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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0504
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Madrid

zu den notwendigen Korrekturen (35). In die Erzeugung des Jahres 1779 fallen nicht
weniger als zehn Kartons:

1. «Der Trödelmarkt an der Plaza de la Cebada". Ein vornehmes Paar handelt
um einen Gegenstand, Neugierige beschauen die zum Verkauf gestellten Möbel,
Kleider und Bilder (36).

2. „Der Geschirrmarkt" (Abb. 521), einer der besten Entwürfe des Meisters (37).

3. «Der Offizier und die Dame", ein schmales (1,01 m) Zwischenfensterstück.
Ein vornehmes Paar promeniert, die Dame winkt mit dem Fächer ihren Freun-
dinnen, die sich über die Gartenmauer lehnen, im Hintergrunde ragt ein festung-
artiges Gebäude (38).

4. «La Acerolera". Ein Mädchen hält am Arm den Korb mit den Azaroläpfeln.
Käufer drängen sich unter dem Schirm, im Hintergrunde erhebt sich ein ein-
faches ländliches Anwesen. Der schmale, 1 m breite Teppich erscheint als Gegen-
stück zu dem vorhergehenden Behang (39).

5. und 6. Zwei Supraporten — die soldatenspielenden Kinder (H. 0,70 m, L. 1,44 m),
die Kleinen mit dem Wägelchen (H. 0,90 m, L. 1,45 m) — schließen die Lieferung
vom 5. Januar 1779 (40).

7. „Das Ballspiel" wird als einer der umfangreichsten Teppichkartons der Goya-
serie (H. 2,65 m, L. 4,72 m) im Juli des Jahres 1779 der Manufaktur übergeben.
Auf weitem Felde stehen sich die Parteien gegenüber, Mauern umsäumen an den
Längsseiten den Platz; hockend und stehend verfolgen die Zuschauer das Spiel;
im Hintergrunde rechts erscheint ein massiger kastenartig getürmter Bau, links
dient Baumschlag als Abschluß (41).

8. Im Laufe des Jahres 1779 gelangt ein reizvoller, ziemlich schmaler Behang
(H. 2,60 m, L. 1,65 m) zur Ablieferung: eine Dame sitzt in der mit Stricken an
Baumästen aufgehängten Schaukel, ein Kind zieht das Seil, junges Volk bildet
die Staffage (42).

9. Die «Wäscherinnen" zählen zu den weniger glücklichen Entwürfen des Jahres
1779 (abgeliefert am 24. Januar 1780). Sitzend hält eine Schöne ein Lamm um-
schlungen, schlummernd legt die Freundin den Kopf in ihren Schoß, drei Frauen
— eine mit dem Wäschebündel auf dem Kopf — vervollständigen den figür-
lichen Apparat; an Baumästen ist ein derber Strick gespannt, schwer hängen die
halbnassen Tücher, ein Gehölz schließt die Szene (43). Der Teppich ist ein
typisches Beispiel für die Schwierigkeiten, die dem Wirker die Goya'schen Vor-
lagen bereiteten, zumal, wenn es sich um wenige und große Vordergrundfiguren
handelt. Das Inkarnat weicht erheblich von den Tönen des Kartons ab; die
Übergänge, insbesondere die Schatten, sind schwer und plump. Der Wirker
steht der temperamentvollen Kunst Goya's befangen gegenüber, ihm fehlt zudem
die weitgehende Nuancierung der Wollen und Seiden, über die zur gleichen
Zeitspanne die Pariser Staatsmanufaktur der Gobelins verfügt. Die Erkenntnis
führt frühzeitig zu lebhaften Erörterungen zwischen Goya und Cornelio van der
Goten, dem technischen Leiter van Santa Barbara (44). Nach und nach gibt
Goya den berechtigten Beanstandungen Raum.

Die fast impressionistische Farbenfreudigkeit des Meisters, die Entschiedenheit
seiner Darstellung zeigt bereits in den siebziger Jahren vereinzelt eine gewisse
Mäßigung, eine verständnisvollere Rücksichtnahme auf die Technik der Bildwirkerei,
allerdings ohne je das Ideal des dekorativen Figurenteppichs zu erreichen.

10. Mit einem kleineren Stück, El Novillo, — Leute in Torrerotracht halten den
jungen Stier, im Hintergrunde hockt ein Müßiggänger auf einer Steinmauer, ein
massiges, dachloses Gebäude mit schwerem Sims ragt in der Ferne — schließt
die Erzeugung des Jahres 1779 (45).

Neun weitere Behänge gelangen am 24. Januar 1780 zur Ablieferung, deren Durch-
führung zum großen Teil gleichfalls noch in das voraufgegangene Jahr fallen dürfte.

Cruzada Villaamil (46) nennt als ersten Behang ein schmales Zwischenfensterstück

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