Giorgio Vasari.
Unter den unmittelbaren und begeisterten Schülern und Nachahmern des Michelangelo!
interessirt noch einer in hohem Maße, wiewohl die manieristische Verflachung der Kunst ihn bereits
zu ihren glänzendsten Vertretern zählt. Es ist Giorgio Vasari von Arezzo (1512—1574), der
als Architekt und als Maler eine sehr fruchtbare Thätigkeit entfaltet hat, wichtiger und berühmter
aber noch durch seine literarische Thätigkeit als Begründer der modernen Kunstgeschichte gewor-
den ist.
Für Pabst Julius III. (1550—1555) erbaute er — seinem eigenen Zeugniß gemäß — nach
dessen Ideen die prächtige Villa an der Via Flaminia zu Rom, die noch jetzt als Vigna di Papa
Giulio benannt wird, eine der letzten mustergültigen Renaissancebauten dieser Gattung; derselbe
Pabst ließ durch ihn auch die eine große Kapelle in S. Pietro in Montorio ausführen, für die er
gleichzeitig die Grabmäler der Cardinäle Fabiano und Antonio del Monte (Großvater und Oheim
des Pabstes) entwarf, und die er mit einem großen Gemälde der Heilung Pauli durch Ananias
schmückte. Nach dem innern Ausbau des Palazo vecchio zu Florenz übertrug ihm Cosimo Medici
die Errichtung der Uffizien, die er von 1560 an ausführte. Hier konnte er unter den schwierigsten
räumlichen und anderen Bedingungen seine ganze Tüchtigkeit entfalten, und in der That ist ein
Verwaltungsgebäude — denn das war es — selten mit mehr Geschick und Geschmack durchgebildet
worden Nach Michelangelo's Tode zeichnete er dessen Grabdenkmal in Sta. Croce zu Florenz.
Etwa gleichzeitig fällt der Palast und die Kirche der Stephansritter zu Pifa, zwei Bauten, von
denen übrigens wenig Lobendes gesagt werden kann. Einen sehr graziösen und originellen Kirchen-
bau leistete Vasari (1550) dagegen in der Abbadia di S. Fiora dei Cassinensi zu Arezzo. Freilich
ist der Eindruck kein kirchlicher, sondern ein ganz profaner. Auch die schönen Kaufmannsloggien
daselbst, sowie das ehemalige Wohnhaus des Meisters, jetzt Casa Montauti, haben ihn zum Urheber.
Mit seinen Bauwerken verglichen sind Vasari's Malereien höchst unerquicklich; man sieht, die
Kunst der strengen Constructiou geht nicht so leicht aus den Fugen wie die Kunst des Scheins.
Die Mode verlangte zahlreiche riesige Bilder aus der biblischen und profanen Geschichte, und die
Handfertigkeit des Manierismus ließ sich dadurch nur um so leichter verleiten, sich der Ideen zu
begeben und das Heil in einer gewissenlosen Schnellproduction zu suchen; ja man wußte sich etwas
darauf. Als Vasari die großen Gemälde in der Cancelleria zu Rom, Begebenheiten aus der Zeit
Pabst Paul's III., vollendet hatte, zeigte sie ein Freund dem Michelangelo und bemerkte ihm trium-
phirend, daß sie in Hundert Tagen ausgeführt seien. Man kann sich denken, wie es den Meister
berühren mußte, den Verfall der Kunst noch mit eigenen Augen zu sehen. „Mein Wissen", hatte!
Unter den unmittelbaren und begeisterten Schülern und Nachahmern des Michelangelo!
interessirt noch einer in hohem Maße, wiewohl die manieristische Verflachung der Kunst ihn bereits
zu ihren glänzendsten Vertretern zählt. Es ist Giorgio Vasari von Arezzo (1512—1574), der
als Architekt und als Maler eine sehr fruchtbare Thätigkeit entfaltet hat, wichtiger und berühmter
aber noch durch seine literarische Thätigkeit als Begründer der modernen Kunstgeschichte gewor-
den ist.
Für Pabst Julius III. (1550—1555) erbaute er — seinem eigenen Zeugniß gemäß — nach
dessen Ideen die prächtige Villa an der Via Flaminia zu Rom, die noch jetzt als Vigna di Papa
Giulio benannt wird, eine der letzten mustergültigen Renaissancebauten dieser Gattung; derselbe
Pabst ließ durch ihn auch die eine große Kapelle in S. Pietro in Montorio ausführen, für die er
gleichzeitig die Grabmäler der Cardinäle Fabiano und Antonio del Monte (Großvater und Oheim
des Pabstes) entwarf, und die er mit einem großen Gemälde der Heilung Pauli durch Ananias
schmückte. Nach dem innern Ausbau des Palazo vecchio zu Florenz übertrug ihm Cosimo Medici
die Errichtung der Uffizien, die er von 1560 an ausführte. Hier konnte er unter den schwierigsten
räumlichen und anderen Bedingungen seine ganze Tüchtigkeit entfalten, und in der That ist ein
Verwaltungsgebäude — denn das war es — selten mit mehr Geschick und Geschmack durchgebildet
worden Nach Michelangelo's Tode zeichnete er dessen Grabdenkmal in Sta. Croce zu Florenz.
Etwa gleichzeitig fällt der Palast und die Kirche der Stephansritter zu Pifa, zwei Bauten, von
denen übrigens wenig Lobendes gesagt werden kann. Einen sehr graziösen und originellen Kirchen-
bau leistete Vasari (1550) dagegen in der Abbadia di S. Fiora dei Cassinensi zu Arezzo. Freilich
ist der Eindruck kein kirchlicher, sondern ein ganz profaner. Auch die schönen Kaufmannsloggien
daselbst, sowie das ehemalige Wohnhaus des Meisters, jetzt Casa Montauti, haben ihn zum Urheber.
Mit seinen Bauwerken verglichen sind Vasari's Malereien höchst unerquicklich; man sieht, die
Kunst der strengen Constructiou geht nicht so leicht aus den Fugen wie die Kunst des Scheins.
Die Mode verlangte zahlreiche riesige Bilder aus der biblischen und profanen Geschichte, und die
Handfertigkeit des Manierismus ließ sich dadurch nur um so leichter verleiten, sich der Ideen zu
begeben und das Heil in einer gewissenlosen Schnellproduction zu suchen; ja man wußte sich etwas
darauf. Als Vasari die großen Gemälde in der Cancelleria zu Rom, Begebenheiten aus der Zeit
Pabst Paul's III., vollendet hatte, zeigte sie ein Freund dem Michelangelo und bemerkte ihm trium-
phirend, daß sie in Hundert Tagen ausgeführt seien. Man kann sich denken, wie es den Meister
berühren mußte, den Verfall der Kunst noch mit eigenen Augen zu sehen. „Mein Wissen", hatte!