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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 2) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62335#0089
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52 Deutschlands Kuustschätze.
„Dann ist Euer Name Joyce !" sagte Mr. Jron.
Der Angeredete richtete sich erstaunend höher auf und starrte Mr. Jron an.
- „Bei Gideon und allen Makkabäern, Ihr seid Prinz Ruprecht und kein Anderer! Jetzt, ja
jetzt wird mir's klar, diese Stimme und der scharfe Artikel ..."
„Fähndrich Joyce, oder vielmehr Colonel Joyce, Eure Haud", sagte Ruprecht lächelnd.
„Weiß Gott, ich kenne manchen Tag, an welchem ich das Vergnügen, Euch so nahe vor mir zu
Haben, theuer bezahlt haben würde...."
„Ich habe wenigstens das Meinige gethan, um so dicht wie möglich an Euch hinan zu kommen,
mein Prinz; und daun hatte ich die Idee, hättet Ihr meine Bekanntschaft allerdings mit Eurem
Leben bezahlen sollen ... ."
Ruprecht nickte sehr ernst und setzte sich mit dem ehemaligen Feinde an den Tisch, welchen
Honthorst allein mit einer feinen weißen Decke belegte und mit echt italiänischen Falernerflaschen
besetzt, die er aus einer, mit einer starken Klappe verwahrten Vertiefung in einer Ecke des Zimmers
entnahm. Für Prinz Ruprecht stand eine schön geschliffene Wasserflasche bereit.
Der Maler schellte und ein junger Mensch trat ein und war dem Meister bei der Anordnung
der Tafel behülflich. Joyce betrachtete den Jüngling sehr aufmerksam.
Er war schlank, hatte fast mädchenhaft zarte Gesichtszüge und eine Fülle blonder Locken.
Seine Bewegungen waren rasch, energisch und stolz. Seltsam stand zu der Schönheit dieser Er-
scheinung der ärmliche Aufzug derselben. Der junge Mensch trug die grauen Leinenbeinkleider
der Malerjungen, die zu Ehren der Kunst oder des Farbeläufers mit unzähligen Flecken von allen
Nuancen des Regenbogens versehen waren. Sein Oberkleid war der an eine antike um die Hüfte
geschnürte Tunica erinnernde Malkittel.
„Wenn es noch Tiroune für die Ritterschaft gäbe", sagte Joyce, nachdem der junge Mensch
das Gemach verlassen hatte, „so würde ich meinen, daß dieser zukünftige Raffael sich trefflich für
einen Knappen eines womöglich Verse schreibenden Ritters passen würde...."
„O, Wellem ist zu vielen Dingen gut", sagte Prinz Ruprecht lächelnd. „Ich habe ihn treff-
lich gefunden, um für einige Engel Modell zu stehen, die einst Luca Signorelli malte. Mir waren
die Stellungen nur noch undeutlich erinnerlich; es waren nur einige Versuche nothwendig, und
Wellem's Rücken brachte die Frage völlig zur Erledigung."
„Er ist gewandt und geistvoll", sagte Honthorst kopfschüttelnd, „wird aber trotz seiner großen
Anlagen für die Kunst schwerlich jemals ein Maler werden. Es wird schließlich ein guter Soldat
aus ihm, der. .. der . .."
„Nun", rief der Prinz lächelnd, „schließt immerhin Euren Satz, denn ich werde ihn nicht ver-
fänglich finden. Ein guter Soldat, der schlechte Bilder fabricirt — gleicht mir!"
,Eure Bilder in Schwarzkuust sind bewundernswerth, Prinz!" rief Honthorst. „Ich hätte nie
geglaubt, daß Ihr im Stande sein würdet, meine Lichteffecte durch bloßes Weiß und Schwarz so
vollständig wiedergeben zu können! Und solltet Ihr später, wie das Gott sei Dank bei den meisten
Künstlern Regel ist, übertroffen werden, so besitzt ihr einen Ruhm, wie solchen Tausende von guten
Malern nicht auszuweisen haben; Ihr seid in der Kunst ein Erfinder und so lange eine Metallplatte!
für die künstlerische Reproduction gebraucht werden wird, kann man nicht umhin, sich daran zu
 
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