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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 2) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62335#0034
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10 Deutschlands Kunstschatzt.
bewundere, als daß sie daran denken sollten, auf meine Zecchinen oder Doppien Jagd zu machen
... Hier, hier steckt eine Doppia, ich Habs gleich gefühlt . .."
Er zeigte auf die Stelle der seidenen Börse, wo sich die Doublone befinden sollte.
„Knabe! Knabe!" sagte Ribera leise. „Wenn Du nicht so braven Herzens wärst, nicht so
viel Licht und Leben im Kopfe und keinen solchen unvergleichlichen Terzstoß in der rechten Hand
hättest — wie wollte ich Dich prügeln und durchbläuen ... Geh, geh! Suche mir eine Rosalia
und ich fülle Dir Dein Barret mit Goldstücken . .."
Luca besann sich einige Minuten.
„Maestro! Das ist überflüssige Mühe", sagte er endlich. „Und wenn ich mir das Gehirn aus-
denke, so erinnere ich mich doch an kein Mädchen, das nur halbwegs eine Rosalia vorstellen könnte
... Wenn nicht in der hohen Gesellschaft..."
„Ah! Die Rofalia da gehört zur hohen Gesellschaft, aber keineswegs zur himmlischen ..."
„Wenn Ihr nicht abermals zornig werden wollt, so wüßte ich wohl eine Auskunft . . ."
„Weshalb zornig, wenn Du mir die Verpflichtung auferlegst, Dir zu danken!" rief Spagno-
letto höchst erregt.
„Man kann's doch nicht wissen... Ich müßte da einem Eurer Befehle zuwider Handeln, Don
Jose... Eine Sünde wäre es freilich nicht..."
„Du willst auf die Nacht diese Casa verlassen und in den Falernerschenken zubringen? Nichts-
würdiger! Aus meinen Augen, sag' ich Dir!"
„O, das, was ich meine, ist nicht ein Zehntel so schlimm!"
„Nun, wenn Du mir in's Auge zu blicken wagst, wenn Du Deine Eröffnung machst,
so sprich!"
„Es ist immer ein schweres Ding, Maestro!" antwortete Luca, hoch erröthend. „Aber, da ich
einmal den Kahn bestiegen habe, so muß er mich auch tragen ... Ihr braucht die Rosalia nicht
zu suchen ... Ihr habt mir verboten, den Namen Derjenigen auszusprechen, welche ich im Sinne
habe..."
„Ha! Die Spagnoletta!" sagte Ribera mit einem solchen flammenden Blicke, daß Luca mit
einem Satze zur Thür hinaus war.
Spagnoletto warf sich in einen mit dicken Goldtroddeln versehenen Stuhl und schlug die
Arme fest über die Brust. Nach einigen Minuten stummen Hinbrütens steckte Luca den Kopf in's
Zimmer.
„Don Josch Meister Salvator wünscht Euch zu sehen .. ."
„Immerhin!"
Gleich darauf trat ein schlanker, etwa vierzigjähriger Mann in einfacher, brauner Tracht in's
Zimmer.
„Gelobt sei San Gennaro!" sagte er mit dem gewöhnlichen Gruße der Neapolitaner jener
Tage. „Wahrlich, da steht Signor Gennaro ja selbst und kann gleich „Amen" singen in aller
heiligen Bescheidenheit ... Der Bursch da auf Eurem Bilde ist köstlich, mein liebster Spa-
gnoletto..."
„Ja, ja, ich weiß wohl, Freund! Aber um den San Gennaro handelt sich's gar nicht, sondern
um die Rosalia ..."
 
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