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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 2) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62335#0029
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Satan's Sturz.
Von Luca Giordano.
Die Toledostraße in Neapel besaß noch im siebzehnten Jahrhundert einen deutlich ausgeprägten
kriegerischen Charakter. In der Nähe des Castells Sant Elmo erschienen die Paläste wie eine Reihe
von gewappneten Kriegern, immer noch zu Schutz uud Trutz bereit, obwohl die schlagfertigen spa-
nischen und deutschen Geschlechter, welche einst den Grund dieser kleinen Festungen legten, zum
größten Theil friedlicher» Insassen Platz gemacht hatten. Ueber den Portalen konnte man eine
ansehnliche Sammlung von in Stein gehauenen Wappen der berühmtesten spanischen Familien be-
wundern, welche hier die Herrschaft der Jberier mit dem Schwerte aufrecht erhalteu hatten.
Eines der festesten dieser Steinhäuser lag fast unmittelbar unter Sant Elmo. Der Grund-
riß war quadratisch und besaß kaum mehr als vierzehn Ellen Seitenlänge. Gewaltig aber war
der Palast in die Höhe gestreckt, einem der kolossalen Saracenenthürme nicht unähnlich, deren
Trümmer noch lange an den Südküsten Siciliens dränten, als das zu Räubern entartete Erobe-
rervolk die Insel nicht mehr mit größeren Heerestheilen zn betreten wagte. Dieser viereckige
Trutzer, aus mächtigen Steinwürfeln aufgeführt, war fast völlig im Styl des Orients verziert.
Das untere Geschoß war durchaus für die Vertheidiguug eingerichtet, mit schmalen Dreischlitzen in
den Manern für die im Innern aufzustellenden Schützen versehen. Das Portal, tief in die Fronte
eingesenkt und von Schießscharten rechts und links gedeckt, war mit dicken kurzen Pilastern ansge-
stattet, von denen aus sich der saracenische Hufeiseubogen emporschwang. Oben auf dem Bogeu
war ein kleinerer, ähnlich geformter, aus welchem die glänzeude Müuduug eurer Bronzekanoue Her-
vorlugte. Im ersten Stock waren fünf Fensteröffnungen, oben mit den Kleeblattöffnungen versehen,
seitwärts mit Pfeilern geschmückt. Im verjüngten Maße wiederholte sich diese Form noch zwei
Mal, jedesmal durch Karuiese isolirt; dauu folgte obeu eiu zwanzig Fuß hoher Raum, durch die
nur von Dreischlitzen zierlichster Art durchbrochene Mauer gebildet. Eine reiche Ornamentik, ans
Stein gearbeitet, überdeckte den Thurm, wo sich nur eiue Fläche darbot. — Blätterwerk, geome-
trische Figuren, netz- und schachbretartige Verschlingungen ohne eine andere Spur der Hindeutuug
auf animalisches Leben, als durch die in den verschiedensten Stellungen anfgefaßte Figur eiues
Krokodils Das Krokodil erschieu oben auf der Ziune noch einmal, wo es von einem Ritter zn
Roß mit ver Lanze durchbohrt wurde. Zu diesem christlichen Sculpturwerke paßten die Johanniter-
kreuze, welche als Mauerklammern regelmäßig angebracht waren. Auf einem ritterlichen Turnier-
fchilde über dem Portal sah man abermals ein Kreuz mit acht Spitzeu und den Kopf.eines Kro-
 
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