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Feuers und des Lichtes ausgerichtet werden kann. Hat
sich der schwarzwälder und odeuwälder Baustyl trotz al-
ler polizeilicher Hemmnisse am Leben erhalten, so wird
er jetzt, wo der Macht der Gewohnheit und dem Ein-
fluß des Privatintereffcs freier Lauf gelassen ist, noch
weniger unterzugchen Gefahr laufen; wir halten uns
sogar zu der Hoffnung berechtigt, daß er wieder neu
aufblühen, daß er in der Anwendung zweckmäßiger, daß
Formen und Grnppirung noch gefälliger und malerischer
sich entwickeln werden.
Dabei können wir den Wunsch nicht unterdrücken,
daß unsere Bezirksbau-Jnspektionen dem Gcbirgsbaustyl
eine etwas eingehendere Aufmerksamkeit schenken mochten.
In unserem schwarzwälder Bauernhaus liegt ein Keim
volksthümlicher Architektur, welcher, wie uns scheint,
einer weiteren Entwicklung fähig ist. Es eröffnet sich
hier dem schöpferischen Geiste des Baumeisters ein frucht-
bares Feld, dessen Bebauung eine Anregung gewährt,
welche in dem sonstige» Wirkungskreise unserer Bauin-
spektionen bei den Reparaturen von Schnlhäusern, Pfarr-
höfen und Amtsgefängnisscn kaum gefunden werden kann.
Wer übrigens weiß, mit welcher Zähigkeit der Bauer
an den traditionellen Rissen seiner Maurer und Zim-
mermetster hängt, der wird ermessen, mit welcher Be-
hutsamkeit zu Werk gegangen werden muß, wenn der
Baukunst dieses neue Feld zugänglich gemacht werden
soll. Können sich aber unsere Architekten dazu verstehen,
ihren Plänen die herkömmlichen Raumverhältniffe nnd
ökonomischen Einrichtungen zu Grunde zu legen; können
sie es über sich gewinnen, der ländlichen Tradition in
der Baukunst, wenn cs noth thut, sogar eine oder die
andere ihrer ästhetischen Regeln zu opfern, so wird das
Auge des Bauherrn für die ungewohnten Schönheiten
des verbesserten Banstyles um so leichter empfänglich
werden. Unsere Enkel können dann erleben, daß die
schwarzwälder Bauernhöfe mit ihren so lange verpönten
Strohdächern, in mitten einer an Natnrschönheiten der
gepriesenen Schweiz nur wenig nachstehenden Gegend,
die den Schweizerhäusern in unfern Tagen gezollte Ehre
theilen, von dem reisenden Publikum bewundert und an
Eisenbahnen, auf Landgütern und in Biergärten nach-
geahmt zu werden.
(Bad. Centralbl. für Staats- u. Gem.-Interessen.)

Sogenanntes unoxydirbares Gußeisen oder
weißes Messing.
Sorel in Paris hat, zufolge einer Notiz in den
4nn. «les Wnes, 8or. III., Vol. XVII, p. 648, eine
Mctalllegirung bereitet, die er unorydirbares Guß-
eisen oder weißes Messing genannt hat. Sie hat
das Ansehen und den Bruch des gewöhnlichen Zinks,
besitzt aber merkwürdige Eigenschaften, durch die sie für
die Küuste werthvoll wird. Sie ist eben so hart als
Kupfer und Eisen, zäher als Gußeisen, läßt sich ab-
drehen, feilen, ausbohren, so gut wie diese Metalle,
haftet nicht in den Metallformen, in denen man sie
schmelzt, hält sich an feuchten Orten, ohne zn rosten
und ohne ini mindesten von ihrem Metallglanze zu ver-
lieren. Eine solche Legirung kann zur Erbauung von
Maschinen von großem Nutzen sein, und da sie überdies
alle beliebigen Bronzefarben, die man ihr, entweder
durch Ueberziehung von Metallniederschlägen oder durch
Entblößung des in ihr enthaltenen Kupfers geben will,
leicht annimmt, so schickt sie sich ungemein zum Guß
von Statuen, Vasen und anderen Gegenständen, die
zur Vezierung öffentlicher, der freien Luft ausgesetzter
Denkmale bestimmt sind. Sie hat überdies vor der
Bronze den Vorzug größerer Wohlfeilheit; das Kilo-
gramm kostet nicht mehr als 0.8 Frank. Man bereitet
sie, indem man, unter gehörigen Vorsichtsmaßregeln,
Zink mit Kupfer und Gußeisen schmelzt. Sie enthält
0.1 Kupfer und 0.1 Eisen.
(Polytechn. Notizbl.)

Technische Notizen.
Schwarzer Anstrich für Holzschube. Die schwarze
Farbe, mit welcher die feineren französischen Holzschuhe ange-
strichen werden, wird folgendermaßen dargestellt. Man läßt 50
Schoppen Wasser mit 6 Pfund Blauhol; eine Stunde lang sie-
den, mischt sofort 2 Pfund gestoßene Galläpfel, 1 Pfund Su-
mach, 2 Pfund Eisenvitriol bei und läßt die Mischung bis zu
40 Schoppen einfieden. Mit dieser Farbe werden die Schuhe
getränkt und nach dem Trocknen mit einem Glanzanstrich ver-
sehen, den man bereitet, indem man eine Handvoll Leinsamen
in 2 Schoppen Regenwaffer siedet und sodann V- Pfund gelbes
Wachs und 3 Loth Pottasche beifügt.
(Gewerbebl. a. Württemb.)

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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