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DIE GRABPLASTIK DER T’ANG-ZEIT
Zeugnis ablegen für die entschwundenen Meisterwerke der klassischen Epoche
östlicher Bildhauerkunst. Ahnt man doch angesichts dieser in typisch gleich-
bleibenden Formen sich wiederholenden Buddhabilder kaum etwas von Art
und Umfang nur der Aufgaben, die der Plastik in einer Epoche höchster
Schaffensfreude von fürstlichen Bauherren gestellt wurden. Ein paar Marmor-
platten mit Reliefbildern von Tieren (56), die in ein ornamentales Rankenwerk
versponnen sind, mögen eine unter vielen Möglichkeiten plastischen Zierwerks
veranschaulichen, zeigen zugleich neben einer schwer zu deutenden Beziehung
zu der Kunst der Skythen den Weg einer heimischen Formenentwicklung, deren
Stammbaum bis in die Han- und Chou-Zeit sich zurückverfolgen läßt, im Gegen-
satz zu der durch fremde Vorbilder gebundenen Darstellung der Götter des
buddhistischen Pantheon.
Man kennt in größerer Zahl plastisch dekorierte Geräte, wie die Spiegel
(57), deren reichste, mitWeinranken und laufenden Tieren in erhabenem Relief
verzierte Exemplare der T’angzeit entstammen, man kennt hölzerne Masken
(79—80), in deren vielgestaltigen Bildungen die Formenphantasie der Künstler
sich einem freien Spiele zu überlassen vermochte, man kennt endlich, wie aus
allen Epochen der chinesischen Geschichte seit der Hanzeit, Reste kaiserlicher
Grabanlagen, aber man vermag aus der Anschauung solcher Überreste und
nach Analogie späterer Jahrhunderte allein kaum eine Vorstellung von dem
bildnerischen Zierwerk am Äußeren und im Inneren der Tempel und Paläste,
Toranlagen und Pagoden zu bilden, die für immer von der Erdoberfläche
verschwunden sind.
DIE GRABPLASTIK DER T’ANG-ZEIT
So gründlich das Werk der Zerstörung gewesen ist, das Wohnsitze und
Paläste der Lebenden vernichtet hat, so sorgfältig hat der Boden ver-
wahrt, was pietätvoll gläubiger Kult den Gräbern der Toten vertraut hat.
Zwar sind die Grabstätten der Kaiser älterer Dynastien seit langem der Ver-
gessenheit anheimgefallen — allein die Minggräber genossen bis in die Gegen-
wart Berühmtheit und Pflege —, aber die Pfeiler und Statuenkolosse, die den
Vorplatz säumten, waren standhaft genug, der Wut der Elemente wie mensch-
licher Zerstörer zu trotzen.
DIE GRABPLASTIK DER T’ANG-ZEIT
Zeugnis ablegen für die entschwundenen Meisterwerke der klassischen Epoche
östlicher Bildhauerkunst. Ahnt man doch angesichts dieser in typisch gleich-
bleibenden Formen sich wiederholenden Buddhabilder kaum etwas von Art
und Umfang nur der Aufgaben, die der Plastik in einer Epoche höchster
Schaffensfreude von fürstlichen Bauherren gestellt wurden. Ein paar Marmor-
platten mit Reliefbildern von Tieren (56), die in ein ornamentales Rankenwerk
versponnen sind, mögen eine unter vielen Möglichkeiten plastischen Zierwerks
veranschaulichen, zeigen zugleich neben einer schwer zu deutenden Beziehung
zu der Kunst der Skythen den Weg einer heimischen Formenentwicklung, deren
Stammbaum bis in die Han- und Chou-Zeit sich zurückverfolgen läßt, im Gegen-
satz zu der durch fremde Vorbilder gebundenen Darstellung der Götter des
buddhistischen Pantheon.
Man kennt in größerer Zahl plastisch dekorierte Geräte, wie die Spiegel
(57), deren reichste, mitWeinranken und laufenden Tieren in erhabenem Relief
verzierte Exemplare der T’angzeit entstammen, man kennt hölzerne Masken
(79—80), in deren vielgestaltigen Bildungen die Formenphantasie der Künstler
sich einem freien Spiele zu überlassen vermochte, man kennt endlich, wie aus
allen Epochen der chinesischen Geschichte seit der Hanzeit, Reste kaiserlicher
Grabanlagen, aber man vermag aus der Anschauung solcher Überreste und
nach Analogie späterer Jahrhunderte allein kaum eine Vorstellung von dem
bildnerischen Zierwerk am Äußeren und im Inneren der Tempel und Paläste,
Toranlagen und Pagoden zu bilden, die für immer von der Erdoberfläche
verschwunden sind.
DIE GRABPLASTIK DER T’ANG-ZEIT
So gründlich das Werk der Zerstörung gewesen ist, das Wohnsitze und
Paläste der Lebenden vernichtet hat, so sorgfältig hat der Boden ver-
wahrt, was pietätvoll gläubiger Kult den Gräbern der Toten vertraut hat.
Zwar sind die Grabstätten der Kaiser älterer Dynastien seit langem der Ver-
gessenheit anheimgefallen — allein die Minggräber genossen bis in die Gegen-
wart Berühmtheit und Pflege —, aber die Pfeiler und Statuenkolosse, die den
Vorplatz säumten, waren standhaft genug, der Wut der Elemente wie mensch-
licher Zerstörer zu trotzen.