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Punkte der badischen Ausstellung, was sich tagtäglich
durch die große Menge Beschauer, welche dieselbe um-
stehen, kundgibt.
Die ersten Anfänge der Uhrenmacherei auf dem
Schwarzwalde finden sich in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts. Dieser Erwerbszweig hat sich seither als
ein Zweig der häuslichen Industrie in dem Grade aus-
gebreitet, daß er nach einer Aufnahme im Jahre 1847
im Ganzen 1568 Meister und 2566 Gehilfen, die
Frauen und Kinder, welche bei den verschiedenen Ar-
beiten ebenfalls Hilfe leisten, nicht gerechnet, beschäftigt.
Die Zahl der jährlich auf dem Schwarzwalde gefertig-
ten Uhren kann auf 600,000 bis 700,000 angenommen
werden.
Durch Gründung einer Uhrenmacherschule zu Furt-
wangen unter Leitung von Baurath Gerwig im Jahre
1850 hat die Großh. Regierung diesen Industriezweig,
der in den Jahren 1847 bis 1849 ins Stocken gerathen
war, durch Einführung zweckmäßiger Werkzeuge, durch
Verbesserung der Fabrikattonsweise und durch Anbahnung
einer geschmackvollen äußeren Ausstattung der Uhren mit
Erfolg wieder aufzuhelfen gesucht.
Damit bei den gedrückten Preisen den Arbeitern noch
ein angemessener Verdienst bleibt, wurde eine Verstän-
digung der Meister über Normen für jede der gangbar-
sten Uhrensortcn erzielt und es wurden alle Theilc der-
selben durch Beschreibung, Zeichnung und Modelle so
festgestellt, daß nun eine zweckmäßige Arbcitstheilung
auf dem ganzen Schwarzwaldc und somit eine billige
Produktion möglich ist.
Unter den ausgestellten Uhren zeichnen sich diejeni-
gen am meisten aus, welche von der Uhrenmacherschule
in Furtwangen cingesendet wurden und ist daran beson-
ders zu rühmen, daß bei einer zierlichen geschmackvollen
Ausführung der Uhrenkästen der eigcnthümliche ländliche
Charakter der Schwarzwälder Uhr nicht verlassen wor-
den ist. Die beiden Uhren, deren Gehäuse in Form
von Schwarzwälder Häuschen in hartem Holze geschnitzt
sind, gefallen allgemein und werden von den höchsten
Klassen der Pariser Welt, insbesondere zur Benützung
in Landhäusern begehrt.
Ferner verdienen Beachtung die von L. Bob in
Furtwangen ausgestellten Uhren. Letzterer hat sich ledig-
lich durch seinen eigenen Fleiß und sein angeborenes

Talent für Mechanik in dem Grade ausgebildet, daß
er schon eine Reihe von Jahren als Lehrer an der Uh-
renmacherschulc nngestcllt ist. Nicht minder zeigen die
von G. Hettich, F. Hepting, C. Kaltenbach, M. Rom-
bach und E. Schirrmann von Furtwangen ausgestellten
Ubren, welche Forischritte auf dem badischen Schwarz-
walde in der Uhrcnfabrikation gemacht worden sind. Die
von Ed. Schirrmann in Furtwangen ausgestellte Waag-
uhr ist eine Copie einer der ältesten auf dem Schwarz-
walde bekannten Uhren.
Die Preise der Uhren, wie sie im Ausstellungspal-
laste angegeben find, sind hoher, als auf dem Schwarz-
walde und so gestellt, daß sie für den Verschluß der
gleichen Sorten in Paris, somit nach Hinzuzählung des
Zolles, der Transportkosten re., maßgebend sind.
Ein großer Theil der Uhren ist bereits verkauft,
und mehrere der schönsten Muster wurden schon zehn-
und zwanzigfach begehrt.
Zu bedauern ist, daß die Aktiengesellschaft für Uh-
renfabrikation in Lenzkirch keine ihrer Uhren, deren
Vortrcfflichkeit bei der Münchener Ausstellung durch
die große Medaille anerkannt wurde, zur Pariser Aus-
stellung eingesendct hat.
An der Hinteren Sette des Bureaus sind die Spiel-
uhren der Gebrüder Bruder in Waldkirch untcrgebracht,
welche, wenn sie in Gang gesetzt werden, durch die be-
kannten Melodiken und vie Bewegung der Figuren die
Aufmerksamkeit der Besucher anziehen. Sehr vermißt wird
ein größeres mechanisches Musikwerk aus einer der rübm-
lichst bekannten Werkstätten der Gebrüder Messing in
Kirnach und Langenbach, Schöpperle's aus Lenzkirch oder
Wclte's aus Vöhrenbach, und cs ist in der That sehr zu
bedauern, daß das Orchcstrion, welches Se. Königliche
Hoheit der Regent Letzterem zur Anfertigung zu über-
tragen die Gnade hatte, noch nicht so weit gediehen ist,
daß cs zur Ausstellung gesendet werden konnte, da es
sicherlich eine Zierde derselben geworden wäre.
Bilderbogen für Schildmaler.
Schöne Bilderbogen für lOzöllige Schilde sind zu
4 kr. der Bogen bet der Uhrenmacherschule zu habe».
Darstellung feinster Hinnasche zum Poliren.
Berichtigung. In Nr. l2 des Gewerbeblattes d. I.
auf Seite 47 soll es statt 7 Theile Zinnsalz — 2 Theile
Zinnsalz — heißen.

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Frievrich Wagner in Freiburg.
 
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