenten Folie zwischen zwei
Glasplatten. Die von ihm angewandten Bestandtheilc
zu dieser Folie sind Leim (Hansenblase n. dgl.) nebst
vegetabilischen Farbstoffen, jedoch ohne ängstliche Be-
schränkung auf erstere. Das Verfahren, diese Folien
herzustellen, ist einfach uno dem bei der Fabrikation von
transparenten Oblaten angewandten ähnlich. —. Ge-
wöhnlicher Leim wird 48 Stunden (kürzer oder länger)
in kaltem Wasser geweicht, dann herausgenommen und
in diesem Zustande durch Wärme aufgelöst, aber nicht
gekocht, mir Farbe vermischt, durch Leinwand siltrirt
und ein wenig abgekühlt. — Dann muß man zur au-
genblicklichen Benutzung recht ebene Glasplatten (Spie-
gelglas) bereit halten, welche mit kleinen Rahmen ein-
gefaßt sind und ein Gestell mit wagerechten Latten haben.
Die Glasplatten werden auf einer Seite sorgfältig mit
Baumöl abgerieben, und zwar so, daß nur ein Hauch
darauf bleibt; auf diese geölte Seite wird nun die Masse
auf einer Seite aufgegoffen, durch vorsichtiges Hin- und
Herbewegen überall vcrtheilt und auf die Latten gelegt,
wo sie schnell gerinnt: dann läßt man sie in guter
gleichmäßiger Stubenwärme trocknen. — Sehr heilsam
ist es, nach Verlauf einiger Stunden zwischen den Rah-
men und der noch gallertartigen Folie eine Trennung
mit einem scharfen Messer zu verursachen, weil sonst
am Rande die Masse durch Trocknen mehr angezogen
wird und dadurch Sprünge entstehen. Der Trocknungs-
prozeß kann in weniger als 24 Stunden vollendet wer-
den; doch geräth alles besser, wenn man längere Zeit
dazu verwendet. Dann lösen sich die Folien schon oft
selbst ohne Nachhilfe, vorzüglich wenn die Glasplatten
erst mehrfach gebraucht sind. — Bei den Farbstoffen ist
man nicht ängstlich gebunden und kann man sie durch
sorgfältiges Studium ganz ächt gegen Luft Herstellen
(z. B. durch Blauholz mit Zinkvitriol, Eisen-, Kupfer-
vitriol, Fernambuk mit Alaun gekocht, durch Zusatz von
Pottasche violett u. s. w.). Vermeiden wird man solche
Farbstoffe, die den Leim Niederschlagen, z. B. Gallus
— Um ein schönes Elfenbcinwciß, Fleischfarbe u. s. w.
herzustellen, wendet man den sogenannten Kölner Leim
an, der längere Zeit schwellen muß und bei Weiß gar
keines Zusatzes bedarf. — Einige Farben machen oft
die Masse zu spröde, und setzt man solchen künftig ein
Paar Tropfen Sodalösung bei der Bereitung zu. Mit
einigem Studium siud leicht alle mögliche« Farben her-
zustellen. — Die Muster schneidet man mit Scheeren,
Messern, je nach der Vorlage, und schattirt, wo es er-
forderlich ist, mit beliebigen Farben. Bei großen Ar-
beiten erleichtern Stempel und Pressen natürlich die
Sache. Hierauf wird das Muster auf der Glasplatte
geordnet, wo nöthig mit Hausenblasenlösung oder Kant-
schuklösung angeheftet, mit der zweiten Glasplatte mög-
lichst schließend bedeckt, eingesetzt und gut verkittet. —
Die durchsichtigen Fugen machen einen guten Effekt,
doch kann man bei großen Arbeiten sich die Erleichterung
machen, die Hauptcontureu mit schwarzer Oelfarbe vor-
her auf die Glasplatte aufzutragen. — Ein so ausgc-
führtes Fenster gleicht von außen einem farbigen Tep-
pich; vom Innern der Gebäude aus macht es den Effekt
der Glasmalerei. — Auch im kleineren Genre ist diese
Arbeit empfehlenswert!) zu Jalousien, Lichtbildern
u. s. w. Da die feinsten Zeichnungen sich darin aus-
führen lassen und die Anwendung dieses Verfahrens so
mannigfach ist, so ist der Erfinder überzeugt, daß es
Anklang finden wird, und übergab es deßwegen der
Veröffentlichung.
(Allgemeine Bauzeitung.)
Technische Notizen.
Ein Verfahren, farbige Reliefs anf Holzwaareu
darzustellen, wurde den Gebrüdern Louis und David Palmer
aus Winnenden patentirt und wird nun, nach dem Erlöschen
des Patentes, veröffentlicht. Mau bringt zu feinstem Pulver
gemahlenes Holz, feinst geriebene Farben und abgekochten Leim
zusammen. Die Masse wird gut gekocht, durch ein Tuch gepreßt,
nach dem Erkalten wieder erwärmt und in die dazu bestimmten
Formen gegossen. Die mit Relief zu versehenden Holzwaaren
werden stark mit Leim getränkt, sodann wird die in die Form
gegossene Masse, so lange sie noch heiß ist, darauf gepreßt, da-
mit eine innige Verbindung sich bilde. Nach dem Erkalten der
Masse nimmt man die Form, weg, trocknet die Masse, bemalt
sie, wenn man etwas buntes will, und gibt dem Ganzen durch
Schleifen, Lackiren und Poliren die Vollendung.
(Gewerbebl. a. WUrtremb.)
Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.