Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Glaser, Curt; Cohn, William [Editor]
Die Kunst des Ostens (Band 11): Ostasiatische Plastik — Berlin: Bruno Cassirer Verlag, 1925

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53084#0039
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE KUNST DER SUIKO-ZEIT IN JAPAN

31

ziemlicher Anzahl erhaltenen Grabstelen (Abb. S. 22 und Taf.32—33), die sicher
niemals der hohen Kunst beigezählt, doch deren Typen getreulich spiegeln,
die Fülle gleichzeitig nebeneinander möglicher Ausdrucksformen. Man sieht
es, wie das scheinbar uralt lineare Bedürfnis der chinesischen Kunst auch die
neuen Bildungen zu überwuchern vermag, indem die ganze Fläche des Steines
mit einem dichten Netzwerk ornamentaler Rillen überzogen wird, das die
figürlichen Motive kaum mehr erkennbar hervortreten läßt. In den taoistischen
Kultbildern (34), in denen die geistesverwandte heimische Lehre des Laotse
mit dem fremden Glauben zu wetteifern suchte, indem sie seine Darstellungs-
formen übernahm, sind die Gewänder gern im Anschluß an die gleiche uralte
Bildgewohnheit durch enge parallele Riefelungen belebt, ein Zeichen, wie auch
jetzt noch das in kunstreiche Falten gelegte Buddhagewand als ein eigentlich
fremdes Element, als die ausländische Tracht, als das Attribut der indischen
Gottheit gelten mochte.
Aber der gleiche alteingeborene Formtrieb macht auch vor den Gestalten
des buddhistischen Pantheon selbst nicht Halt. Auch das Falten werk desBuddha-
kleides kann sich einmal zu einem ornamentalen Zickzackmuster versteifen, ein
andermal zu einem vielteilig wellenartigen Bandgeschlinge verflechten oder in
ein klassizistisch elegantes Kurvenwerk sich lösen. Und wie auch die Motive
ineinanderwachsen, das zeigen die Bekrönungen buddhistischer Weihtafeln,
in denen die uralten Fabeltiere ihr Wesen treiben, Drachenleiber sich in gegen-
ständigem Spiel zu einem formenreichen Ornament verschlingen.

DIE KUNST DER SUIKO-ZEIT IN JAPAN
Die Frage nach dem Material der frühbuddhistischen Plastik in China ist
nicht leicht zu beantworten, da fast ausschließlich zwar Steinbildwerke
erhalten, offenbar aber Kultbilder aus Holz und Bronze nur darum fehlen,
weil sie bis auf wenige Spuren zugrunde gegangen zu sein scheinen. Die
Bautätigkeit derWeizeit beschränkte sich keineswegs auf die Arbeit an den
Felsengrotten, vielmehr wurden überall im Reiche Tempel in großer Zahl er-
richtet. Man weiß aus den Geschichtsquellen, daß einer Buddhistenverfolgung
unter Kaiser Wu Tsung im Jahre 845 nicht weniger als 4600 Tempel zum
 
Annotationen