Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90

Die obere, horizontale Flache der Scheibe wird mit Oel
und Schmirgel versehen, und man hält auf derselben
die Arbeitsstücke entweder aus freier Hand oder mit
Hilfe eines Korkes an. Für gewisse Zwecke sind Wohl
auch eigene Neben-Vorrichtungen angebracht, um die
Arbeitsstücke zu befestigen und in bestimmter Lage gegen
die Scheibe theils unbeweglich zu halten, theils nach
Erforderniß zu drehen. — Große horizontale Schmir-
gelscheiben von Holz oder Blei (Letzteres auf einer Un-
terlage von Gußeisen) werden oft durch Dampfkraft ge-
trieben; dabei kann eine Scheibe von 2'/^ bis 3 Fuß
Durchmesser 300 Umläufe in der Minute machen, und
man wälstt nach Bedürfniß zum augenblicklichen Gebrauch
eine Stelle mehr oder weniger wett vom Mittelpunkte,
je nachdem eine größere oder geringere Geschwindigkeit
zweckmäßig ist.
Auf ganz hölzernen , sowie auf ztnn- oder bleibe-
kleideten Scheiben wird oft der Schmirgel feucht anfgc-
tragen, eingerieben und dann das Schleifen trocken so
lange vorgenommcn, als die Schärfe des in der Ober-
fläche festsitzenden Schmirgels anhält. Eben so schleift
man trocken auf hölzernen Scheiben, welche mit aufge-
lcimtcm Schmirgelpulver in der Art bekleidet sind, wie
rücksichtlich der Schmirgelhölzer angegeben ist.
Nach einer eigenthümlichcn Methode kann man ebene
Flächen, z. B. Metallspicgel, in der Drehbank sehr
vollkommen schleifen. An der Drehbankspindel wird der
Spiegel eingcspannt. Die Schleifscheibe sitzt an einer
zur Spindel parallelen Achse, welche in Lagern beson-
derer Docken sich drehen kann, aber die Drehung nur
vermittelst der Reibung des Spiegels an der mit ihm
in Berührung stehenden Fläche der Schleifscheibe em-
pfängt. Diese Fläche ist dergestalt vertieft ausgedreht,
daß nur ein Ring in der Nähe ihres Umkreises den
Spiegel berührt. Uebrigens bilden der Spiegel und
die Scheibe durch die Stellung ihrer Achsen zwei ercen-
trische Kreise, worauf wesentlich der Erfolg gegründet ist.
Die großartigste Anwendung einer den Schmirgel-
scheiben im Principe ähnlichen Vorrichtung kommt vor
bei der Zurichtung der hart gegossenen eisernen Walzen.
Da diese, um völlig rund und glatt zu werden, nur
mit vielem Aufwande an Zeit und Werkzeugen in der
Drehbank abgedreht werden können, so unterläßt man
öfters das Abdrehen derselben ganz, und schleift (schmir-
gelt) sie statt dessen. Man fängt die Arbeit mit einer
Maschine an, in welcher die horizontal eingelegte Walze

sich um ihre Achse dreht, eben so wie eine daneben an-
gebrachte, etwa 3 Fuß im Durchmesser große, 6 Zoll
breite hölzerne Scheibe, deren Welle parallel zur Wal-
zenachse ist. Während die Walze nnd die Scheibe nach
entgegengesetzten Richtungen und in Berührung mit ei-
nander sich umdrehen, fällt aus einem über und zwischen
ihnen befindlichen Trichter (nach Art eines Mühlrumpfes)
das Schmirgelmaterial auf die Berührungsstelle, wird
zwischen Walze und Scheibe hineingezogen und sammelt
sich unten wieder auf einen Haufen. Die Scheibe geht
langsam längs der Walze fort, und entsprechend rückt
ein Arbeiter den Trichter nach. Zuerst nimmt man als
Schmirgelmaterial eckige Quarzstückchen wie eine Erbse
oder Bohne groß, und zwar trocken. Stufenweise fol-
gen dann kleine und kleinere Steinchen, dann Sand in
mehreren Graden der Feinheit. Das Glasschmirgeln
geschieht in einer Maschine anderer Art, wo die Walze
in ein aus zwei eisernen Ständern gebautes Gestell ge-
legt, umgedreht und durch Stellschrauben allmälig her-
abgedrückt wird, während der Mechanismus ein rinnen-
artiges concaves, mit Schmirgel und Oel versehenes
Kupferstück unter der Walze, in Berührung mit dersel-
ben, hin und her zieht.
Bei den bisher angegebenen Verfahrungsarten und
Hilfsmitteln ist vorausgesetzt, daß die zu schleifende
Metallfläche entweder eben oder wenigstens von einer
so einfachen Gestalt sei, daß alle ihre Theile zugänglich
sind. Bei Arbeitsstücken, deren Oberfläche eine Abwechs-
lung von vielen und ziemlich kleinen Erhöhungen und
Vertiefungen darbietet, sucht man theils das Schmirgeln
ganz zu umgehen, theils bedient man sich, um es zu
verrichten, einer steifen Bürste, auf die man den mit
Oel angcmachten Schmirgel aufgetragen hat, weil die
Borsten leicht in die Vertiefungen eindringen. Die
Arbeit wird beschleunigt, wenn man die Borsten auf
dem Umkreise einer hölzernen Scheibe einsetzt, und sich
dieser B ürstenscheib e wie einer gewöhnlichen Schmir-
gelscheibe bedient.
(Fortsetzung folgt)

Das englische Verfahren bei»» Gelbbrennen.
(Von Herrn Direktor Beeg.)
Die französischen und englischen Messingwaaren und
nächst ihnen die Iserlohner Artikel zeichnen sich vortheil-
haft durch eine sehr schöne Goldfarbe aus, die besonders
 
Annotationen