Gerbrandt van Len Eeckhout.
Keiner der großen Meister hat eine so zahlreiche, vielseitige und bedeutende Schule und Ge-
folgschaft gehabt, wie Rembrandt. Unter seinen unmittelbaren Schülern nimmt Gerbrandt van
den Eeckhout die erste Stelle ein: kein anderer ist dem Meister im großen Stil so nahe gekommen.
Eeckhout wurde zu Amsterdam am 19. August 1621 geboren und starb in derselben Stadt
am 22. Juli 1674. Er erfreut durch bedeutendes Compositionstalent, kräftiges Helldunkel und große
Harmonie und Wärme der Färbung. Mit etwas mehr Geist und Originalität hätte er fast mit Rem-
brandt wetteifern können. Im Museum des Haag bildet seine Anbetung der Könige zu seines
Meisters Simeon im Tempel von 1631 Pendant, und es ist viel gesagt, wenn ein Bild bei solcher
Zusammenstellung nicht gänzlich zu Grunde geht. Eine gute Copie des erwähnten Rembrandt'schen
Bildes vertritt Eeckhout's Kunst in der Dresdener Galerie.
Seinen höchsten Ruhm hat er indessen durch das große Gemälde „Christus di^ Kinder
segnend", in zehn lebensgroßen ganzen Figuren, erreicht. Es befindet sich jetzt in der National
Galery zu London, wohin es um sehr erheblichen Preis — von den ersten Autoritäten als einer
der vorzüglichsten Rembrandts begeistert gepriesen — aus der Galerie Suermondt in Aachen über-
ging. (Es war hierhin kurze Zeit vorher aus der Sammlung des Grafen Schönborn in Wien ge-
kommen.) Die Seltenheit ganzer Figuren in Lebensgröße bei Rembrandt, der für diesen auf-
fällige Mangel der Signatur, endlich vor Allem die deutliche Nennung des Urhebers auf eiuem
älteren Kupferstich haben es unzweifelhaft gemacht, daß das Werk dem Schüler an Stelle des
Meisters zu vindiciren ist; und mag dasselbe auch an Geldwerth dadurch eingebüßt haben, sein Kunst-
werth bleibt derselbe, und die schlichte und doch weihevolle Natürlichkeit des Herganges, die naive Wahr-
heit der Empfindungen, das klare Helldunkel — all das macht das Bild zu einem Meisterwerk
ersten Ranges, und wenn Rembrandt groß genug ist, den Vertust eines solchen Bildes aus dem
Verzeichniß seiner Werke leicht zu ertragen, so ist es gewiß die höchste Auszeichnung für seinen
Schüler, sich nicht etwa in irgend einem kleineren Werke, sondern in einer Aufgabe von größtem Be-
lange ebenbürtig neben den Meister geschwungen zu habeu.
Auch den Preis eines zwar kleinen, doch im engen Rahmen eminent bedeutenden Bildes hat
Eeckhout lange an seinen Meister abtreten müssen: Die kleine Auferweckung von Jairi Töchterlein,
im Berliner Museum, eine der feinsten und zartesten Conceptionen der ganzen Schule, ist von
Schmidt als Rembrandt radirt worden und hat sich Weltruf erworben.
Seine besten biblisch-historischen Bilder außer den erwähnten sind etwa folgende: die Ehe-
brecherin vor Christus, im Museum zu Amsterdam; Hanna übergiebt ihren Sohn Samuel dem
Hohenpriester Eli, im Louvre; Abraham verstößt die Hagar und ihren Sohn Ismael, — der zwölf- !
jährige Christus im Tempel lehrend, beide in der Münchener Pinakothek; Joseph von seinen Brüdern
verkauft, in der Galerie Suermondt zu Aachen. — Als ein Beispiel seiner Behandlung mythologi-
scher Vorwürfe kann Mercur, der den Argus einschläfert, im Berliner Museum angeführt werden.
Eeckhout hat auch eigentliche Genrebilder gemalt. Eins der schönsten und das zugänglichste!
befindet sich im Museum van der Hoop zu Amsterdam, und stellt einen Jäger dar, der umgeben von
Jagdgeräthschaften im Waldesschatten fitzt und zwei Windhunde auseinanderkoppelt. I. ^1.
Keiner der großen Meister hat eine so zahlreiche, vielseitige und bedeutende Schule und Ge-
folgschaft gehabt, wie Rembrandt. Unter seinen unmittelbaren Schülern nimmt Gerbrandt van
den Eeckhout die erste Stelle ein: kein anderer ist dem Meister im großen Stil so nahe gekommen.
Eeckhout wurde zu Amsterdam am 19. August 1621 geboren und starb in derselben Stadt
am 22. Juli 1674. Er erfreut durch bedeutendes Compositionstalent, kräftiges Helldunkel und große
Harmonie und Wärme der Färbung. Mit etwas mehr Geist und Originalität hätte er fast mit Rem-
brandt wetteifern können. Im Museum des Haag bildet seine Anbetung der Könige zu seines
Meisters Simeon im Tempel von 1631 Pendant, und es ist viel gesagt, wenn ein Bild bei solcher
Zusammenstellung nicht gänzlich zu Grunde geht. Eine gute Copie des erwähnten Rembrandt'schen
Bildes vertritt Eeckhout's Kunst in der Dresdener Galerie.
Seinen höchsten Ruhm hat er indessen durch das große Gemälde „Christus di^ Kinder
segnend", in zehn lebensgroßen ganzen Figuren, erreicht. Es befindet sich jetzt in der National
Galery zu London, wohin es um sehr erheblichen Preis — von den ersten Autoritäten als einer
der vorzüglichsten Rembrandts begeistert gepriesen — aus der Galerie Suermondt in Aachen über-
ging. (Es war hierhin kurze Zeit vorher aus der Sammlung des Grafen Schönborn in Wien ge-
kommen.) Die Seltenheit ganzer Figuren in Lebensgröße bei Rembrandt, der für diesen auf-
fällige Mangel der Signatur, endlich vor Allem die deutliche Nennung des Urhebers auf eiuem
älteren Kupferstich haben es unzweifelhaft gemacht, daß das Werk dem Schüler an Stelle des
Meisters zu vindiciren ist; und mag dasselbe auch an Geldwerth dadurch eingebüßt haben, sein Kunst-
werth bleibt derselbe, und die schlichte und doch weihevolle Natürlichkeit des Herganges, die naive Wahr-
heit der Empfindungen, das klare Helldunkel — all das macht das Bild zu einem Meisterwerk
ersten Ranges, und wenn Rembrandt groß genug ist, den Vertust eines solchen Bildes aus dem
Verzeichniß seiner Werke leicht zu ertragen, so ist es gewiß die höchste Auszeichnung für seinen
Schüler, sich nicht etwa in irgend einem kleineren Werke, sondern in einer Aufgabe von größtem Be-
lange ebenbürtig neben den Meister geschwungen zu habeu.
Auch den Preis eines zwar kleinen, doch im engen Rahmen eminent bedeutenden Bildes hat
Eeckhout lange an seinen Meister abtreten müssen: Die kleine Auferweckung von Jairi Töchterlein,
im Berliner Museum, eine der feinsten und zartesten Conceptionen der ganzen Schule, ist von
Schmidt als Rembrandt radirt worden und hat sich Weltruf erworben.
Seine besten biblisch-historischen Bilder außer den erwähnten sind etwa folgende: die Ehe-
brecherin vor Christus, im Museum zu Amsterdam; Hanna übergiebt ihren Sohn Samuel dem
Hohenpriester Eli, im Louvre; Abraham verstößt die Hagar und ihren Sohn Ismael, — der zwölf- !
jährige Christus im Tempel lehrend, beide in der Münchener Pinakothek; Joseph von seinen Brüdern
verkauft, in der Galerie Suermondt zu Aachen. — Als ein Beispiel seiner Behandlung mythologi-
scher Vorwürfe kann Mercur, der den Argus einschläfert, im Berliner Museum angeführt werden.
Eeckhout hat auch eigentliche Genrebilder gemalt. Eins der schönsten und das zugänglichste!
befindet sich im Museum van der Hoop zu Amsterdam, und stellt einen Jäger dar, der umgeben von
Jagdgeräthschaften im Waldesschatten fitzt und zwei Windhunde auseinanderkoppelt. I. ^1.