130 Deutschlands Kuustschütze
berg, — der Aeltern und Geschwister vor einigen Jahren durch die schwarze Krankheit in wenigen
Tagen beraubt.
Als Maxentia die ehrfurchtgebietenden Gestalten der beiden Gäste mit raschem Blicke ge-
mustert Hatte, wich sie bis an die Thür zurück und gab Herrn Phrkheimer einen Wink.
„Ein echtes Nürnberger Kind", sagte der Kaiser; „ein Köpfchen, so recht für Meister Dürer
geformt. Wir meinten vor achtzehn Jahren, guter Dietrichstein, die Damen der stolzen Norim-
berga seien nicht zu überbieten an Schönheit; aber siehe da, diese Damen selbst haben uns Lügen
gestraft: sie sind schöner, gewandter, als sie damals gewesen sind .. ."
„Wohl Maler aus dem bayrischen Oberland . . .?" flüsterte Maxentia ihrem Oheim zu, der
ihr halblaut seine Weisungen gab.
„Nein", antwortete der Kaiser, „wir sind Goldschmiede aus dem Tirol, wo zwar wackere Leute
wohnen, aber nit solche, die unsere Arbeiten bezahlen können. Da sind die Nürnberger Patricier
andere Leut!"
Der Kaiser stand auf und kam dicht an das Mädchen heran.
„Wie heißt Ihr, Jungferlein?"
„Prauner Maxentia", antwortete das Mädchen sich auf die Schwelle zurückziehend.
„Ei, der seltene Name!"
„Dafür hab ich ihn auch von einem gar seltenen Pathen, vom Kaiser Maximilian!" antwortete
Maxentia.
„Bissel knauserig, weil er die meisten Tag' im Jahr ohne Geld sein muß", sagte der Kaiser.
„Sonst ein kreuzbraver Kauz. Wird aber wohl solch' ein Kettlein mit eingebunden haben . . ."
Damit zog Max eine lange Erbskette mit einem von Juwelen blitzenden Kreuze aus der
Tasche.
„Das Kreuz ist von Murano, aus Venedig, und es sind sehr fromme Mönche, die dort unser
schönes Gewerk treiben und Kunstwerke machen, gleich diesem hier. Seht's Euch nur an .. ."
Das Mädchen nahm die Kette in die Hand, das Kleinod mit glänzenden Augen betrachtend.
„Tragt das mir zum Angedenken", sagte Max — „über den Preis sind wir, Herr Pyrk-
Heimer und ich, schon einig geworden. Gesegn's Euch Gott!"
Ein rascher Freudenglanz überflog das Gesicht des schönes Kindes; dann aber ließ Maxentia
traurig den Kopf sinken und wies die Kette mit einer Handbewegung zurück.
„Das ist nichts für mich, solch ein Schatz", sagte sie mit leiser Stimme. „Das ist ein Braut-
schmuck — „da an das Spänglein unten am Kreuz gehören die Ringe des Paares!"
„Nun", rief der Kaiser, und ein Lächeln vergangener Tage, freilich durch Runzeln gehemmt,
glitt über sein Antlitz. „Warum sollte Maxentia nicht ein sauberes Bräutchen abgeben?"
„Nein, nein — nimmer!"
„Und wenn ich nun expreß als Werbersmann gekommen wäre für einen sehnsüchtigen Freier?"
„Dann nehme ich die Kette nicht und hätte sie Herr Phrkheimer auch mit einer Mulde voll
Ducaten bezahlt!"
Damit eilte Maxentia fort.
„Nun", meinte der Kaiser, das Kleinod auf den Tisch legend, „der Anfang ist für mich das-
mal in Nürnberg nicht glückverkündend. Wenn die schönen Jungfern uns den Rücken kehren und
berg, — der Aeltern und Geschwister vor einigen Jahren durch die schwarze Krankheit in wenigen
Tagen beraubt.
Als Maxentia die ehrfurchtgebietenden Gestalten der beiden Gäste mit raschem Blicke ge-
mustert Hatte, wich sie bis an die Thür zurück und gab Herrn Phrkheimer einen Wink.
„Ein echtes Nürnberger Kind", sagte der Kaiser; „ein Köpfchen, so recht für Meister Dürer
geformt. Wir meinten vor achtzehn Jahren, guter Dietrichstein, die Damen der stolzen Norim-
berga seien nicht zu überbieten an Schönheit; aber siehe da, diese Damen selbst haben uns Lügen
gestraft: sie sind schöner, gewandter, als sie damals gewesen sind .. ."
„Wohl Maler aus dem bayrischen Oberland . . .?" flüsterte Maxentia ihrem Oheim zu, der
ihr halblaut seine Weisungen gab.
„Nein", antwortete der Kaiser, „wir sind Goldschmiede aus dem Tirol, wo zwar wackere Leute
wohnen, aber nit solche, die unsere Arbeiten bezahlen können. Da sind die Nürnberger Patricier
andere Leut!"
Der Kaiser stand auf und kam dicht an das Mädchen heran.
„Wie heißt Ihr, Jungferlein?"
„Prauner Maxentia", antwortete das Mädchen sich auf die Schwelle zurückziehend.
„Ei, der seltene Name!"
„Dafür hab ich ihn auch von einem gar seltenen Pathen, vom Kaiser Maximilian!" antwortete
Maxentia.
„Bissel knauserig, weil er die meisten Tag' im Jahr ohne Geld sein muß", sagte der Kaiser.
„Sonst ein kreuzbraver Kauz. Wird aber wohl solch' ein Kettlein mit eingebunden haben . . ."
Damit zog Max eine lange Erbskette mit einem von Juwelen blitzenden Kreuze aus der
Tasche.
„Das Kreuz ist von Murano, aus Venedig, und es sind sehr fromme Mönche, die dort unser
schönes Gewerk treiben und Kunstwerke machen, gleich diesem hier. Seht's Euch nur an .. ."
Das Mädchen nahm die Kette in die Hand, das Kleinod mit glänzenden Augen betrachtend.
„Tragt das mir zum Angedenken", sagte Max — „über den Preis sind wir, Herr Pyrk-
Heimer und ich, schon einig geworden. Gesegn's Euch Gott!"
Ein rascher Freudenglanz überflog das Gesicht des schönes Kindes; dann aber ließ Maxentia
traurig den Kopf sinken und wies die Kette mit einer Handbewegung zurück.
„Das ist nichts für mich, solch ein Schatz", sagte sie mit leiser Stimme. „Das ist ein Braut-
schmuck — „da an das Spänglein unten am Kreuz gehören die Ringe des Paares!"
„Nun", rief der Kaiser, und ein Lächeln vergangener Tage, freilich durch Runzeln gehemmt,
glitt über sein Antlitz. „Warum sollte Maxentia nicht ein sauberes Bräutchen abgeben?"
„Nein, nein — nimmer!"
„Und wenn ich nun expreß als Werbersmann gekommen wäre für einen sehnsüchtigen Freier?"
„Dann nehme ich die Kette nicht und hätte sie Herr Phrkheimer auch mit einer Mulde voll
Ducaten bezahlt!"
Damit eilte Maxentia fort.
„Nun", meinte der Kaiser, das Kleinod auf den Tisch legend, „der Anfang ist für mich das-
mal in Nürnberg nicht glückverkündend. Wenn die schönen Jungfern uns den Rücken kehren und