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DIE KUNST DER HAKUHO-ZEIT IN JAPAN
messen. Will man den Typus des großen Buddhaideals der T’angzeit deuten,
so muß man auf diesen Yakushi weisen, der ebenso ruhevoll erscheint in
dem gemessenen Aufbau seiner Formen wie gewaltig überlegen in der ein-
fachen Führung der Linien, dem eindrucksvoll ansteigenden Gesamtumriß und
dem sanften Fluß der Gewandkurven, deren melodisches Klingen sein Wider-
spiel findet in dem beweglichen Gefält der vorn über den Thronsitz hernieder-
fallenden Stoffmasse. Das schwere Ornament der alten Throndecken (35)
hat sich in eine freie und reiche Gliederung verwandelt; es ist ein Schmuckstück
nach dem Geiste der Zeit entstanden, die den Bodhisattva mit Ketten und
Geschmeiden umhing, und die auch die feierlich ernste Größe des Buddhabildes
selbst nicht frei von beweglichem Zierwerk zu denken vermochte.
Die Gestalten der Yakushi-Trinität sind als reine Rundfiguren von
allen früheren Tempelbildern unterschieden. War vordem auch die Frei-
statue dem strengen Gesetz der Frontalität unterworfen, so sehr, daß jede
andere Ansicht als die allein vom Künstler gewollte eine Verzerrung der
Formen bedeutet, so wird nun, obwohl die großen flachen Nimben die voll-
runden Statuen ins Relief zu rücken scheinen, doch erst im Umschreiten der
ganze Formengehalt der Skulpturen erkennbar. Denn nicht mehr trennt ein
Bruch die Vorderansicht von jeder möglichen seitlichen Einstellung, viel-
mehr begreift man erst von den Schrägansichten (84) solcher Rundfiguren
die Rückkehr in eine neue Reliefform, die der koreanische Bildhauer unter-
nahm, der die halb ins Profil gerückten Bodhisattvas und Lohan von Sök-
kul-am schuf (77—78).
Neben die mächtige Großplastik stellt sich die zierliche Kleinkunst eines
bronzenen Buddhaschreines (86—88), der eine Vorstellung vermitteln kann
von der Eleganz der Formen, zu der die Bildhauer der T’angzeit befähigt
waren. Das kleine Wunderwerk, das nichts anderes darstellt als Sükhävati,
das westliche Paradies, in dem Amida thront, der Buddha des unermeßlichen
Lichtes, mit seinen Begleitern Kwannon und Seishi, den Helfern am Werke
der Gnade und Erlösung, — den Lotusteich, auf dessen Blütenkelchen die
Göttlichen emporgetragen werden —, war einst das Eigentum einer Fürstin
des Landes, derTachibana Fujin, der Gemahlin des Fujiwara Fubito und Mutter
der Kaiserin Kömyö,und nach ihr pflegt der köstliche Schrein, der in demKondö
des Höryüji, dem unvergleichlichen Schatzhause ältester buddhistischer Kunst
des Ostens, verwahrt wird, noch heute benannt zu werden.
DIE KUNST DER HAKUHO-ZEIT IN JAPAN
messen. Will man den Typus des großen Buddhaideals der T’angzeit deuten,
so muß man auf diesen Yakushi weisen, der ebenso ruhevoll erscheint in
dem gemessenen Aufbau seiner Formen wie gewaltig überlegen in der ein-
fachen Führung der Linien, dem eindrucksvoll ansteigenden Gesamtumriß und
dem sanften Fluß der Gewandkurven, deren melodisches Klingen sein Wider-
spiel findet in dem beweglichen Gefält der vorn über den Thronsitz hernieder-
fallenden Stoffmasse. Das schwere Ornament der alten Throndecken (35)
hat sich in eine freie und reiche Gliederung verwandelt; es ist ein Schmuckstück
nach dem Geiste der Zeit entstanden, die den Bodhisattva mit Ketten und
Geschmeiden umhing, und die auch die feierlich ernste Größe des Buddhabildes
selbst nicht frei von beweglichem Zierwerk zu denken vermochte.
Die Gestalten der Yakushi-Trinität sind als reine Rundfiguren von
allen früheren Tempelbildern unterschieden. War vordem auch die Frei-
statue dem strengen Gesetz der Frontalität unterworfen, so sehr, daß jede
andere Ansicht als die allein vom Künstler gewollte eine Verzerrung der
Formen bedeutet, so wird nun, obwohl die großen flachen Nimben die voll-
runden Statuen ins Relief zu rücken scheinen, doch erst im Umschreiten der
ganze Formengehalt der Skulpturen erkennbar. Denn nicht mehr trennt ein
Bruch die Vorderansicht von jeder möglichen seitlichen Einstellung, viel-
mehr begreift man erst von den Schrägansichten (84) solcher Rundfiguren
die Rückkehr in eine neue Reliefform, die der koreanische Bildhauer unter-
nahm, der die halb ins Profil gerückten Bodhisattvas und Lohan von Sök-
kul-am schuf (77—78).
Neben die mächtige Großplastik stellt sich die zierliche Kleinkunst eines
bronzenen Buddhaschreines (86—88), der eine Vorstellung vermitteln kann
von der Eleganz der Formen, zu der die Bildhauer der T’angzeit befähigt
waren. Das kleine Wunderwerk, das nichts anderes darstellt als Sükhävati,
das westliche Paradies, in dem Amida thront, der Buddha des unermeßlichen
Lichtes, mit seinen Begleitern Kwannon und Seishi, den Helfern am Werke
der Gnade und Erlösung, — den Lotusteich, auf dessen Blütenkelchen die
Göttlichen emporgetragen werden —, war einst das Eigentum einer Fürstin
des Landes, derTachibana Fujin, der Gemahlin des Fujiwara Fubito und Mutter
der Kaiserin Kömyö,und nach ihr pflegt der köstliche Schrein, der in demKondö
des Höryüji, dem unvergleichlichen Schatzhause ältester buddhistischer Kunst
des Ostens, verwahrt wird, noch heute benannt zu werden.