90 Deutschlands Snustschätze.
„Mein Gott, Sire, das Silber ist nicht acht Thaler werth und Chodowiecky hat für seine
Arbeit nicht mehr als zwanzig Thaler gefordert!" sagte der Galeriedireetor.
„Da steckt ja eben Euer deutscher Fehler!" rief der König. „Ihr achtet Euch nicht hoch ge-
nug; Ihr tapirt Euch zu niedrig und könnt nicht erwarten, daß andere Nationen Euch auf Euren
Bescheidenheits-Irrthum aufmerksam machen. Sorge Er, Oesterreich, daß Chodowiecky hier er-
scheine — er soll meinem Neffen da, den Prinzen Leopold, portraitiren! Ich will Seinem Künstler
die Preise machen. Für wen hat er denn bisher gearbeitet?"
„Für Buchhändler, Uhrmacher und Juweliere!"
„Chodowiecky soll mir zunächst Dosen malen und sodann versuchen, ob er meine Suite von
Bildern Antonio Miettemu's auf Hauptschüsseln vom feinsten Porzellan bringen kann! Kann
Chodowiecky Origiualbilder ä la Watteau schaffen, so werden wir die Meißner vollständig zu
schlagen vermögen..."
„Und wenn die Fabrik dann doch noch schlechte Geschäfte macht?" fragte Gotzkowsky.
„Dann werde ich für ihn in die Bresche treten, wenn Er für meine Berliner eingetreten ist,
Gotzkowsky. Bringe Er mir auf einem Zettel, so groß wie meine beiden Finger hier, die Nach-
weisung, wie viel Er Geld braucht — und im äußersten Nothfall werde ich die Fabrik selbst über-
nehmen! Aber sei Er mir nur nicht so verzagt und kleinlaut!"
Vom Concertsaal her drang der Ton der zum Stimmen angestrichenen Geigen in's Concert-
zimmer. Der König griff nach seinem Stocke. Benda, der Concertmeister, erschien in der Thür mit
stummer Verbeugung
„Allons lUosmeurs! Mylord, Sie bleiben hier und Sie, d'Argens. Wo ist der Oberstall-
meister Schwerin? Aber Du, mein kleiner Prinz, was meinst Du, willst Du mir im Concert Ge-
sellschaft leisten?"
„Sire, unter zwei Bedingungen, oder sonst müßten Eure Majestät befehlen, daß ich hier blei-
ben sollte..."
„Nun welche Conditions hast Du zu machen?"
„Zuerst, Herr Onkel, muß ich eine Dose haben . . ."
Der König besann sich keinen Augenblick und zog die Tabatisre mit seinem Bildniß heraus.
„Hier, mou ichiuoe!"
„Sire, ich danke; nicht diese Dose! Sie ist sehr kostbar, sehr schön und am allerschönsteu ist
das Bildniß Eurer Majestät. Doch das brauche ich nie, nie! Wie ich das vor meinen Augen sehe,
so kaun's doch kein Künstler malen, das Bild, welches spricht und mich liebt! Die andere Dose"
„Mylord, ich bitte, tauschen Sie mit mir!" sagte der König, augenscheinlich bewegt. „Sie
sehen, gegen die Argumente eines solchen Panegyrikers ist gar nicht aufzukommen .. ."
„Sire, ich danke!" antwortete ^ord Mitchel, die kostbare Dose eiusteckend. „Aber ich werde
diese Dose als eine Erinnerung au die Winterquartiere in Freiberg betrachten und folglich.. ."
„In der That, Mitchel, sie soll ein Geschenk für Sie sein."
„Das geht auch gar uicht anders, Majestät, denn ich, ich habe die Absicht, dem Prinzen diese
Dose zu schenken. Hier, mein Prinz, und vergessen Sie nie, dem Vorbilde der Tapferkeit und Hu-
manität nachzustrebeu, das der Künstler darstellte."
„Mein Gott, Sire, das Silber ist nicht acht Thaler werth und Chodowiecky hat für seine
Arbeit nicht mehr als zwanzig Thaler gefordert!" sagte der Galeriedireetor.
„Da steckt ja eben Euer deutscher Fehler!" rief der König. „Ihr achtet Euch nicht hoch ge-
nug; Ihr tapirt Euch zu niedrig und könnt nicht erwarten, daß andere Nationen Euch auf Euren
Bescheidenheits-Irrthum aufmerksam machen. Sorge Er, Oesterreich, daß Chodowiecky hier er-
scheine — er soll meinem Neffen da, den Prinzen Leopold, portraitiren! Ich will Seinem Künstler
die Preise machen. Für wen hat er denn bisher gearbeitet?"
„Für Buchhändler, Uhrmacher und Juweliere!"
„Chodowiecky soll mir zunächst Dosen malen und sodann versuchen, ob er meine Suite von
Bildern Antonio Miettemu's auf Hauptschüsseln vom feinsten Porzellan bringen kann! Kann
Chodowiecky Origiualbilder ä la Watteau schaffen, so werden wir die Meißner vollständig zu
schlagen vermögen..."
„Und wenn die Fabrik dann doch noch schlechte Geschäfte macht?" fragte Gotzkowsky.
„Dann werde ich für ihn in die Bresche treten, wenn Er für meine Berliner eingetreten ist,
Gotzkowsky. Bringe Er mir auf einem Zettel, so groß wie meine beiden Finger hier, die Nach-
weisung, wie viel Er Geld braucht — und im äußersten Nothfall werde ich die Fabrik selbst über-
nehmen! Aber sei Er mir nur nicht so verzagt und kleinlaut!"
Vom Concertsaal her drang der Ton der zum Stimmen angestrichenen Geigen in's Concert-
zimmer. Der König griff nach seinem Stocke. Benda, der Concertmeister, erschien in der Thür mit
stummer Verbeugung
„Allons lUosmeurs! Mylord, Sie bleiben hier und Sie, d'Argens. Wo ist der Oberstall-
meister Schwerin? Aber Du, mein kleiner Prinz, was meinst Du, willst Du mir im Concert Ge-
sellschaft leisten?"
„Sire, unter zwei Bedingungen, oder sonst müßten Eure Majestät befehlen, daß ich hier blei-
ben sollte..."
„Nun welche Conditions hast Du zu machen?"
„Zuerst, Herr Onkel, muß ich eine Dose haben . . ."
Der König besann sich keinen Augenblick und zog die Tabatisre mit seinem Bildniß heraus.
„Hier, mou ichiuoe!"
„Sire, ich danke; nicht diese Dose! Sie ist sehr kostbar, sehr schön und am allerschönsteu ist
das Bildniß Eurer Majestät. Doch das brauche ich nie, nie! Wie ich das vor meinen Augen sehe,
so kaun's doch kein Künstler malen, das Bild, welches spricht und mich liebt! Die andere Dose"
„Mylord, ich bitte, tauschen Sie mit mir!" sagte der König, augenscheinlich bewegt. „Sie
sehen, gegen die Argumente eines solchen Panegyrikers ist gar nicht aufzukommen .. ."
„Sire, ich danke!" antwortete ^ord Mitchel, die kostbare Dose eiusteckend. „Aber ich werde
diese Dose als eine Erinnerung au die Winterquartiere in Freiberg betrachten und folglich.. ."
„In der That, Mitchel, sie soll ein Geschenk für Sie sein."
„Das geht auch gar uicht anders, Majestät, denn ich, ich habe die Absicht, dem Prinzen diese
Dose zu schenken. Hier, mein Prinz, und vergessen Sie nie, dem Vorbilde der Tapferkeit und Hu-
manität nachzustrebeu, das der Künstler darstellte."