Deutschlands Kvnstschütze. 31
Oberkleid vorzüglich, während die eigentliche Robe trotz meiner Remonstrationen noch immer zu
eng ist . .."
„Aber wer ist sie?" wiederholte Gherardesca mit glühendem Blick. „Sie — im Ballet die
Tänzerin des Königs ..
Lully lachte.
„Wahrlich", sagte er, „es war eine Zeit und sie ist erst nach meiner Verheirathung völlig in's
Meer der Vergangenheit gesunken, es war eine Zeit, wo plötzlich eine geheime Macht aufstieg und
mir ein verzehrendes Herzensfieber anhauchte. Die Symptome des ersten Fieberanfalls waren ganz
so, wie wir sie eben jetzt bei unserm armen Gherardesca finden . ."
„Ich verstehe Euch nicht, Maestro Lully..."
„Ich glaub's gern; damals verstand ich auch nicht, was die Lente mir sagten . .. Das Hatte
sie bewirkt; aber die Dame dort ... O, sie versteht eine Menge von solchen Kunststücken . .."
„Aber ich beschwöre Euch, wer ist sie? Eure Gemahlin — unmöglich!"
„Gott sei gepriesen, daß sie es nicht ist; denn sonst Hätte mich, der ich zwar tapfer, aber unter
allem Begriff ungeschickt fechte, längst ein Degenstoß eines jener Cavaliere unter den Rasen ge-
bracht, die mit mir an Verliebtheit in meine Göttin wetteiferten! Dies ist Maria Mancini, die
Nichte des Cardinals Mazarin..."
- Gherardesca trat einen Schritt zurück, um sich gleich wieder dem Bilde zu nähern.
„Ich selbst werde den Chorreigen führen", sagte er mehr wie zu sich selbst, „und Maria
Mancini wird nicht mit dem König tanzen .. ."
Lully schlug den Dichter auf die Schulter.
„I^er Laeeo, ourmsirno, Ihr seid ein Mann mit dem echten Stempel der Florentiner! Drei
Tage in Paris, findet er es bereits für nothwendig, sich in die Privatangelegenheiten Seiner Ma-
jestät zu mischen . . ."
„Sie ist nicht des Königs Geliebte!" rief Gherardesca aus. „Ich entsinne mich — der König
sollte Olympia Mancini heirathen... Aber diese Dame heißt Maria . .. Meister Mignard,
gestattet die Frage, ob Ihr mir dies Bild abtreten wollt? Fordert, was Euch beliebt, ich werde
nicht ruhen, nicht rasten, bis ich die Summe errungen habe, das Bild zu kaufen."
„Mein Herr, das Bild ist nicht feil .. .", bemerkte Mignard, fast verschüchtert von dem hef-
tigen Wesen Gherardesca's.
„Ihr könnt ja noch ein Mal das Bildniß machen und das zweite Eurem Besteller geben."
„Unmöglich, Signore!"
„Weshalb unmöglich? Fürchtet Ihr, daß Ihr dies Bild nicht genau copiren könnt? Ihr seid
Eurer Kunst sicher genug, um nicht auf einen solchen Gedanken zu gerathen."
„O, ich glaube, die Wiederholung würde in mancher Hinsicht besser sein, als das Original-
bild, was etwa die Harmonie des Details an einzelnen Stellen betrifft. Schwer würde es nur für
mich sein, jenen Hauch des Lebens wieder über das Bild zu breiten, der unwillkürlich dem Origi-
nal gegenüber aus dem Pinsel geflossen ist ... Doch dies sind müßige Betrachtungen ... Dies
Bild muß morgeu schon seinem Besteller überliefert werden und Maria Mancini wird sich nie
wieder malen lasten — was ich jedoch Dahingestellt sein lasse, da Franenlaunen sehr ost zu wech-
seln pflegen."
Oberkleid vorzüglich, während die eigentliche Robe trotz meiner Remonstrationen noch immer zu
eng ist . .."
„Aber wer ist sie?" wiederholte Gherardesca mit glühendem Blick. „Sie — im Ballet die
Tänzerin des Königs ..
Lully lachte.
„Wahrlich", sagte er, „es war eine Zeit und sie ist erst nach meiner Verheirathung völlig in's
Meer der Vergangenheit gesunken, es war eine Zeit, wo plötzlich eine geheime Macht aufstieg und
mir ein verzehrendes Herzensfieber anhauchte. Die Symptome des ersten Fieberanfalls waren ganz
so, wie wir sie eben jetzt bei unserm armen Gherardesca finden . ."
„Ich verstehe Euch nicht, Maestro Lully..."
„Ich glaub's gern; damals verstand ich auch nicht, was die Lente mir sagten . .. Das Hatte
sie bewirkt; aber die Dame dort ... O, sie versteht eine Menge von solchen Kunststücken . .."
„Aber ich beschwöre Euch, wer ist sie? Eure Gemahlin — unmöglich!"
„Gott sei gepriesen, daß sie es nicht ist; denn sonst Hätte mich, der ich zwar tapfer, aber unter
allem Begriff ungeschickt fechte, längst ein Degenstoß eines jener Cavaliere unter den Rasen ge-
bracht, die mit mir an Verliebtheit in meine Göttin wetteiferten! Dies ist Maria Mancini, die
Nichte des Cardinals Mazarin..."
- Gherardesca trat einen Schritt zurück, um sich gleich wieder dem Bilde zu nähern.
„Ich selbst werde den Chorreigen führen", sagte er mehr wie zu sich selbst, „und Maria
Mancini wird nicht mit dem König tanzen .. ."
Lully schlug den Dichter auf die Schulter.
„I^er Laeeo, ourmsirno, Ihr seid ein Mann mit dem echten Stempel der Florentiner! Drei
Tage in Paris, findet er es bereits für nothwendig, sich in die Privatangelegenheiten Seiner Ma-
jestät zu mischen . . ."
„Sie ist nicht des Königs Geliebte!" rief Gherardesca aus. „Ich entsinne mich — der König
sollte Olympia Mancini heirathen... Aber diese Dame heißt Maria . .. Meister Mignard,
gestattet die Frage, ob Ihr mir dies Bild abtreten wollt? Fordert, was Euch beliebt, ich werde
nicht ruhen, nicht rasten, bis ich die Summe errungen habe, das Bild zu kaufen."
„Mein Herr, das Bild ist nicht feil .. .", bemerkte Mignard, fast verschüchtert von dem hef-
tigen Wesen Gherardesca's.
„Ihr könnt ja noch ein Mal das Bildniß machen und das zweite Eurem Besteller geben."
„Unmöglich, Signore!"
„Weshalb unmöglich? Fürchtet Ihr, daß Ihr dies Bild nicht genau copiren könnt? Ihr seid
Eurer Kunst sicher genug, um nicht auf einen solchen Gedanken zu gerathen."
„O, ich glaube, die Wiederholung würde in mancher Hinsicht besser sein, als das Original-
bild, was etwa die Harmonie des Details an einzelnen Stellen betrifft. Schwer würde es nur für
mich sein, jenen Hauch des Lebens wieder über das Bild zu breiten, der unwillkürlich dem Origi-
nal gegenüber aus dem Pinsel geflossen ist ... Doch dies sind müßige Betrachtungen ... Dies
Bild muß morgeu schon seinem Besteller überliefert werden und Maria Mancini wird sich nie
wieder malen lasten — was ich jedoch Dahingestellt sein lasse, da Franenlaunen sehr ost zu wech-
seln pflegen."