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Glaser, Curt; Cohn, William [Editor]
Die Kunst des Ostens (Band 11): Ostasiatische Plastik — Berlin: Bruno Cassirer Verlag, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.53084#0026
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DIE BUDDHISTISCHE KUNST OSTASIENS

Drohend erscheinen, das Reich der Vollendeten zu beschirmen, in kriege-
rischer Rüstung mit wild verzerrten Zügen, die vier Himmelskönige (103), ihr
Fuß tritt die Dämonen, die sie bezwungen haben (100), oder jene zwei riesigen
Türhüter, die den Eingang der Tempel bewachen, mit nackter Brust, den
Donnerkeil schwingend und furchtbar anzuschauen (161—162).
Mit einer solchen Fülle von Götterbildern hielt die einst götterlose Lehre
des Buddha ihren Einzug im Osten, die neuen Tempel mit ihren Idolen be-
völkernd, der Kunst, die bisher allein dem Totenkult und der Ahnenverehrung
gedient hatte, neue Aufgaben stellend.

DIE BUDDHISTISCHE KUNST
OSTASIENS
Die Darstellung des Buddha setzt das Dasein einer überwirklichen Ideal-
welt voraus, deren Erscheinungsform zu realisieren außerhalb des Willens-
bereichs der Bildner des alten China gelegen war, die in den übermensch-
lichen Naturkräften eher die Verkörperung dämonischer Gewalten zu sehen
gewohnt waren, als daß sie in dem Göttlichen das Urbild der Gnade verehrt
hätten. Der Buddha aber, dem die indischen Meister Gestalt gegeben hatten,
ist nicht der Mensch, ist nicht das leibhaftige Abbild jenes Sakyamuni, der
selbst Sohn einer irdischen Mutter, auf Erden gewandelt war, er ist der zum
Gottsein Emporgestiegene, der in Erhabenheit Vollendete, er ist das ewige
Sinnbild der dem ständigen Wandel irdischer Wiedergeburten enthobenen
Göttlichkeit. In dem Bilde des Buddha verkörpert sich die überweltliche Ruhe
des in Ewigkeit Beharrenden. Seine Gebärde ist niemals Bewegung. Sie ist
die immer gleichbleibende Geste nur wenig sich unterscheidender Haltungen
der Hände, die dem Wissenden Sinn und Inhalt der Lehre symbolhaft kenntlich
werden läßt. Sein Ausdruck ist Milde. Milde des Erleuchteten, dessen Geist
den Wirrnissen menschlichen Erkenntnisdranges entronnen ist, dessen innerem
Schauen eine jenseitige Welt sich aufgetan hat. So kennen die Züge des
Erleuchteten keine Leidenschaft, seine reine Stirn ist nicht vom Denken durch-
furcht, seine Augen sind ohne Blick, sie schauen nicht die Welt der Dinge,
 
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