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schen, polnischen Dachses gemacht. Die Pinsel werden
sowohl von Künstlern als Vertreiber verwendet, als
auch von Malern zur Naturholzmalerei.
9) Alle Gattungen Pinsel, welche unter dem Na-
men Rindshqarptnsel vorkommen, werden aus den
feinen Haaren von Kälbern, Kühen re. gemacht. Diese
Haare geben sehr gute elastische Pinsel zur Oelmalerei,
ersetzen sehr oft die rochen Marderpinsel und Borstpin-
sel, auch werden gute Firnißpinsel und Pinsel zur Na-
turholzmalerei daraus gefertigt.
10) Alle Gattungen Pinsel, welche unter dem Na-
men Ziegenhaarpinsel, Geishaarpinsel (?in-
eeuux eu oapret) Vorkommen, werden aus den gesumm-
ten kurzen und feinen Haaren der Ziege, des Bockes,
der Kitze gemacht. Diese Pinsel stehen den Fischpinseln
bei verschiedenen Anwendungen in Qualität beinahe
gleich, nur ist dieses Haar nicht so dauerhaft, wie das
Jltishaar. Die Ziegenhaarpinsel in Kielen sind eine der
ältesten Sorten Pinsel und wurden früher durchgehends
zur Oelmalerei gebraucht, jetzt werden sie aber seltener
verlangt.
11) Alle Gattungen Pinsel, welche unter dem Na-
men feingeschliffene Borstpinsel vorkommen
(Lyonerpinsel), sind aus den Weißesten Borsten des
zahmen Schweines gemacht. Es eignen sich am besten
hiezu die Champagner-Borsten, die fränkischen und
churhessischen Borsten. Gut gemachte Borstpinsel ersetzen
dem Maler (Künstler) beinahe jede andere Sorte Pinsel.
Die Fabrikation dieser Pinsel war durch folgende
acht Aussteller mehr oder minder vollständig vertreten:
Aus Bayern Louis Meunicr und F. Fvrsteneichner,
beide von München, C. Wankl und Sohn von Ans-
bach, C. G. Bcisbarth und Gebr. Gonnermann,
beide von Nürnberg und F. und E. Kick von Lindau,
aus Oesterreich F. Haid von Günz in Ungarn, aus
Preußen Rainer Schopen aus Neuß bei Düsseldorf.
Außer den Genannten hatten noch von den obenerwähn-
ten Bürstenfabrikantcn Mehrere auch ordinäre Anstreich-
pinsel ausgestellt.
Louis Meunier, der bedeutendste Pinselfabrikaut
in München, hat ein ganz vollständiges Sortiment von
Malerpinseln ausgestellt, deren Güte von den Münche-
ner Malern anerkannt ist; sie stehen nach Versicherung
derselben den Pariser Pinseln in keiner Weise nach,
sondern sollen sie in einzelnen Sorten, wie z. B. in
seinen Haarpinseln, rothen Marder - und Zobelpinseln

sogar noch übertreffen. Das Geschäft ist erst seit 1849
gegründet, erfreut sich aber bereits eines bedeutenden
Absatzes in Deutschland, Oesterreich, der Schweiz, Ita-
lien, den Niederlanden, Amerika und dem Orient.
Feinschnitzerei (Bildschnitzerei). Ucberall, wo die
Feinschnitzerei bei einer Gesammtheit von Individuen
Wurzel gefaßt hat und dadurch zur nachhaltigen Fabri-
kation geworden ist, hat der Handel sie hervorgerufen,
ihre Erzeugnisse sind und bleiben daher mehr Gewerbs-
als Knnstprodukte. Es war nicht der Drang des einzel-
nen Individuums, die in seiner Phantasie schwebenden
Ideale zu verwirklichen, was diese Produkte hervorge-
rufen hat, sondern die Nachfrage des Publikums nach
gewissen Gegenständen und die Gelegenheit, bei deren
Darstellung einen befriedigenden Lohn zu erzielen. Mei-
stens war es der Handel mit Reliquien und Heiligen-
Bildern, aus welchen in der Nähe von Wallfahrtsorten
die Bildschnitzern hervorging. Aber erst nachdem der
Kreis der Arbeiter sich erweiterte, und hie und da ein
mit künstlerischem Talent begabtes Individuum unter
denselben auftauchtc, und auch die besseren Sculpturen
und Gemälde in den Kirchen seiner Phantasie und sei-
nem Geschmacke zu Hilfe kamen, entstanden allmählig
bessere Arbeiten, welche wirklich ins Gebiet der Kunst
hereiuragcn. In dieser Richtung diese Leute durch Be-
schaffung guter von verständigen Künstlern gefertigter,
ihrem Material, ihren Werkzeugen und ihrem Ideen-
kreise entsprechender, soviel als thunlich einfach gehalte-
ner Muster weiter voranzuführen, wäre die Aufgabe
der Unternehmer, welche diese Kräfte ausbeuten, und
sie hätten von einem in dieser Richtung gebrachten Op-
fer eine gute Rente zu erwarten.
Wollen die Regierungen sich der Sache annehmen,
so ist für sie die Aufgabe eine um so leichtere, und
nur zu rathen, daß bei der Mustcrbeschaffung strenge
von den bereits fabrizirtcn Artikeln ausgegangcn und
da, wo z. B. die Fertigung von Crucifiren und Ma-
donnen den Hauptartikel bildet, nicht mit einem Male
zu profanen Gegenständen übergegangen werde, welche
weder richtig begriffen und nachgeahmt, noch in denje-
nigen Kreisen abgcsetzt werden, nach welchen die bishe-
rigen Absatzkanälc hinfließen.
(Fortsetzung folgt)
 
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