Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
88

Die erwähnte Tinte — welche man sich leicht selbst
verfertigen kann — wirb ohne Erwärmung unb über-
haupt ohne alle Vorbereitung mittelst eines Pinsels oder
Schwammes ans das Holz gestrichen, und nach dem
Trocknen der Anstrich wiederholt. Drei- oder höchstens
viermaliges Bestreichen bringt eine tiefe Schwärze her-
vor, welche den höchsten Grad von Schönheit erlangt,
sobald Politnr oder ein Firniß darnbergcsetzt wird.
Man kann die Tinte lange Zeit in Vorrath halten;
sie übertrifft in Einfachheit der Anwendung, sowie in
Güte und Schnelligkeit des Resultates die gewöhnliche
Schwarzbeitzc, und ist wenigstens eben so wohlfeil wie
diese. Ich habe mit gleichgntem Erfolge die verschieden-
sten Holzarten zu meinen Proben benutzt, namentlich
Ahorn, Kirschbaum, Linde, Pappel, Tanne rc.
Das Verfahren zur Bereitung der Chromtinte, wel-
ches ich nach mehreren vergleichenden Versuchen als das
beste erkannt habe, ist folgendes: Man übergießt 2 Loth
käufliches Blauholz-Ertract (zerstoßen) mit 4 Pfd.
oder 2 Quartier kochenden Wassers, setzt, nachdem die
Auflösung erfolgt ist, 1 Quentchen gelbes chrom-
saures Kali hinzu, und rührt gut um. Damit ist
die Flüssigkeit fertig, die man nun als Schreibtintc
oder als Holzbeitzc gebrauchen kann. Sie hat eine
prächtige, tief violettblaue Farbe, welche man beim
Schütteln der Flasche an der längs des Glases herab-
fließenden dünncrn Schicht bemerkt; auf Holz gestrichen
zeigt sic jedoch ein reines Schwarz.
Die Herstellungskosten bcreämen fick wie folgt. Im
Kleinvcrkauf kostet gegenwärtig, zu Hannover, das Pfd.
Blauholz-Ertract 6 Ggr., das Pfd. des gelben chrom
sauren Kalis 12 Ggr. Man erhält mit
1 Pfund Ertract für ... 6 Ggr. — Pf.
und 4 Loth chromsaurcm Kali für . 1 „ 6 „
zusammen 7 Ggr. 6 Pf.
30 bis 32 Quartier Tinte, wornach das Quartier höch-
stens auf 3 Pfennige zu stehen kommt.
In Ermangelung des Blauholz-Ertractes wird die
Bereitung etwas umständlicher. Man kann alsdann 4
Pfund Blauholz etwa eine Stunde lang mit Wasser ab-
kochen; die durch Abziehen nnd durch Ausprcssen des
Holzrückstandes getrennte Flüssigkeit so weit eindunstcn,
daß sie nur noch 3 Quartier beträgt; endlich 1 Quent-
chen des chromsaurcn Kalis darin auflvsen. Mit einer

nach diesem Recepte bereiteten Tinte habe ich beim
Schwarzbeitzen des Holzes ausgezeichnet guten Erfolg
gehabt; die Flüssigkeit setzte aber dein: ruhigen Stehen
einen bedeutenden schwarzen Bodensatz ab, worin ein
Beweis liegt, daß sie mehr Wasser vertragen kann. In
der That schreibt Rnnge znr Darstellung seiner Chrom-
tinte eine größere Menge Wasser und auch mehr chrom-
saures Kali vor. Nach seiner Angabe soll man aus 125
Thcilen Blauholz 1000 The le Absud bereiten und den-
selben mit 1 Theil chromsaurem Kali versetzen. Ein
zwischen diesem und dem vorhergehenden Recepte in der
Mitte liegendes Verhältniß dürfte für die Anwendung
zum Holzbeitzen Empfehlung verdienen; nämlich
aus 4 Pfund Blauholz
9 Quartier Absud bereitet,
und dazu 1 Loth chromsaures Kali gegeben.
Jedenfalls bleibt aber die Anfertigung mittelst des käuf-
lichen Ertractes vorzuziehen, da sie so sehr schnell und
mit so wenig Mühe von statten geht.
(Dingl. polyt. Journal.)

Technische Notiz.
Goldfarbiger Anstrich. Man nehme 1 Pfund Wein-
geist, 7, Pfund reines Gummilack, wasche letzteres, bis das
Wasser nicht mehr roth wird, trockne es alsdann, pulverisire
es fein und setze es dem Weingeist in einem glasirtcn, irdenen
Gefäße von solcher Größe zu, daß es die Ingredienzien nur zu
V. füllen. Dieses Gefäß setze man in ein anderes, welches
das Wasser enthält, wie man es mit dem Leimtiegel zu ma-
chen Pflegt, und bringe das Wafferbad über ein Kohlenfeuer,
wo mau das Wasser kochend "erhält, bis der Gununilack sich
aufgelöst hat; auch sorge man dafür, daß weder ein brennen-
des Licht, noch sonst eine Flamme in die Nähe komme. Wäh-
rend des Kochens rühre man mit einem Stäbchen aus weißem
Holz um. Man kann ein wenig Curcuma zuseßen oder auch
nach Belieben weglaffen. Für den Fall, daß der Inhalt des
Topfes sich entzünden sollte, muß man ein feuchtes Tuch bei
der Hand haben, um damit die Flamme löschen zu können.
Nachdem die Auflösung erfolgt ist, seihe man den Firniß durch
ein dichtes linnenes Tuch und ziehe ihn auf Flaschen, die man
gut zu verkorken hat. Um mit diesem Firniß Holz anzustreichen,
gebe man mit einem weichen Pinsel drei Anstriche, jedoch so,
daß der vorhergehende immer gut getrocknet ist, ehe der nach-
folgende aufgetragen wird. Will'man die anzustreicheuden Ge-
genstände zuvor versilbern, so gewährt dann der Anstrich das
Aussehen einer schönen Vergoldung.

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
Annotationen