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DIE KUNST DER KAMAKURA-ZEIT IN JAPAN
Dem männlichen gleicht das weibliche Ebenbild der in den gleichzeitigen
Makimono vielfach überlieferten Gestalten aus der höfischen Welt des alten
Japan, die in der Sitzfigur der Mutter des Kaisers Jimmu Tenno erhalten ist
(169). Wie eine jüngere Schwester jener alten Kichijöten, (146) in der noch unter
der Verkleidung des buddhistischen Götterbildes zum ersten Male das leib-
haftige Abbild einer gepriesenen Schönheit in idealisierter Gestalt den Kanon
ursprünglich fremdländischer Typik durchbrechen durfte, erscheint nun die
mythische Kaiserinmutter selbst in unter der geschminkten Larve doch genügend
individualisierten Zügen, gekleidet in das weitfließende Frauengewand der
Zeit, das wenig verändert noch die heutige Tracht des Landes bildet.
Japanischer Realismus krönt in diesen Figuren das Streben einer Epoche,
die als die letzte schöpferische Zeit östlicher Großplastik zu gelten hat. Die
Entwicklung eines Jahrtausends war an einem Endpunkte angelangt, über
den kein Weg mehr hinausführen sollte. Die Malerei trat nun endgültig in die
Rechte der einzigen großen Kunst des Ostens, während das plastische Genie
der Rasse sich in eine Kleinkunst flüchtete, die anders als in Europa den
Rang einer eigenen Gattung heischend, einer Darstellung der Geschichte der
Großplastik des Ostens nicht angegliedert werden durfte.
DIE KUNST DER KAMAKURA-ZEIT IN JAPAN
Dem männlichen gleicht das weibliche Ebenbild der in den gleichzeitigen
Makimono vielfach überlieferten Gestalten aus der höfischen Welt des alten
Japan, die in der Sitzfigur der Mutter des Kaisers Jimmu Tenno erhalten ist
(169). Wie eine jüngere Schwester jener alten Kichijöten, (146) in der noch unter
der Verkleidung des buddhistischen Götterbildes zum ersten Male das leib-
haftige Abbild einer gepriesenen Schönheit in idealisierter Gestalt den Kanon
ursprünglich fremdländischer Typik durchbrechen durfte, erscheint nun die
mythische Kaiserinmutter selbst in unter der geschminkten Larve doch genügend
individualisierten Zügen, gekleidet in das weitfließende Frauengewand der
Zeit, das wenig verändert noch die heutige Tracht des Landes bildet.
Japanischer Realismus krönt in diesen Figuren das Streben einer Epoche,
die als die letzte schöpferische Zeit östlicher Großplastik zu gelten hat. Die
Entwicklung eines Jahrtausends war an einem Endpunkte angelangt, über
den kein Weg mehr hinausführen sollte. Die Malerei trat nun endgültig in die
Rechte der einzigen großen Kunst des Ostens, während das plastische Genie
der Rasse sich in eine Kleinkunst flüchtete, die anders als in Europa den
Rang einer eigenen Gattung heischend, einer Darstellung der Geschichte der
Großplastik des Ostens nicht angegliedert werden durfte.