Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 2) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62335#0199
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Deutschlands Kuustschätze. 13t
die alten Frauen uns guten Tag und gute Jagd wünschen, dann mag der Gemssteiger nur daheim
bleiben . . "
Maxentia brachte Brod und Wein, seltsam ehrwürdig aussehende Flaschen vom Stein und
auch vom Rhein; aber sie hatte es sehr eilig mit dem Ausbreiten der Drelltücher und mit dem
Auflegen des schwer silbernen Eßzeugs. Die Gläser kamen auf einer Silberschüssel an, welche
ersichtlich schwer in Maxentia's Händen wog.
Die drei Herren setzten sich an den Tisch und der Wein blitzte und die Gläser klangen.
Mancher Trinkspruch auf die glücklichen vergangenen Tage ward ausgebracht; aber die Freude
war ernst, viel zu feierlich, es war ein Mahl, wie zum Gedächtniß der Verstorbenen.
„Was schaffen meine alten Freunde?" fragte Kaiser Map, mit der weißen faltigen Hand die
gefurchte Stirn streichend. „Den Meister Albrecht werde ich selbst hinter seinen Tafeln auf-
suchen . . . Aber der Herr Hieronymus Holzschuher; der Rathsherr Johannes Kleeberger, zwar
noch jung, aber von so großen Gaben des Geistes und Körpers; der Maler Hans von Culmbach ..."
„Der ist nach Nördlingen gezogen", sagte Pyrkheimer.
„Er gehört mit zur jungen Welt, Herr Wilibald, aber die hat eben mehr Recht als wir",
fuhr der Kaiser fort. „Sie, diese jungen Leute, sind unsere berechtigten Todtengräber! Wie lebt
denn Meister Peter Vischer? Das ist ein Mann, ein wahrer Erzvater der Kunst" — und Max
lachte heiter — „mit einer Reihe von Söhnen, Hermann, Johannes, Paul und Jacobus...
Gelt, ich habe Euer Nürnberg mir wohl in's Herz geschrieben, Pyrkheimer!"
„Kaiserliche Majestät", antwortete Pyrkheimer, „wenn es eine Stadt giebt im Reich, die den
Kaiser liebt und besonders den Kaiser Max, so ist es unser altes Nürnberg.. ."
„Nun, Herr Wilibald, ich bin gekommen, um mich dessen zu versichern", sagte Maximilian, in
dessen Augen ein Heller Strahl leuchtete. Die Augenbrauen waren gefaltet: er sah ernst und
gebietend drein.
„Was die Augsburger, Speyerer, Wormser blos von sich rühmen, allergnädigster Kaiser, das
ist hier in Nürnberg eine Wahrheit: wir halten treu am Reiche und für Eure Majestät ließen wir
Alle gern Gut und Leben, wenn's gefordert würde . . ."
„Ich verlange ein solches Opfer nicht, Pyrkheimer; viel weniger — nur Vertrauen und nicht
so viele reichsstädtische Widerspenstigkeit . . .", sagte der Kaiser.
„Wir stehen treu zu dem Kaiser!"
„Oh ja, wenn's Alles nach Eurem Willen geht! Sonst ist der Max ein Ding, um das Ihr
Euch nit besonders viel kümmert! Mit dem jungen Max habt Jhr's weidlich gehalten, das muß
wahr, bleiben; aber feit ihm der Schnee auf's Haupt geschlagen ist, schaut Ihr Euch nach anderen
Rittern um als nach den Theuerdanks und Weißkunigs!"
Ein langes Schweigen entstand.
„Ich bin in eine enge Gasse hineingerathen", sagte Max seufzend. „Rechts und links neben
mir die steilen Felswände, wo für keine Fußspitze Raum wäre, vor mir den Schneesturm, habe ich
hinter mir zwei schlimme Gefährten: der eine ist ein Löwe, welcher das Alter heißt und einen
Bären, dessen Name Tod ist."
„Mein Kaiser, Ihr macht mir das Herz schwer, so daß es sich nicht ob Eurer Gegenwart, wie
es wollte, zu erfreuen vermag", murmelte Pyrkheimer.

17*
 
Annotationen